Nicht nur zwei Nazarethkirchen direkt hintereinander – nein, auch einige Filialen an der Weddinger Haupteinkaufsstraße gibt es dreifach. So richtig schafft die Straße den Sprung zu mehr Attraktivität zwar nicht, aber leer stehen die meisten aufgegebenen Geschäfte auch nicht lange. Trotzdem: Vielfalt will sich dennoch nicht einstellen…
“dm” mal drei
C&A neben H&M, das war einmal im Wedding. Der deutsch-niederländische Textilhändler hat sein riesiges Kaufhaus schon vor Jahren aufgegeben, während die schwedische Konkurrenz noch immer tapfer im Wedding ausharrt. Nachdem das rotbraune C&A‑Gebäude einige Jahre leerstand, zogen zumindest im Erdgeschoss zwei neue Mieter ein. Wer sich nun über zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten freute, staunte nicht schlecht: der türkische Lebensmittelfrischemarkt BOLU eröffnete schräg gegenüber seiner inzwischen geschlossenen Filiale eine neue Dependance. Und der zweite Mieter ist ebenfalls ein bekannter Name auf der Müllerstraße: “dm” eröffnete eine weitere Filiale, sogar auf der gleichen Straßenseite und in Sichtweite der bestehenden Filiale. Nördlich der Seestraße gibt es seit der Schlecker- und der Ihr Platz-Pleite übrigens keine einzige Drogerie mehr im Wedding, aber das nur am Rande. 2015 wurde sogar eine dritte dm-Filiale neben Woolworth, gegenüber von Karstadt, eröffnet. Die Ladenvielfalt nimmt indes weiter ab: der Schuhmarkt RENO, der Geschenkeladen Nanu-Nana und KAISER’S schlossen Ende 2015 bzw. Anfang 2016 ihre Pforten an der Müllerstraße. Und im alten RENO entstand – auch nicht gerade eine Bereicherung der Vielfalt – eine Filiale der türkischen Supermarktkette eurogida.
Große Supermärkte in unmittelbarer Nähe
Ein paar Meter weiter zur oberen Müllerstraße. Das vollkommen überdimensionierte Schillerparkcenter mit dem 46 Bahnen umfassenden Bowlingcenter wurde von Anfang an durch die Supermarktkette “real” beherrscht. Die schöne neue Einkaufswelt kam der nahe gelegenen, jahrelang vernachlässigten Müllerhalle nie wirklich ins Gehege, zu unterschiedlich war das Einkaufserlebnis. Doch nachdem die Abrissbirne der 50er-Jahre-Markthalle den Garaus gemacht hat, befindet sich an gleicher Stelle ein anthrazitfarbener Kubus, der großteils von einer Kaufland-Filiale beherrscht wird. Der Kampf der Giganten auf engstem Raum, der sogar mit auf die Straße gepinselten Abwerbebotschaften geführt wurde, dürfte auch die benachbarten Reichelt-, Aldi- und Lidl-Filialen erfassen. Dass die Vervielfachung der großen Verkaufsflächen auf Dauer kein Opfer fordert, darf bezweifelt werden. Schließlich kann auch der Weddinger den Euro nur einmal ausgeben.
Erst mal nur ein Biomarkt in der Müllerstraße
Noch ein zweites Center fristet sein Dasein auf der Müllerstraße. An der Stelle des ehemaligen Bilka-Kaufhauses wurde im Jahr 2000 der Cittipoint eröffnet. So richtig gut war das mit Leerstand kämpfende Eckhaus zur Brüsseler Straße noch nie ausgelastet. 2015 eröffnete dort der Öko-Supermarktfilialist Bio Company an, just hier den ersten großen Biosupermarkt im Wedding. Offensichtlich war der ehemalige Arbeiterbezirk reif für ein solches Experiment – kleine Bioläden, Food-Kooperativen und den Ökomarkt auf dem Leopoldplatz gibt es hingegen bereits seit längerem. Zwischenzeitlich hat auch eine Denn’s‑Biomarktfiliale im Bahnhof Gesundbrunnen eröffnet, noch dazu die einzige Biomarktfiliale Berlins, die auch sonntags geöffnet hat.
Nun gut, bis sich die Biosupermärkte auf der Müllerstraße doppeln, muss wohl noch viel Wasser die Panke herunterfließen. Doch es gibt dafür zwei Mal den “Leo”, wie ich neulich erfuhr. Mit dieser Abkürzung ist nämlich nicht nur der gute alte Leopoldplatz gemeint, sondern auch der “Lern- und Erinnerung-Ort” Afrikanisches Viertel, für den es eine Infostele an – wo sonst? – der Müllerstraße gibt…
Aktualisiert im Juni 2016
“im Jahr 2000 der Cittipoint eröffnet. So richtig gut war das mit Leerstand kämpfende Eckhaus zur Brüsseler Straße noch nie ausgelastet.”
Bis 2010 war der Cittipoint voll vermietet. Und jetzt sind nur noch drei kleiner Einheiten leer.
In die ehemalige Woolworth-Filiale am Leo kommt jetzt übrigens auch ein DM…
und vielleicht sollte man einmal kinter die Fassaden schauen, ob sich diese Punkte verbessert haben:
http://www.tip-berlin.de/essen-und-trinken/wie-fair-ist-bio-wirklich
Na ja mit dem SUV vorfahren und dann Bio einkaufen 🙂 und die Foodkooperativen werden platt gemacht.
yeah, endlich einen Bio-Supermarkt im Wedding. LPG wäre auch toll, aber nun ja
Biosupermarkt an der Müllerstrasse – echt ne gute Ergänzung zum Biomarkt am Leo 😉 Ist doch gut, dass auch WeddingerInnen gesund einkaufen können … Junk Food gibts ja noch genug an der Müller…