Wenn Geschlechterrollen zum Lachen sind, dann liegt es für Theatermacher nahe, eine Komödie darüber aufzuführen. Und was wäre für eine solche Mann-Frau-Komödie besser geeignet als die männerfeindliche Welt der Amazonen? So heißt das Stück denn auch Amazonen, das am Sonnabend, 11. Juni, um 18 Uhr im Sprint-Medienhof in der Prinzenallee 25⁄26 Premiere hat. Anschließend feiert das neue Kieztheater mit den Gästen.
Matriarchat, Patriarchat oder wahre Liebe? Was ist die Lösung für alle Probleme? Man ahnt die Antwort, die das Stück Amazonen gibt. Natürlich steht die Liebe über allem. Die Namensgeberinnen für die Komödie entstammen der griechischen Mythologie. In dem sagenumwobenen Reich der griechischen Antike regierten Frauen, sie beherrschten Kriegs- und Jagdhandwerk und sperrten die Männer aus. In der Aufführung des neuen Kieztheater-Ensembles wird daraus der Stoff für gutes Volkstheater. Ob König oder Königin, auf der Bühne werden sie alle zur Witzfigur. Die Amazonen des Stückeschreibers und Sachsen Thor Truppel sind dabei etwas zeitgemäßer als die über 2.000 Jahre alten Vorbilderinnen. Sie und die ollen Griechen beschäftigt nicht die Frage Krieg oder Nicht-Krieg, sondern kriege ich ihn, oder nicht?
Lachen ist die beste Medizin
Das Stück Amazonen in der Aufführung des Sprint-Medienhofes ist vor allem eines: komisch. Da sind Männer deppert, ist Travestie zu sehen, werden Popsongs parodiert und Kostüme kostümieren unpassend. Klar, dass Herbert Weber, eine treibende Kraft hinter dem Kieztheater im Sprint-Medienhof, auf der Bühne mit von der Partie ist – diesen Spaß lässt er sich nicht nehmen.
Die Welt steht auf der Bühne kopf, Geschlechterrollen kommen ins Rollen und der Zuschauer kann über alles (befreit) lachen. Und – so die Hoffnung der Theaterleute – anschließend in seinem realen Leben manche Rolle ebenfalls nicht mehr so ernst nehmen. Herbert Weber, der selbst zum ersten Mal mit 17 Jahren schauspielerte, formuliert es so: “Wir kommen nicht mit dem Zeigefinger”. Aber in einem Stadtteil, in dem Mädchen nicht allein nach Brandenburg fahren dürften, nicht allein schwimmen gehen dürften, da könne für manchen Vater bereits die verdrehte Idee, dass Frauen regieren könnten, Anstoß zum Nachdenken genug sein. Möglicherweise. So Herbert Weber.
Kieztheater als Theater geboren in der Nachbarschaft
Herbert Weber hat im März 2021 zur Gründung des Kieztheaters aufgerufen. Zuvor hatte er im Sprint Medienhof Erfahrungen mit verschiedenen Schülertheater-Gruppen gesammelt. Manch einer erinnert sich vielleicht an Streetkidz, Chicken-Tikka oder Die Wedding-Story. Mit dem Kieztheater wollte er ausdrücklich auch Erwachsene aus der Nachbarschaft zum Theaterspielen bringen. „Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt und Austausch innerhalb des Kiezes”, sagt er. Corona brachte dem Zeitplan eine Verspätung ein, das Kieztheater ist erst jetzt, im Sommer 2022, mit dem Stück fertig geworden.
Das aktuelle Ensemble des Kieztheaters besteht aus ehemaligen Schülern, die in ihrer Jugend viel Zeit im Sprint verbracht haben, studentischen Förderlehrerinnen und Jugendlichen, die derzeit im Sprint Deutsch lernen. Mit dabei ist ein “russischer Öl-Manager”, wie es ironisch in einer Mitteilung des Sprint-Medienhofes heißt, Lehramtsstudenten, Hobbyschauspieler, zwei Punker und eine Krankenschwester. Regie führt der Theaterpädagoge Kai Schubert, der im Wedding beim Morphtheater in der Freienwalder Straße aktiv ist.
Dank an Spender
Wie jede gute, unterstützenswerte Sache bittet auch der Sprint-Medienhof um digitale Banknoten und Spenden. Hier geht es zur Kampagne auf Betterplace. Für die aktuelle Inszenierung Amazonen hat die Berliner Sparkasse einen großen finanziellen Beitrag beigesteuert, die Stiftung Werkschule und das Netzwerk Stiftungen und Bildung ebenso.
Service-Informationen
Eintritt: 5 Euro / Schüler frei / Ticketverkauf über Eventbrite
Termine:
- Premiere mit anschließender Feier ist am Sonnabend, 11. Juni, 18 Uhr.
- Sonntag, 12. Juni, 16 Uhr
- Sonnabend, 18. Juni, 18 Uhr
- Sonntag, 19. Juni, 16 Uhr
- Sonnabend, 25. Juni, 18 Uhr
- Sonntag, 26. Juni, 16 Uhr
Ort: Unter freiem Himmel im Hinterhof Prinzenallee 25⁄26 (Sprint-Medienhof)
Die eigene Stück- und Werkbeschreibung der Macher steht auf foerderunterricht-sprint.de.