In den letzten Wochen wurde viel über Auswirkungen der Energiepreise gesprochen und dabei rückte das Bäckerhandwerk in den Fokus. Denn diese hängen stark von Gas und Strom ab. Im Wedding gibt es zwei traditionelle Bäcker. Das sind die Bio-Bäckerei Bucco und Hansis Brot. Was der gestern (Donnerstag, 29.9.) von der Bundesregierung verkündete “Doppelwumms” für sie bedeutet, das ist noch unklar. Es bleibt dabei, dass das Bäckerhandwerk sich in schwierigen Zeiten befindet.
Beispiel Bio-Bäckerei Bucco
Johanna Bucco von der Bio-Bäckerei Bucco in der Ravenéstraße 1 möchte das Thema Energiepreise nicht kommentieren. Aber sie ist offenkundig alles andere als erfreut. Sie sagt lediglich, dass sie noch keine Informationen von ihrem Gasanbieter erhalten habe. Das war Mitte September. Was auf sie zukommen werde, wisse sie nicht. Auch zu der Frage, ob es Hilfen vom Land Berlin oder dem Bund geben werde, könne sie – noch – nichts sagen. Wie dick das Ende wird, kann sie nicht abschätzen. In der Bio-Bäckerei verbrauchen die Öfen Strom und Gas.
Beispiel Hansis Brot
Auch Johannes Jungnickel von der Bäckerei Hansis Brot in der Kiautschoustraße 1 konnte nichts zu den genauen Preisen für Energie sagen. Er hatte ebenfalls noch kein Schreiben seines Anbieters erhalten. Er beheizt seine Öfen ausschließlich mit Strom, weil er erst einmal klein und mobil anfangen wollte. Den strombetriebenen Backofen habe er anders als einen Gasofen nicht fest im Gebäude verbauen müssen, sagt er zu dieser Entscheidung. Das erweist sich für ihn nun möglicherweise als ein Glücksfall. „Wenn die Preiserhöhung kommt, wird das schon passen‟, sagt er. Schließlich sei er kein Großbetrieb und habe „nicht 30 Mitarbeiter im Nacken‟, für die er Verantwortung trage. Seine Bäckerei sei ein junges Unternehmen, er betreibe seine Bäckerei erst seit einem Jahr. In vielen Fragen sei er flexibel. Aber auch Strom wird mit Sicherheit teurer. Im Moment zahlt er nach eigener Aussage 500 Euro an seinen Anbieter, die Naturstrom GmbH.
Antwort der GASAG
Die Briefe mit den neuen Abschlägen verschicken die Gasversorger mittlerweile. Die gesetzlichen Fristen für eine Ankündigung halte die GASAG ein, sagt Pressesprecherin Ursula Luchner: “Die GASAG informiert über die Anpassung der Abschläge über ein gesondertes Informationsschreiben.” Dieses werde entweder zusammen mit dem Schreiben zur Preiserhöhung oder als Einzelpost verschickt.
Die Not und die Hilfsversprechen
Die Interessenvertreter und Verbände des Bäckerhandwerks schlagen seit Wochen Alarm. Ihr Argument: Backen sei energieintensiv und Einsparungen seien kaum möglich. “Wir fordern daher eindringlich konkrete Hilfen der Bundesregierung – ohne ein Rettungspaket für unsere Betriebe wird es mit der Gasumlage ab Herbst nicht gehen”, sagt Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks.
Die Landespolitik hat die Warnrufe offenbar gehört. Bei der 750-Jahr-Feier der Berliner Bäcker-Innung am 14. September sagte Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz: „Wir sind bereits im Gespräch mit der Bäcker-Innung Berlin, um passende Maßnahmen zu identifizieren.‟ Und die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sagte bei der Feier im Roten Rathaus: „Mir ist auch wichtig, Ihnen heute zu sagen, dass das Land Berlin das Bäckerhandwerk mit voller Kraft unterstützen wird.‟ Wie die Hilfen konkret aussehen sollen, ist noch unklar. So wie die exakte Preisentwicklung von Strom und Gas für die beiden Handwerksbäcker in Wedding und Gesundbrunnen.
Auch die Bundespolitik will handeln. Am gestrigen Donnerstag, 29. September, verkündete die Bundesregierung den “Doppel-Wumms” und Energiepreisdeckel. Einzelheiten hierzu teilt die Regierung demnächst mit.
Der Einzelhandel im Allgemeinen ist aufgrund der Coronafolgen bereits unter finanziellem Druck. Das Bäckerhandwerk im Besonderen – das nicht nur vorgefertigte Tiefkühlbackwaren aufwärmt – ist darüber hinaus seit vielen Jahren in Bedrängnis. Nach Angaben des Zentralverbandes des deutschen Bäckerhandwerks ist die Zahl der Betriebe in Deutschland von 15.000 Betrieben auf 10.000 Betriebe im Jahr 2021 gesunken.
Hinweis: Dieser Artikel entstand Anfang/Mitte September 2022.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Schlange stehen kann man bei Hansis Brot ja jetzt schon, wenn der Laden morgens um 9 (!) Uhr aufmacht. Aber das tue ich ja gerne, weil das Brot so gut ist. Möchte gar nicht daran denken, wie das wäre, wenn Brot wirklich Mangelware würde.
Hallo
tja lieber Herr Rolf möglicherweise werden sie und alle Anderen bald nicht nur für Brot lange anstehen müssen… und ja … sie sollten anfangen sich mal gedanklich damit aus einander zu setzen wenn Brot oder andere Waren Mangelware werden
Aber keine Bange … alles wird gut 🙂 die Ampel kriegt da hin!!
Fröhlichen Feiertag