Die Anzahl der Suchtkranken, die sich tagtäglich auf dem Leopoldplatz aufhalten, liegt in diesem Sommer deutlich unter der des vergangenen Jahres. Das erklärte Andreas Funke von der Präventionskoordination des Bezirks Mitte auf einem Platzrundgang mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Runden Tisches Leopoldplatz am 28. Mai. Rein quantitativ hat sich die Lage auf dem zentralen Stadtplatz des Wedding also offenbar entspannt.
Im vergangenen Sommer hatten sich oft mehr als einhundert Drogenabhängige auf dem Leopoldplatz versammelt. Der “Aufenthaltsbereich” hinter der Alten Nazarethkirche war permanent überfüllt und auch die Grünflächen um die Neue Nazarethkirche waren von der Szene in Beschlag genommen. Das ist derzeit nicht mehr der Fall, meist halten sich tagsüber “nur” mehrere Dutzend Suchtkranke gleichzeitig auf dem Leo auf. Die Präventionskoordination des Bezirks hat einen Überblick über diese Entwicklung, denn der soziale Platzdienst, der im Auftrag des Bezirks täglich den Leo und sein Umfeld bestreift, schätzt jeden Tag die Anzahl der angetroffenen Drogenkonsumenten und gibt diese Zahlen dann ans Rathaus weiter. Diese positive Entwicklung ist wohl auch ein Ergebnis des “Sicherheitsgipfels”, der im vergangenen September unter der Leitung des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner im Roten Rathaus stattfand. Dort hatten sich der Regierende Bürgermeister mit den Spitzen des Innen‑, Gesundheits- und Justizressorts, der Polizeipräsidentin sowie den Bezirksbürgermeisterinnen von Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg getroffen, unter anderem, um Handlungskonzepte für den Leopoldplatz und den Görlitzer Park zu beschließen.
Praktisch umgehend hat sich das auf die Polizeiarbeit vor Ort ausgewirkt. Die personellen Ressourcen, mit denen der Polizeiabschnitt 17 auf dem Leopoldplatz aktiv werden kann, wurden deutlich verbessert. Vor dem Gipfel war die Klage über zu wenige Einsatzkräfte der Polizei faktisch ein immer wiederkehrendes Motiv des Runden Tisches Leopoldplatz, danach war davon keine Rede mehr. Über den Winter hinweg konnte man jedoch schwer einschätzen, wie sich die erhöhte Präsenz der Polizei auf die “Szene” auswirkt, weil deren Präsenz auf dem Leo in der kalten Jahreszeit bisher immer zurückgegangen ist. Mit der wärmeren Witterung wird aber klar, dass die Auswirkungen deutlich sind. Die Entlastung des Leopoldplatzes führt anderseits natürlich auch zur stärkeren Belastung anderer öffentlicher Räume in Mitte durch die Präsenz der Suchtkranken und ihrer Dealer. Die verlegen nicht nur aufgrund des polizeilichen Drucks ihre Standorte. Oft weichen sie auch den Revierkämpfen mit konkurrierenden Dealern aus und suchen sich andere Orte, in denen sie aktiv werden.
