Etliche Seniorenbegegnungsstätten und ‑angebote gibt es im Wedding, und über einige Orte wie Otawiteff, Haus Bottrop und Grüntaler Kiezoase Forever Young berichteten wir bereits. Ein Event, das eine recht lange Tradition hat und vielseitig und mitreißend ist, sind die Kulturnachmittage im Gemeindesaal der Kapernaumkirche. Eine regelmäßige Veranstaltung ist „Kaffee und Kultur in Kapernaum“ (kurz KuKiK) womit schon viel verraten ist, denn es gibt jeden zweiten Monat ein anregendes Mitmachprogramm nebst Kaffee und Kuchen.

Was richtig gute Laune bringt sind die großen Themen, die in einer Mischung aus verschiedenen Genres wie Gedichte, Sketche, Musikstücke, Lieder, Kurzgeschichten, Quiz. angeboten werden.
Ich befragte das Team KuKiK an einem warmen Vorfrühlingsnachmittag im sonnigen Kirchhof der Kapernaumkirche an der Seestraße 35.
Weddingweiser: Markus Steinmeyer, Sie sind Gemeindepädagoge und Teamleiter des KuKiK.Wann wurde KukiK gegründet?
M. Steinmeyer: Als ich 2014 hier in Kapernaum meine Stelle antrat, gab es ein festes Konzept, das von einer Gruppe gestaltet wurde, die immer ein etwa 1‑stündiges Programm zu einem Thema mit einer Mischung aus Musik, Tanz und Schauspiel präsentierten. Es war oft sehr beeindruckend, gab den Gästen allerdings kaum Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Aktuell im Team sind Sabine Tillacka, Renate Wiemann, Detlev Wiethuechter, Manfred Slomma, Angelika Ehlers und Lenz Fuhrmann (derzeit erkrankt).

Renate: Ich bin seit 8 Jahren dabei. Damals war ich gerade verwitwet und musste neuen Mut fassen. Ich kreiere die Gedichte zur Begrüßung und Eröffnung des Nachmittags.
Sabine: Seit nunmehr fast 10 Jahren sind wir zusammen. Es gab und gibt immer mal kleine Konflikte innerhalb der Gruppe, was ja auch normal ist, wenn verschiedene Charaktere zusammen sind. Unser Hauptanspruch ist, den Menschen, die zu uns kommen, einen schönen Nachmittag zu bereiten.
Weddingweiser: Was ist das Konzept?
M. Steinmeyer: Gemeinsam mit unserem Pfarrer Alexander Tschernig entwickelte ich ein kommunikativeres, abwechslungsreicheres Konzept, woraus KuKiK wurde. „Tanz um die Welt“ hieß dann der erste Nachmittag am 7. Dezember 2015, der damals noch im kleinen Clubraum stattfand.


