Die Existenz des Atze Musiktheaters ist gefährdet. Der Bezirk Mitte, der bislang für die Betriebskosten aufkommt, hat den bestehenden Nutzungsvertrag nicht verlängert. Begründet wurde der Schritt mit akuten Sparzwängen. Gleichzeitig schob Kulturstadträtin Weißler der Stadt Berlin den schwarzen Peter zu. Die könne ja das Gebäude übernehmen und das wichtige Theater bezuschussen. Mich ärgert die Art und Weise, wie hier auf dem Rücken eines der angesehensten Kinder- und Jugendtheater Deutschlands versucht wird, von eigenen Versäumnissen abzulenken. Der Bezirk tut fast so, als hätte ihm das Problem nicht schon seit Jahren auf den Nägeln gebrannt. Die Stadt gibt sich empört, obwohl auch sie schon lange wusste, dass sich Mitte das Theater nicht mehr leisten kann. Mein Vorschlag: Schnell zusammensetzen, eine Lösung finden, Atze retten. Hätte man übrigens schon vor zwei Jahren machen können.
Autor: Ulf Teichert
[…] oder zu anderen Fragen des öffentlichen Raums, etwa für den Erhalt der Galerie Wedding oder des Atze-Musiktheaters – nachzulesen unter: […]
“Pressemitteilung des ATZE Musiktheaters vom 17.5.2013:
Bezirksbürgermeister Dr. Hanke bekennt sich erstmals zum ATZE Musiktheater
Frage der Finanzierung weiter offen
Beim gestrigen Festakt zum ersten „Festival der Kulturellen Bildung im Wedding“ im ATZE Musiktheater gab Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke erstmals ein öffentliches Bekenntnis zum Erhalt des Theaters am bisherigen Standort ab. In welchem zeitlichen Rahmen der Streitpunkt der Finanzierung zwischen Bezirk Mitte und Kultursenat geklärt wird, bleibt leider weiterhin offen. Somit bleibt die Existenz des ATZE Musiktheaters gefährdet.
In seiner Rede zum „Festival der Kulturellen Bildung im Wedding“ am 16. Mai 2013 führte Bezirksbürgermeister Dr. Hanke aus: „Wir wollen, dass ATZE hier im Max-Beckmann-Saal bleibt und weiterhin als wichtiger kultureller Netzwerkknoten im Bezirk Mitte fungiert. Wir streben mit dem Land Berlin eine Lösung an und werden Mittel und Wege finden, um ATZE hier erhalten zu können.“
Mit dieser Zusage erfüllt der Bezirksbürgermeister die Forderung des Theaters sich bis Mitte Mai zur Standortfrage des Theaters zu bekennen. Die zentrale Frage der Finanzierung und vor allem des zeitlichen Rahmens der haushaltspolitischen Entscheidungsfindung ließ Dr. Hanke unbeantwortet.”
Klar, hätte der Bezirk schon vor zwei Jahren draufkommen können, aber Tatsache ist auch, dass ihn das Atze fast 500.000 Euro im Jahr kostet – Geld das anderswo im Kulturetat, z.B. bei den Bibliotheken fehlt!.
Dahinter steckt das gleiche Prinzip, dass den Bezirk auch schon zur überhasteten Abgabe des Rathaus-Turms ans Jobcenter und zum schnellen Abriss der ehemaligen Passierscheinstelle auf dem Leo trieb: Die Bezirke müssen dem Senat seit 2010 nämlich für ihre eigenen Gebäude so eine Art Miete entrichten: Abschreibungs- und Zinskosten werden mit den Zuweisungen an den Bezirk verrechnet. Beim Abschluss des Mietvertrages mit dem Atze sah das noch ganz anders aus!
Jetzt ist das Atze aber eindeutig keine bezirkliche Kultureinrichtung, der Senat fördert es mit 690.000 Euro im Jahr. Über 100.000 Besucher kommen aus ganz Berlin! Der Senat könnte ganz einfach das Gebäude (übrigens das ehemalige Audimax der TFH) in seinen Bestand übernehmen, genau wie beim Rathaus-Turm, und die Sache wäre zum Großteil erledigt. Die BIM, die die Senatsimmobilien verwaltet, muss nämlich keine “Pagatorisierung” (so heißt der Spaß im Berliner Amtskauderwelsch) leisten. Dann bliebe nur noch die Frage der Betriebskosten für die Einrichtung offen, die Mitte seit 2008 übernimmt.
Im Prinzip ist es doch egal, ob man die Miete erlässt oder Zuschüsse erhöht. Pro Kopf ist eine gewisse Summe an Zuschuss nötig, und die muss aufgebracht werden.