Der Handel mit Crack ist allerdings nicht besonders lukrativ. Man braucht keine großen Fertigkeiten, um es aus Kokain und Natron herzustellen, so dass ständig neue Konkurrenten auftauchen und es schwer ist, die Konkurrenz unter Kontrolle zu halten. Die Dealer brauchen aber auch schwer einsehbare Räume, um dort in Ruhe größere Mengen von Kokain mit Natron aufzukochen und Crack herzustellen. Am Leopoldplatz dient dazu derzeit u.a. die City-Toilette zwischen der Bushaltestelle und dem Café Leo. Die ist zwar permanent außer Betrieb, aber manchmal kann man beobachten, wie sich jemand Zugang verschafft und drinnen über längere Zeit herumhantiert. Eigentlich sollte diese Toilette schon längst wieder für die Allgemeinheit zugänglich sein – überwacht von einem Sozialprojekt vor Ort. Den Schlüssel soll man sich dann an einem Bauwagen abholen können, der direkt neben dem Toilettenhaus aufgestellt ist. Das Projekt ist zwar bereits beschlossen, aber die Finanzierung ist noch nicht endgültig gesichert. Im Bezirk hofft man, in diesem Sommer beginnen zu können, damit noch genug Zeit verbleibt, um tatsächlich Erfahrungen zu sammeln. Das Problem: Ende 2025 läuft die Finanzierung aus und es gibt wenig Hoffnung, dass sie irgendwie fortgesetzt wird. Das Café Leo wiederum kann die Schlüssel nicht ausgeben, denn von dort hat man nur das Pissoir auf der Rückseite der City-Toilette im Auge, nicht aber die Vordertür, die überwacht werden muss.
Autor: Christof Schaffelder
Der Artikel ist zuerst in der Sanierungszeitschrift Ecke Müllerstraße erschienen
Es ist und bleibt (bislang) ein Elend am Leo. Wenn die Süchtigen drauf sind, gehe man ihnen besser aus dem Weg. Wenn sie Turkey schieben klauen sie alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Und das finde ich am schlimmsten, dass hier Arme die anderen Armen bestehlen. Ich sehe KEIN Ende dieser Verhältnisse.
Ist ja nicht so,dass man dies nicht vorher wusste.
Es sind nicht nur die Konsumierenden zu “bekämpfen”.
Wie wäre es mit dem Clan,der den Leo versorgt?!?!?
Das Drogenproblem in Berlin ist ein ungelöstes Problem. Theoretisch sind wir alle tolerant und wollen Menschen, die an Drogenabhängigkeit erkrankt sind, Gutes tun. Niemand will jemanden aus der Stadt vertreiben, das wie gesagt: theoretisch.
Die Realität sieht jedoch so aus, dass nur ein sehr geringer Prozentsatz der von harten Drogen Abhängigen, die sich für eine Behandlung entscheiden, es schafft, rehabilitiert zu werden, ganz zu schweigen davon, dass viele es gar nicht erst versuchen. Der Rest gerät in eine Spirale des Elends, die sich über Jahre hinzieht. Und das hat viele Folgen, nicht nur für sie, sondern für die ganze Nachbarschaft.
Ich bin ein Nachbar des Leopoldplatzes. Sie können sich nicht vorstellen, wie oft mir Leute, die NICHT dort wohnen, sagen, dass die Lösung nicht darin besteht, die Süchtigen rauszuwerfen.
Andererseits möchte ich, dass diese Leute wissen, wie es sich anfühlt, wenn man jede Woche mit seinem dreijährigen Kind aus der Wohnungstür geht und sieht, dass auf der Treppe, die man hinuntergehen muss, jemand sich Heroin spritzt bzw. raucht. Man kann dazu nicht sagen, dass sie gehen sollen, denn wenn sie Crack statt Heroin rauchen, können sie recht aggressiv werden (ich spreche hier von meinen eigenen Erfahrungen). Manchmal sieht man nur den Urin oder die Fäkalien und die Spritze in dem Raum, in dem die Nachbarn ihre Kinderwagen abstellen (dreimal innerhalb eines Jahres passiert).
Es heißt, dass im letzten Jahr ca. 100 Süchtige auf dem Leopoldplatz sich aufhielten (die Dealer nicht mitgerechnet). Rund um den Platz leben mehrere tausend Menschen und trotzdem hat die Leute kein Gefühl, wie eine so kleine Gruppe von Menschen die Stimmung des Kiezes so sehr verändern kann.
