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Beuth Hochschule: “Endlich ein neuer Name!”

29. Januar 2020
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Foto: Samu­el Orsenne

Die Beuth-Hoch­schu­le wird sich umbe­nen­nen. Die Aka­de­mi­sche Ver­samm­lung hat in gehei­mer Wahl mit 30 Stim­men für die Umbe­nen­nung gestimmt, 14 dage­gen, eine Ent­hal­tung. Ent­schei­dend waren dabei nicht nur die Betei­li­gungs­for­ma­te beim letz­ten Sym­po­si­um zum The­ma, son­dern auch die Gre­mi­en der stu­den­ti­schen Selbst­ver­wal­tung im Vor­feld, die sich bereits früh, zahl­reich und ein­deu­tig posi­tio­nier­ten. Hier ver­öf­fent­li­chen wir  eine Stel­lung­nah­me der Ver­tre­ter von Studierendengruppen.

“Freuen uns auf einen offenen Prozess”

“Wir als stu­den­ti­sche Vertreter*innen freu­en uns sehr über die Ent­schei­dung zur Umbe­nen­nung. Wir for­dern schon seit lan­gem, eine kla­re Hal­tung zu Beuths anti­se­mi­ti­schen Äuße­run­gen und Hand­lun­gen zu bewei­sen. Es ist ein Zei­chen, dass wir kei­ne Form von Anti­se­mi­tis­mus damals und heu­te akzep­tie­ren. Beuth hat unse­re Hoch­schu­le nicht mehr reprä­sen­tie­ren können.

Die Erin­ne­rung an sei­ne Ver­diens­te um das tech­ni­sche Bil­dungs­we­sen soll­te in der Fra­ge Aus­druck fin­den, wie unse­re Hoch­schu­le künf­tig aus­bil­den möch­te: Damals für Indus­tria­li­sie­rung und ange­sichts der Land­flucht – heu­te für nach­hal­ti­ge Tech­no­lo­gien ange­sichts wach­sen­der Ungleich­heit und öko­lo­gi­schem Kol­laps. Kon­zep­te und Prak­ti­ken gibt es hier schon eini­ge – die Pio­nier­tat kann aus der Über­tra­gung auf eine tech­ni­sche (Fach-)Hochschule entstehen.

Foto: Phil­lip Böhlendorf

Für uns ist wich­tig, dass wir uns heu­te mehr mit Anti­se­mi­tis­mus und Ras­sis­mus aus­ein­an­der­set­zen. Gera­de gedach­ten wir zum 75. Mal der Befrei­ung von Aus­schwitz. Die Ver­ant­wor­tung für die maschi­nel­le Ver­nich­tung Mil­lio­nen von Men­schen dür­fen wir nie­mals ver­ges­sen. Wir for­dern, dass wir uns zukünf­tig mehr mit Auf­klä­rung und Bil­dung zu Anti­se­mi­tis­mus und Ras­sis­mus­kri­tik an unser Hoch­schu­le beschäf­ti­gen, zum Bei­spiel auch „cri­ti­cal whiten­ess“, den Pri­vi­le­gi­en in Mit­tel­eu­ro­pa und den damit ver­bun­den Verantwortung.

Nach unser Umbe­nen­nung wür­de uns mal inter­es­sie­ren, wie der Beuth-Ver­lag und die Beuth-Gesell­schaft auf den Anti­se­mi­tis­mus sei­nes Namens­ge­bers reagieren.

In der Namens­su­che für unse­re Hoch­schu­le freu­en wir uns auf einen offe­nen Pro­zess, in dem alle sich ein­brin­gen kön­nen. Par­al­lel wird bereits das Leit­bild der Hoch­schu­le neu erar­bei­tet. Die­se Pro­zes­se kön­nen mit Hil­fe von Umfra­gen, Work­shop und Urab­stim­mun­gen statt­fin­den. Nicht nur wir, son­dern auch zahl­rei­che ande­re Grup­pen aus der Stu­die­ren­den­schaft wol­len sich am fol­gen­den Pro­zess betei­li­gen. Die­ser soll­te auch sol­che Metho­den umfas­sen, die bis­her nicht in die Gre­mi­en­ar­beit ein­ge­bracht wur­den, die Chan­ce zur Betei­li­gung gibt. Zahl­rei­che Stu­die­ren­de suchen es sich nicht bewusst aus, auf ihre Stim­me zu ver­zich­ten. Und ein Hin­weis­schild am Haus Beuth kann eigent­lich eher heu­te als mor­gen hängen.