Weddingweiser: Welche Rolle spielt die Kirche?
M. Steinmeyer: Wir machen die offenen Nachmittage zwar innerhalb der Gemeindearbeit, aber es ist jede:r willkommen, egal welchen Alters, und auch alle, die nichts mit Kirche am Hut haben. Am Ende eines KuKiK-Nachmittags gibt es dann immer noch ein paar besinnliche Gedanken und einen Segen mit auf den Weg.
Sabine: Schön finde ich, dass alle zusammen an einem Tisch sitzen. Da sind Kirchenzugehörigkeit oder der Glauben zweitrangig. Auch wenn kirchliche Lieder gesungen werden und es einen besinnlichen Abschluss gibt: Es machen alle mit und das ist wichtig.
Weddingweiser: Wie habt ihr euch gefunden? Wer macht was?
M. Steinmeyer: Unsere Nachmittage leben ganz und gar von den Ideen und dem Engagement des Teams. Meine ersten Teamer waren Sabine Tillack und Lenz Fuhrmann, beide durfte ich über unsere Lebensmittelausgabe Laib und Seele kennenlernen. Gründungsmitglied war dann noch Edith Naujocks, die sich im Laufe der Zeit an anderer Stelle in der Gemeinde engagierte.
Renate Wiemann kam als Gast einer unserer Nachmittage hinzu, Detlev Wiethüchter, Angelika Ehlers und Manfred Slomma komplettierten heute das Team.
Angelika, seit etwa 2 Jahren dabei, spielt Musikstücke und bereichert damit den Nachmittag, wenn wir Lieder zum Thema gemeinsam singen; sie hat die musikalische Federführung. Manfred ist unser Teamer für die Technik und das Digitale, denn neuerdings bieten wir Quiz, Memory, Dalliklick und Gewürfelte Wörter über Beamer und großen Screen zum Miträtseln im Wettstreit an.
Sabine erzählt, dass Detlev hinzukam und bald die Aufgabe hatte, weil Sabine erkrankt war, Sabine in einem Sketch als Fee zu ersetzen. Das war so lustig, dass Detlev seitdem in aller Gedächtnis verblieb. Detlev hat bereits in dem nun geschlossenen Weltladen mitgewirkt, und er macht die Offene Kirche.
Weddingweiser: Was bringt euch Anerkennung?
M. Steinmeyer: Lenz sagte mir mal: Weißt du Markus, ich kann mit Kirche eigentlich nichts anfangen, aber hier mitzumachen, das macht einfach viel Freude! Für mich gibt es kaum schönere Feedbacks als das von Lenz.
Sabine: Wenn ich ein paar Tage nach einer Veranstaltung auf der Müllerstraße angesprochen werde, wie toll der Nachmittag war und wie lecker die selbstgemachten Kuchen. Und dass sich an diesen Nachmittagen sogar noch Freundschaften entwickeln. Für mich ist KuKiK ein offener Nachmittag und ein wesentlicher Bestandteil meines Rentnerinnendaseins.
Es ist ein Geben und Nehmen zwischen uns , den Akteuren und unseren (Stamm-)Gästen. Man kommt ins Gespräch, dadurch kann dem einen oder anderen bei Problemen geholfen werden. Es hat sich aus einem KuKiK-Nachmittag z.B. die Spielerunde gebildet, die sich 14-tägig trifft.
Weddingweiser: Es gibt doch auch regelmäßige Geburtstagsfeste?
Sabine: Alle zwei Monate im Wechsel mit KuKiK laden wir die Geburtstagskinder der Kapernaumgemeinde, die 65 und älter werden, ein. Nach einem ähnlichen Konzept wie KuKiK werden auch diese Treffen organisiert und wir stellen die Themen etwas direkter auf die Geburtstagsanlässe ab.
Weddingweiser: Welche Themen werden ausgewählt?
M. Steinmeyer: Anfang jedes Jahres planen wir für alle etwa sechse Veranstaltungen pro Jahr. Beispiele sind Marco Polo, der Mauerfall 1989, Michelangelo. Zu den Themen gibt es neuerdings oft ein Quiz und manchmal auch ein Memory, das digital an einer Leinwand von Manfred gesteuert wird.
Weddingweiser: Was sind weitere Pläne oder Ziele?
M. Steinmeyer: Wir bemühen uns immer, auch am Puls der Leute zu bleiben. Wir haben zuletzt versucht, weniger Vorträge in unseren Nachmittag einzubauen, um dafür mehr Platz für interaktive Elemente zu haben.
Sabine: Das Beste für mich war der Sketch von Loriot Das Frühstücksei (Das Ei ist hart. Viereinhalb Minuten) Diesen Sketch haben Lenz Fuhrman und ich schon mehrmals dargeboten.


Weddingweiser: Was lässt sich allgemein über diese Veranstaltung sagen?
M. Steinmeyer: In meiner schon etwas längeren Berufslaufbahn ist das KuKiK-Team für mich eine ganz besondere Gruppe, die mir sehr am Herzen liegt und mit der ich mich gemeinsam immer sehr über unsere gestalteten Nachmittage und der damit verbundenen Resonanz freue.
Und: Unser KuKiK-Team ist mehr als ein Vorbereitungs- und Backteam! Wenn jemand Unterstützung braucht, sind wir füreinander da.
Weddingweiser: Was liegt euch noch am Herzen?
M. Steinmeyer: Mittlerweile stoßen wir mit unseren regelmäßigen und gelegentlichen Gästen im Gemeindesaal an unsere Grenzen, und es geht auch deshalb schon länger nicht mehr ohne vorherige Anmeldung. Wir sind mit 40 Personen im Gemeindesaal fast ausgebucht, denn auch der selbst gebackene Kuchen soll reichen. Daher ist es recht wichtig, sich im Gemeindebüro zeitig anzumelden und etwas vor dem Beginn um 15 Uhr im Kirchhof zu sein, weil wir dann die Reservierungen abgleichen. Mit jedem neuen Gemeindeblatt von Kapernaum werden die Events angekündigt.
Fotos und Gespräch: Renate Straetling
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Das aktuelle Gemeindeblatt, das man auch als regelmäßige Pdf-Zusendung per E‑Mail bestellen kann
Danke für den schönen Einblick über die Arbeit des KuKiK. Das beschriebene Seniorentreffen scheint sich sehr gut weiterentwickelt zu haben. Darüber ist Zusammenhalt entstanden, der in der heutigen Zeit kaum zu unterschätzen ist.