Und ich frage mich, warum ausgerechnet die Menschen, die um den Platz herum wohnen, diese große Last tragen müssen. Warum muss meine Freundin Angst haben, nachts auf die Straße zu gehen, und immer einen Weg suchen, der den Platz umgeht? Warum können wir nicht die öffentliche Toilette benutzen? Warum muss man aus dem Spielplatz erleben, wie sich die Drogensüchtigen gegenseitig Flaschen werfen? Und vor allem: warum müssen wir aufpassen, dass unser Kind nicht eine Spritze vom Bürgersteig aufhebt? Zahlen wir weniger Steuern als der Rest? nicht dass ich wüsste.…
Darum und auch wenn ich mir bewusst bin, dass die Verteilung der Süchtigen in der Stadt keine Lösung ist, so scheint sie mir doch die demokratischste Lösung des Problems zu sein. Noch besser wäre es, die am Leopoldplatz verbliebenen Süchtigen weiter über die Stadt in Richtung Zentrum und wohlhabende Gegenden zu verteilen, nicht nur in den U‑Bahn-Stationen in der Nähe des Leopoldplatzes. Jetzt würde ich gerne mal hören, was die “tolerante” Leute, die das Problem vor der Haustür haben, dazu sagen. Dann stellt sich wieder die Frage, ob wir wirklich alle so “tolerant” sind, oder ob es uns einfach egal ist, was mit unserem Nachbarn passiert.
Wir, die Anwohner des Leopoldplatzes, haben uns lange genug mit einem Problem abfinden müssen, was niemanden wirklich interessiert hat. Und trotzdem hatte jeder eine Meinung dazu, was auf unserem Platz besser und überhaupt gemacht werden sollte. Es wäre jetzt Zeit, dass wir eine Pause einlegen und dafür andere daran an die Problematik sind. Offensichtlich können sie das besser als wir. Dann können wir uns gerne wiederum in die Probleme der anderen einmischen, sicherlich mit mehr Kenntnis der Sachlage.
Das ist leider auch meine Beobachtung: Konsumiert wird nun recht unverhohlen in den U‑Bahnhöfen Seestr. , Amrumer Str. und Rehberge, rund um den S‑Bahnhof Wedding und in den Rehbergen am Möwensee.
Es ist doch nicht nur der Leopoldplatz. Berlin verpennert immer mehr.
Für Drogensüchtige habe ich kein Verständnis. Es war deren freie Entscheidung Drogen zu nehmen, es hat sie keiner gezwungen. Der Schillerpark wird jetzt von Obdachlosen (viele Russen, Polen, etc.) okupiert, jetzt kommen noch die Drogensüchtigen dazu. Am Schäfersee trifft sich die Trinkerszene. Was ist mit dem Normalbürger? Der fällt wie immer, hinten runter.
Wir nennen es zurecht Suchterkrankung. Es ist eine Krankheit und nur diese Sichtweise wird dazu führen dass man diese Menschen behandelt und wieder aus Ihrem Ehlend herausholt.
Probleme abzuwälzen weil jeder selbst für sich verantwortlich ist machen auch die Porschefahrer welche von den vielen armen Leute angekelt sind . Die haben sich doch auch selbst entschieden nicht arbeiten zu gehen. Schöne einfache Welt.
Das Problem hat sich nur verlagert, in den Schillerpark und zur Mühlenstube (Müllerstr/Transvaalstr)
Hallo Roadrunner
Bingo … auch meine Beobachtung !! Genau vor dieser Verlagerung habe ich damals an dieser Stelle im Artikel zur Mühlenstube hingewiesen… aber die Experten haben es besser gewusst.
Nicht zu vergessen der Eingang Rehberge auf höhe der Otawi plus WC-Häuschen
Ausserdem sollte man zählen und nicht schätzen .… da kann man sich leicht verschätzen 5 Dutzend sind auch schon 60 und der Sommer fängt erst übermorgen an
in diesem Sinne
Ich kann das auch bestätigen. Das Problem wird Richtung Schillerpark, Mühlenstube und U Amrumer Straße verlagert. Von einem zum nächsten Brennpunkt.