Noch regt sich Leben im Karstadt Leopoldplatz. An der Schulstraße hat der Pommes-Laden weiterhin offen, am ehemaligen Haupteingang der Blumenshop und an der Müllerstraße der Dönerladen “Hakiki”.
Der Bezirk bemüht sich zwar um eine Zwischennutzung für das Gebäude, etwa im Bereich Kunst und Kultur, aber bisher noch ohne greifbares Ergebnis. Ein Problem für den Eigentümer, inzwischen zu 100 % wieder die Versicherungskammer Bayern, war bislang das laufende Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof. Solange es unklar war, unter welcher Führung und mit welcher Strategie die letzte Unternehmensgruppe weitermacht, die in Deutschland noch klassische Vollsortiment-Warenhäuser betreibt, so lange hing natürlich auch das Konzept für den Umbau des Warenhauses am Leopoldplatz in der Luft. Inzwischen hat der Insolvenzverwalter bekannt gegeben, wie die neuen Besitzverhältnisse sein sollen. Bis in der neuen Konstellation darüber entschieden wird, ob sich der Konzern künftig auch am Leopoldplatz engagiert, wird es aber noch einige Zeit dauern. Denn über 60 Kommunen in Deutschland hoffen darauf, dass in ihrer Stadt weiterhin ein Warenhaus Platz findet, auch die Beschäftigten hungern nach positiven Informationen. Da muss die Frage nach einem möglichen Standort in vielen Jahren erst mal zurückstehen.
In dem bisherigen Ergebnis des “vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahrens” für das Grundstück sollen die unteren drei Geschosse – also Untergeschoss, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss – in ihrer derzeitigen Kubatur erhalten bleiben. Weiter oben soll ein Teil der vorhandenen Bausubstanz abgerissen werden, damit dort vermarktungsfähige Räumlichkeiten mit natürlichem Lichteinfall entstehen können. Dabei sind insgesamt etwa 15.000 Quadratmeter in den unteren Geschossen für Einzelhandel vorgesehen. Das kann aber nur funktionieren, wenn das 1. Obergeschoss größtenteils für den Einzelhandel zur Verfügung steht. Man muss sich nur einmal in der Müllerstraße umschauen, um zu erkennen, dass dazu ein starker Ankermieter die Kunden auf die obere Ebene ziehen muss: bei Kaufland und bei Müller scheint es zu klappen, im Cittipoint und im ehemaligen C&A (Bolu und dm) aber nicht. Und Ankermieter, die so große Flächen in Anspruch nehmen, sind rar.
Die Versicherungskammer Bayern muss jetzt also erst einmal mit den neuen Betreibern von Galeria darüber verhandeln, unter welchen Bedingungen sich diese am Leopoldplatz engagieren wollen. Falls die Verhandlungen scheitern, wird es schwer, einen Ersatz zu finden. Womöglich müsste gar das bereits entwickelte Konzept für den Standort geändert werden.
(Anm.d.Red.: Der Tagesspiegel meldet am 5.6.24, dass die Versicherungskammer mit einem zweijährigen Leerstand rechnet. Auch sei eine kostenneutrale Zwischennutzung möglich).
Autor: Christof Schaffelder
Dieser Text ist zuerst in der Sanierungszeitschrift Ecke Müllerstraße erschienen.