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Wedding Spam – Wedding-Girl in London

14. Juli 2016
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LaSimonas Road
In die­ser Stra­ße in Lon­dons Nor­den wohnt unse­re Autorin LaSi­mo­na jetzt. Fotos: LaSimona

Jetzt ist die Wed­din­ge­rin nach Lon­don gezo­gen. „Jetzt“ ist gut, vor neun Mona­ten eigent­lich. Und häu­fig kam die Bit­te: Ver­gleich doch mal, so Ber­lin und Lon­don oder Wed­ding und Dei­ne Wohn­ge­gend. Bittesehr!

Die Auf­ga­be ist nicht nur schwer, weil der Wed­ding sich so schlecht grei­fen und daher ver­glei­chen lässt – was ver­gleicht man da? Auch des­halb, weil Ver­glei­che immer einen nega­ti­ven Touch haben kön­nen, um gleich ein­mal ein eng­li­sches Wort ein­zu­brin­gen. Die Woh­nun­gen sind hier teu­rer, die Fahrt­we­ge län­ger, Lebens­mit­tel ähn­lich und genau auch wie­der nicht, aber mit mehr Sand­wi­ches, die Muse­en und Gale­rien sind hier kos­ten­frei­er, mei­net­we­gen ist Lon­don auch noch coo­ler … (Ilford, da wo ich woh­ne, ist es wahr­schein­lich eher nicht). Hier ist mein Zuhause.

Daher habe ich lan­ge nach einem The­ma gesucht, mit dem man begin­nen kann, das ein wenig beschrei­bend ist, ohne einer Par­tei hin­ten in die Knie zu tre­ten. Ganz ohne geht es aber auch nicht.

In Ilford woh­ne ich also jetzt, im Nord­os­ten von Lon­don, Zone 4, kommt Zone B/C in Ber­lin gleich. Man hört sodann im Lon­do­ner Freun­des­kreis, das sei aber recht weit drau­ßen. Ist es aber nicht, mit etwas Geduld. Hier drau­ßen woh­ne ich – mie­te ich – weil es hier erschwinglich(er) ist, zumal ich zwei Zim­mer („one bed­room“) und einen Gar­ten haben woll­te. So kann ich mich in mei­ner Woh­nung wenigs­tens ent­spannt ein­mal im Kreis dre­hen, ohne mir nen­nens­wer­te Ver­let­zun­gen zuzuziehen.

LaSimona: Goodmayes High Street. Foto: Simone Lindow
Die High Street von Goodmayes.

Das Mie­ten hebe ich her­vor, weil es hier ab einem recht jun­gen Alter üblich ist, schnell zum Kauf einer Immo­bi­lie zu schrei­ten, lie­ber abzah­len, als einem selt­sa­men Ver­mie­ter Geld in den Rachen zu schmei­ßen. Und ganz dumm ist das nicht, aber eben auch nicht immer gleich mach­bar. Sonst, das weiß ich jetzt umso mehr, hät­te ich natür­lich eben­falls gekauft. Denn Miet­recht ist in Groß­bri­tan­ni­en beim Ver­tei­len von Para­gra­fen nicht obers­te Prio­ri­tät gewesen.

So lebe ich denn neben mei­nem Land­lord, dem Ver­mie­ter. Das recht beschau­li­che Good­mayes, ein Teil besag­ten Ilfords, ist auf­grund der Rand­la­ge recht mul­ti­kul­tu­rell, vor allem Inder leben hier und man genießt eine ent­spre­chen­de Fül­le an Spät­is (Cor­ner­shops) und Obst­stän­den. Das habe ich schon am Wed­ding geliebt, das blieb also. Die Woh­nung ist ein Traum, der Land­lord ein sagen­haf­ter Griff ins Klo, der obge­nann­tes Miet­recht auf fan­ta­sie­vol­le Art noch da aus­he­belt, wo sich LaSi­mo­na als Mie­te­rin schon an der Gren­ze des Mach­ba­ren sah. Mit Ver­laub – ich lache dar­über, eine men­ta­le Mimik, die wei­ter­hilft, wenn man sich eben auf das Mie­ten einlässt.

