Nun ist sie weitergezogen, die Berlinale. Am Samstagsabend (22.2.) ist das große Filmfestival im Wedding zu Gast gewesen. Im City Kino Wedding gab es einen spannenden Berlinale-Abend mit zwei Filmen. Für alle, die keine Karten für die ausverkauften Veranstaltungen bekommen haben, gibt es hier ein paar gute Tipps für noch mehr Berlinale in der Nachbarschaft.
Ein Mal über den roten Teppich schreiten, ein Selfie mit dem Berlinale-Bären machen – das gehört zum Filmfestival einfach dazu. Wer das Glück hatte, Karten zu bekommen, der konnte darüber hinaus einen oder sogar zwei Berlinale-Filme im Wedding sehen.
Berlinale goes Kiez und ein Fallschirmsprung
Am frühen Abend wurde aus der Sektion Forum der Film „Anne at 13,000 ft“ von Kazik Radwanski gezeigt. Der Regisseur nahm die Zuschauer mit in die Welt der jungen Erzieherin Anne. Die junge Frau lebt in Toronto, liebt Kinder und wohnt in ihrer eigenen Wohnung. Sie schwankt zwischen Begeisterung, Unruhe und Apathie und gibt sich stets ihren Gefühlen hin, wobei sie mit ihrem Umfeld immer wieder aneckt. Ganz nah begleitet sie die Kamera durch einen kleinen Teil ihres Lebens. Der Zuschauer ahnt am Ende mehr als er weiß, was Annes Problem mit der Welt ist. Vielleicht will sie alles immer richtig spüren? Dazu passt ihr Hobby, das Fallschirmspringen. Wenn Anne am Ende erstmals allein aus dem Flugzeug springt, bleibt der Zuschauer gleichfalls mit einem eigenartigen Gefühl im Bauch zurück.
Ein Kandidat für einen goldenen Bären?
Der späte Film an diesem Tag war ein besonderer Höhepunkt, und das aus zwei Gründen. Zunächst wurde im City Kino Wedding erstmals während der Berlinale ein Film gezeigt, der im Wettbewerb um die goldenen Bären antritt. „Volevo nascondermi“ (Ich wollte mich verstecken) von Regisseur Giorgio Diritti feierte tags zuvor am Potsdamer Platz Premiere und wurde dort sehr gefeiert. Schon am nächsten Tag war der Film über den modernen Künstler Antonio Ligabue auf der Leinwand im Wedding zu sehen. Die Biografie zeichnet das Leben des Einzelgängers, der jahrelang in bitterer Armut lebte und dem seine Kunst auch eine Möglichkeit gab, sich zu finden. Der berührende Film erzählt die Geschichte in eindrucksvollen Bildern und lebt vor allem vom großartigen Spiel von Hauptdarsteller Elio Germano. „Er kroch geradezu in Antonio Ligabue hinein“, erklärte Regisseur Giorgio Diritti im anschließenden Filmgespräch.
Hier geht die Berlinale weiter
Wer keine Karten für die beiden „Berlinale goes Kiez“-Veranstaltungen bekommen hat, kann sein Glück noch weiter versuchen. „Volevo nascondermi“ läuft am 1. März um 9.30 Uhr nochmals im Zoo Palast – zu Redaktionsschluss waren online noch Karten verfügbar (→ Berlinale-Karten). In Italien wird der Film auch im Kino zu sehen sein, für Deutschland gibt es bisher keine Termine. Vielleicht ändert sich das, falls der Film einen Berlinale-Bären mit nach Hause nehmen kann.
Filmfestival im Silent Green Kulturquartier
Ganz verschwunden ist die Berlinale aus dem Wedding jetzt übrigens nicht. Die 70. Ausgabe des Filmfestivals macht auch im Silent Green Kulturquartier Station – bis zum Ende des Filmfestivals am 1. März und sogar darüber hinaus. Im Rahmen der Sektion Forum Expanded wird in der riesigen Betonhalle in der Gerichtstraße 35 die Gruppenausstellung „Part of the Problem“ mit Installationen präsentiert. Die Ausstellung ist bis zum 22. März zu sehen. Karten hierfür gibt e nur vor Ort und nicht über den offiziellen Ticketverkauf. Zudem wurde die Kuppelhalle des Silent Green zum Werkstattkino umgebaut. Hier werden Filme aus der Sektion Forum Expanded sowie einige aus der Sektion Forum gezeigt.
Wedding-Botschafterin
Darüber hinaus hat der Wedding auch in diesem Jahr wieder seine besondere Kiezkinobotschafterin. Anne Lakeberg, Betreiberin des City Kino Wedding ist auch bei der 70. Berlinale die Moderatorin aller „Berlinale goes Kiez“-Vorführungen. Während des Filmfestivals zieht sie von Kino zu Kino und moderiert alle Veranstaltungen in den Kiezkinos von Kreuzberg bis Wilmersdorf, von Pankow bis Friedrichshagen. Damit trägt sie auch den Wedding ein Stück weit in in die ganze Stadt.