“Diskussion um unser Selbstverständnis”

Dies ist auch eine Chan­ce, um unse­rer Hoch­schu­le ein neue Aus­rich­tung zu geben. Uns beschäf­ti­gen bren­nen­de The­men, wie die glo­ba­le Kli­ma­kri­se, Sexis­mus und Que­er­feind­lich­keit in der Gesell­schaft und der Rechts­ruck. Auch der Begriff Offen­heit (Open­ness) kann hier Anknüp­fungs­punkt sein, um uns als anwen­dungs­ori­en­tier­te Hoch­schu­le ein Ide­al zu geben, das – wie schon der Frei­heits­be­griff der Grund­la­gen­for­schung (vgl. FU Ber­lin) – Aus­gangs­punkt für kon­ti­nu­ier­li­che Dis­kus­si­on um unser Selbst­ver­ständ­nis und Tätig­keit sein kann: für offe­ne tech­ni­sche Doku­men­ta­tio­nen und Bil­dungs­ma­te­ria­li­en, für Aus­tausch mit Kiez, Wirt­schaft und Zivil­ge­sell­schaft, für die Ver­knüp­fung von Lehr­auf­trag, For­schung und gesell­schaft­li­cher Ver­ant­wor­tung, als Hoch­schu­le der Bil­dungs­auf­stei­gen­den und Stu­die­ren­den aus aller Welt. Wir wol­len nicht erneut eine Per­son mit dem Namen ehren.

Dario Brink­mann ist Refe­rent des All­ge­mei­nen Stu­die­ren­den­aus­schus­ses (AStA) der Wed­din­ger Hoch­schu­le und Teil der „Initia­ti­ve für einen schö­nen Hoch­schul­na­men“. Paul Jer­chel ist Spre­cher des Rats für Zukunfts­wei­sen­de Ent­wick­lung (RZE), der stu­den­ti­schen Nach­hal­tig­keits­inia­ti­ve für „Reflek­ti­on und Inno­va­ti­on in For­schung, Leh­re und Gesell­schaft“. Bei­de waren bei der Sit­zung der Aka­de­mi­schen Ver­samm­lung anwe­send und reflek­tie­ren hier gemein­sam die Hoff­nun­gen ihrer Gruppierungen.

Foto: Samu­el Orsenne

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

4 Comments

  1. […] unser Selbst­ver­ständ­nis. Paul Jer­chel und Dario Brink­mann hat­ten bereits frü­her in einem Wed­din­g­­wei­­ser-Bei­trag die Umbe­nen­nung als Möglich­keit gese­hen, als “Chan­ce, um unse­rer Hoch­schule eine […]

  2. Gem. Bericht haben sich 14 Per­so­nen GEGEN eine Umbe­nen­nung ausgesprochen!
    Bei einer aus­ge­wo­ge­nen Bericht­erstat­tung soll­te m.M.n. auch die Geg­ner der Umbe­nen­nung zu Wort kom­men! Ansons­ten folgt der Wed­ding­wei­ser nur dem Main­stream und macht Gesin­nungs­jour­na­lis­mus statt Infor­ma­ti­ons­ver­mitt­lung und macht sich nicht ein­mal die Mühe, ein The­ma auf­zu­grei­fen, wel­ches anschei­nen­de wei­te Tei­le der Bevöl­ke­rung bewegt.

    • Gast­bei­trä­ge mit einer Gegen­po­si­ti­on neh­men wir ger­ne ent­ge­gen. Wir bie­ten in ers­ter Linie eine Platt­form, betrei­ben aber kei­nen eige­nen Gesinnungsjournalismus.

  3. Als Betrof­fe­ner der Stra­ßen­um­be­nen­nung im Afri­ka­ni­schen Vier­tel hof­fe ich, dass sich die Umbe­nen­nung der Hoch­schu­le etwas durch­dach­ter gestal­tet als bei uns. Gut fin­de ich die Idee, kei­ne beson­de­re Per­son, son­dern eine Hal­tung zu den Fra­gen, mit denen sich die Hoch­schu­le aus­ein­an­der­setzt zur Grund­la­ge der Namens­ge­bung zu machen. Der Redak­ti­on des Wed­ding­wei­sers möch­te ich ans Herz legen, auch Gast­bei­trä­ge noch ein­mal kri­tisch durch­zu­le­sen. Im Feu­er des poli­ti­schen Gefechts hat der Autor wohl eini­ge Sät­ze nicht ganz zu Ende gedacht.

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