Bei der Entdeckungstour durch den Malplaquetkiez, mit seinen schönen Altbauten und bunten Fassaden, mag einem der eine oder andere Straßenname, der nach einem Ort oder einer Stadt in Europa benannt ist, auffallen. Hinter den Namen verbirgt sich so manch spannende Geschichte aus dem Spanischen Erbfolgekrieg von 1701 – 1714. Die kräftezehrenden Kämpfe um die Vorherrschaft der Krone in Europa sind hierbei Namensgeber und erinnern an das Aufeinandertreffen und Ränkeschmieden der verschiedenen Allianzen. Mit der Malplaquetstraße, die dem Kiez seinen Namen verleiht, wird im Berliner Stadtteil Wedding sogar an eine der blutigsten Schlachten gedacht. Allein 35.000 Kämpfer verstarben damals im französischen Ort Malplaquet. Doch nicht nur an wichtige Schlachten im Spanischen Erbfolgekrieg wird erinnert, sondern auch an den in Utrecht geschlossenen Friedenspakt der streitenden Mächte, welcher die Beendigung des Krieges nach sich zog und Europa wieder zur Ruhe kommen ließ.
Erika-Mann Grundschule
Eine besondere Schule mit großem Namen inmitten des Kiezes. Sie fungiert als „KinderKiezZentrum“ und steht im Sinne einer Ganztagsschule von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends den Kindern offen. Doch das Besondere der Erika-Mann-Grundschule sind nicht die Öffnungszeiten. Unterricht und Freizeit werden auf innovative Art und Weise miteinander verknüpft und verwandeln die Schulzeit jedes Kindes in angenehme Lernzeit, reich an Anregung und Abwechslung. Denn selbstbestimmtes aktives Lernen, Binnendifferenzierung im Unterricht, Integration und individuelle Entwicklung durch Theaterbetonung stehen ganz oben auf dem Programm. Mit knapp 600 Schülern aus 24 Nationen wird jedes Kind dort abgeholt, wo es mit seinem Können steht. Lernassistenten, Lesepaten und Sonderpädagogen begleiten die Schüler, Noten gibt es erst ab der 5. Klasse und das gesamte Gebäude denkt althergebrachte Schnittstellen neu, schafft Raum für besondere Angebote und Aktivitäten sowie Entdeckungen.
Karl-Schrader Haus
An der Ecke Malplaquet-/ Liebenwalder Straße befindet sich ein denkmalgeschütztes Wohnhausprojekt der Berliner Baugenossenschaft, welches in Berlin das erste seiner Art war. Nach dem Begründer der Genossenschaft Karl Schrader benannt, gelang den Architekten Kristeller und Sonnenthal 1906 ein beispielgebender Reformwohnungsbau des frühen 20. Jahrhunderts. Während zu jener Zeit die meisten Arbeiterquartiere im geschlossenen Blockrand mit mehreren Hinterhöfen und unhygienischen Zuständen gängige Mode waren, bricht das Konzept dieses Gebäudes mit althergebrachten Betrachtungen, guten und gesunden Wohnraum der Arbeiterklasse vorzuenthalten. Der Wohnkomplex mit Jugendstil-Ornamenten, turmartigen Erkern und schmiedeeisernen Geländern dominiert den Platz herrschaftlich mit seiner charmanten Geste, geräumige und begrünte Innenhöfe, Gemeinschaftsräume, Innentoiletten, helle luftige Wohnungen mit Balkon den einfachen Familien zugänglich zu machen. Ein Hingucker!
Osram-Höfe
Die Geschichte des traditionsreichen Weddinger Osramwerks reicht zurück bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. 1904 begann der Unternehmer Sigmund Bergmann auf dem Areal zwischen Seestraße und Groninger Straße eine Glühlampenfabrik zu errichten, um die “Bergmannsche Metallfadenlampe” herzustellen. Die neuartige Glühlampe versprach eine Stromersparnis von 70% gegenüber bisherigen Glühlampen und war eine technische Meisterleistung. Bereits 1879 hatte der Tüftler und Erfinder Sigmund Bergmann gemeinsam mit Thomas A. Edison in den Vereinigten Staaten die erste marktreife Glühlampe der Öffentlichkeit vorgestellt und wurde auf der Pariser Weltausstellung von 1881 als “epochale Sensation” gefeiert. Heute sind die OsramHöfe, mit der typisch gelb und dunkelrot verzierten Klinkerfassade, einer der begehrtesten Gewerbestandorte im Wedding. Auch das LaLuz ist hier zuhause.
Autorin: Laura Warskulat
Dieser Beitrag ist eine Veröffentlichung aus dem downloadbaren Gastroführer für den Malplaquetkiez. Dieser wurde vom Quartiersmanagement Pankstraße gefördert.