War­um der Titel des Geschrie­be­nen? Mein Land­lord ist Inder, viel­mehr ist es eine Fami­lie mit zwei Söh­nen und einer Toch­ter. Die Toch­ter ist ver­hei­ra­tet, einer der Söh­ne hat nun die Frau sei­nes Lebens gefun­den, eine Indi­an Wed­ding steht ins Haus – nein – in die Häu­ser. Denn mein Gar­ten darf Teil des bun­ten Trei­bens sein. An sich nicht schlecht, ich habe es auf das Essen abgesehen.

LaSimonas Garten in Ilford. Foto: Simone Lindow
Blu­men nur in Töp­fen, becau­se of the Wedding.

Die­se Indi­an Wed­ding wur­de mir nach sechs Mona­ten Miet­zeit mit­ge­teilt. Da war ich mitt­ler­wei­le kom­plett ein­ge­rich­tet und habe mei­ne Woh­nung so gestal­tet, wie ich es auch in Ber­lin gemacht habe – meins also, Möbel, Far­ben, Gar­ten­pla­nung (Lon­don City Girl). Man leg­te mir nahe, bes­ser aus­zu­zie­hen, denn es wür­de laut wer­den und mein Gar­ten gin­ge defi­ni­tiv kaputt. Pflan­zen und Bee­te gehen nicht, alles muss im Som­mer raus. Also für zwei Wochen im Juli/August. Ich räum­te Mach­bar­keit ein und merk­te mir Ende Juli/Anfang August als gärt­ne­ri­sche Tabu­la Rasa vor. Wir schaf­fen das. Und nutz­te fort­an mei­nen Gar­ten, im Geis­te mil­de beden­kend, dass das halt im Som­mer für zwei Wochen etwas umge­räumt wer­den muss. Wegen der Indi­an Wed­ding.

So topf­pflan­ze und gie­ße ich ich also vor mich hin, wir schrei­ben April. Da ploppt ein Kopf hin­term Gar­ten­zaun her­vor, how are you, LaSi­mo­na? Just a quick remin­der, the Wed­ding is in July/August. Jo, weiß Bescheid.

So umtop­fe und fege und gie­ße ich im Mai, da ploppt ein Kopf hin­term Zaun her­vor, how are you, LaSi­mo­na? Just a quick remin­der, the Wed­ding is in July/August. Jo, weiß Bescheid (copy paste).

So tra­ge ich eine Topf­pflan­ze im Juni von A nach B, […] Just a quick remin­der, the Wed­ding is in July/August. Jo, weiß Bescheid. Gre­at, but! Wir müs­sen die Gar­ten­mau­er ein­rei­ßen und schö­ner bau­en, you know, the Wed­ding. Drei Tage kein Gar­ten, aber jetzt eine schö­ne­re Mau­er. Fand sogar ich als Berlinerin.

So mähe ich Anfang Juli und topf­pflan­ze und gie­ße, how are you, LaSi­mo­na? Just a quick remin­der, the Wed­ding is in July/August. Jo, weiß Bescheid. Gre­at, but plea­se don’t for­get, kei­ne Bee­te, bit­te pflan­ze nichts in den Boden, becau­se the Wed­ding […]. Zelt, laut, nie­der­tram­peln, Gras weg, Blu­men verendet.

Ich läch­le also und fra­ge die Ver­mie­te­rin, Mut­ter des ange­hen­den Bräu­ti­gams, ob sie sich freut und ob schon alles vor­be­rei­tet ist. Und den­ke ins­ge­heim: Wenn ich noch ein­mal das Wort Wed­ding höre, flie­gen Töp­fe. Und derer habe ich reichlich!

LaSimona. Foto: Simone Lindow
LaSi­mo­na

LaSi­mo­na schreibt seit Okto­ber 2014 für den Wed­ding­wei­ser und zog im Okto­ber 2015 nach Lon­don, genau­er Goodmayes/Ilford. Seit­her arbei­tet sie als soge­nann­ter Publi­ca­ti­ons Offi­cer für die Deut­sche Schu­le Lon­don und küm­mert sich um den Neu­auf­bau der Schul­web­sei­te und alle Printpublikationen.

2 Comments

  1. Auch ganz nebenbei:
    Der Wed­ding rich­tet ein Flücht­lings­camp für die Taf­fies und die Sas­sen­ach ein.
    In der Lon­do­ner Str. 🙂

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