In der Gotenburger Straße im Soldiner Kiez, auf dem Gelände des ehemaligen Bauwagenspielplatzes, soll ab September ein Neubau entstehen. Das Projekt auf dem unbebauten Grundstück an der Ecke Prinzenallee ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes. Hier soll ein soziales Zentrum für betreutes Wohnen entstehen. Der Bezirk Mitte hat soeben die Baugenehmigung erteilt. Bauherr ist die städtische Wohnungsgesellschaft degewo, Generalmieter wird KIEZquartier, ein Zusammenschluss von mehreren sozialen Trägern. Bereits im Vorfeld haben die künftigen Mieter mitbestimmen können und wurden bei der Planung einbezogen.
Der Bedarf an Plätzen für betreutes Wohnen ist groß. Auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt gibt es für soziale Wohnprojekte aber immer weniger Möglichkeiten. „Träger solcher Projekte sind meist die ersten, die rausgekündigt werden“, sagt Stefan Lutz. Er ist Sozialmanager bei Prowo e.V., ein Träger für betreutes Wohnen und Geschäftsführer des neuen Zusammenschluss KIEZquartier. Das liege daran, dass die Mietverträge der Träger Gewerbemietverträge sind und daher leicht zu kündigen – obwohl es eigentlich als Wohnraum genutzt wird. „Über reine Marktmechanismen haben soziale Träger heute keine Chance mehr“, sagt Lutz. Daher freue er sich besonders auf die Aussicht nach langfristigen und sicheren Räumen für betreutes Wohnen.
Der Weg bis zum fertigen Projekt war lang. Die Idee für das Sozialhaus in der Gotenburger Straße entstand bereits vor sechs Jahren. In Workshops mit Architekten entwickelten die Träger damals ihre Vorstellungen. „Wir Träger wissen am besten, was wir brauchen. Und das sind eben meist keine Standardeinrichtungen, sondern Wohnraum, der gezielt auf die Projekte abgestimmt ist“, sagt Stefan Lutz. In der Folge haben sich sieben soziale Träger mit Unterstützungs des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin auch organisatorisch unter einem Dach zusammengefunden, KIEZquartier wurde gegründet, die als Ansprechpartner für den Vermieter fungiert. Der Bezirk Mitte, Eigentümer des Grundstücks, auf dem früher ein Bauwagenspielplatz war, hat die Fläche 2016 mit einer Zweckbindung für Jugend‑, Gesundheits- und Sozialnutzung an die städtische Wohnungsgesellschaft übertragen.
In dem Neubau in der Gotenburger Straße sollen nach der Bauphase, die nach den Planungen im Herbst 2023 beendet sein soll, verschiedenen Nutzungen integriert werden. Vorgesehen ist betreutes Wohnen mit 104 Wohnplätzen, eine Kita mit 60 Plätzen und eine Produktionsschule zur Ausbildung von Jugendlichen auf etwa 380 Quadratmetern Fläche. Degewo und KIEZquartier wollen einen langfristigen Mietvertrag abschließen, der zunächst eine Laufzeit von 25 Jahren haben soll und eine Option für eine Verlängerung bietet.
KIEZquariter besteht aus sieben Trägern. Unter dem Dach sind die Träger ADV gGmbH, Berliner Starthilfe e.V., casablanca gGmbH, Lebenswelten e.V., Prowo e.V., ZIK gGmbH und die Zukunftsbau GmbH vereint. Der Zusammenschluss sozialer Träger zu einer Dachorganisation, die dann Generalmieter wird, ist neu und modelhaft. Sowohl Stefan Lutz als auch degewo-Vorstandsmitglied Sandra Wehrmann bewerten die Zusammenarbeit bisher als gelungene Kooperation. “Mit dem Modellprojekt des betreuten Wohnens schaffen wir ein dringendes wohnortnahes Angebot im Soldiner Kiez mit der Zielsetzung, dass Bewohner mit Betreuungsbedarf in ihrem gewohnten Lebensumfeld verbleiben können“, sagt Sandra Wehrmann.
Mehr über KIEZquarier gibt es online unter www.kiezquartier.de. Weiteres über degewo ist auf der
Webseite www.degewo.de zu finden.