Letztens in der vollen U‑Bahn, Halt am Leopoldplatz. Die Türen öffnen sich, ich steige aus, zwei Frauen steigen ein. „Der Wedding is nich mehr dit, watta mal war“, sagt die eine zur anderen, dann schließt sich die Tür hinter ihnen. Die Bahn rumpelt los und ich gehe mit diesem Satz im Ohr Richtung Ausgang.
„XY ist nicht mehr das, was es mal war“ – wir alle kennen solche Aussagen. In der Regel bedeuten sie nichts Gutes. Doch was bleibt schon auf Dauer genau so, wie es zu einem bestimmten Zeitpunkt war?
Eben noch habe ich in der U‑Bahn einen Sitzplatz besetzt und jemand anders musste stehen. Als ich zur Tür ging, wurde der Platz frei. Jetzt hört vielleicht gerade ein Teenager Musik darauf. Würde uns da einfallen zu sagen: „Dieser Sitzplatz ist nicht mehr der, der er mal war?“ Wohl kaum. Denn der Sitzplatz ist uns egal. Da sehen wir Veränderung als so selbstverständlich an, dass wir sie gar nicht bemerken.
Im Gegensatz dazu erwarten wir von Menschen, Dingen und Orten, die uns am Herzen liegen, dass sie so bleiben, wie wir es gern hätten. Weil wir es so gewöhnt sind. Weil es uns ein gutes Gefühl vermittelt. Wir haben uns eingerichtet in unserer Welt, und die Welt hat sich möglichst daran zu halten.
Doch selbstverständlich ist der Wedding jetzt ein anderer als vor zehn oder zwanzig Jahren. Er ist ja auch ein anderer als vor hundert Jahren. Menschen kommen hierher und gehen irgendwann wieder. Wer in diesem Augenblick in den Wedding zieht, erlebt ihn so, wie er jetzt ist. In zwanzig Jahren wird die Person vielleicht sagen: „Früher war es hier viel besser.“ Hat sie recht? Wo der Wedding doch jetzt schon nicht mehr das ist, was er mal war?
Es gibt keine eindeutige Antwort darauf. Das einzige, was mit Sicherheit nicht verkehrt ist, ist Lust auf Veränderung. Die lässt sich ohnehin nicht aufhalten. Wenn wir Veränderung als Möglichkeit sehen, wird es leichter. Denn wir sind ein Teil von ihr und können sie in unserem Sinne mitgestalten.
Ich habe eine Idee. Auf der Rückfahrt, wenn ich in die U‑Bahn steige, sage ich mal ganz laut: „Der Wedding ist genau so, wie er jetzt ist.“
Denn das war er schon immer. Und das wird er immer sein.
Sorry aber der Artikel ist komplett random, ohne jeden Inhalt. 😅
Gentrifizierung einfach mal positiv und mit Lust auf Veränderung sehen oder wie?
Ich war kürzlich in Moabit nahe am Wedding, genauer Stefanplatz und habe mich doch wundern müssen wie sehr die Gegend im Vergleich zu den späten 80ern heruntergekommen ist. Überall Dreck und Schmierereien an den Wänden selbst in den Häusern. Schade es war eine schöne Wohngegend.
Moabit geht uns nichts an 😉
Eine engstirnige Sichtweite,passend zur allgemeinen “Geht mich nichts an”- Mentalität
Traurig sowas
Was ist daran engstirnig, Dinge positiv zu sehen? Ich lese den Artikel vor allem als Gegenstück zur allgemeinen “Alles ist scheiße”-Mentalität, die so vielen Leuten schlechte Laune macht. Und ich finde es immer gut, einen andere Perspektive zu sehen. Man vergisst ja so leicht, dass man Dinge auch ganz anders sehen kann.
War am Samstag am Nettelbeckplatz .Meine Eltern hatten in der Lindower Straße ein Geschäft bis in die Achtziger . Habe also dort meine Kindheit und Jugend verbracht . Wollte mal sehen ob es noch eine kleine Erinnerung von meiner Jugend gibt . Es war ernüchternd und traurig . Wie schmutzig und traurig das alles dort aussieht . Die Läden mit anderen Branchen existieren noch aber das Ambiente von damals ist einfach weg . Das ist leider vorbei . Enttäuscht bin ich wieder nach Hause gefahren .
SO IST DAS LEBEN
Ich finde, vor allem Leerstand ist frustrierend (so wie bei der ehemaligen Spielhalle am Platz) und der Müll ist auch nicht schick. Aber es gibt auch immer wieder neue und gute Läden am und um den Nettelbeckplatz. Vermutlich war früher auch nicht alles tiptop und toll. Man erinnert sich ja vor allem an die guten Dinge.
Ein realitäts und ‑erfahrungshorizonte ausblendender Text, zumindest in seinen Schlußfolgerungen. Manche könnten meinen: überheblich.
Der Text ist für mich ein schöner Start in den heutigen Sonntag. Nach etwa 20 Jahren im Wedding nehme ich die allermeisten Veränderungen dort positiv wahr. Ebenso wie an allen anderen Orten haben sich natürlich auch weniger gute Dinge entwickelt. Mir gefällt gut, das viele „Einheimische“ sich in die Kiezenzwicklung und ‑gestaltung einbringen. Der Weddingweiser hat mir dabei geholfen, den Wedding als Heimat zu erschließen. Danke dafür an das ganze Team!
Wäre schön, wenn ein paar ” Dreckecken” bereinigt würden(;z.B. das frühere real- Einkaufscenters an der Müllerstraße) Wahrscheinlich droht Karstadt am Leo jetzt das gleiche Schicksal und man hat keine gehobenen Einkaufsmöglichkeiten mehr (Kleidung und Lebensmittel)! Ansonsten leben wir gerne hier im vielfältigen Wedding!
Herzensorte und Dreckecken – ich finde, das klingt nach einer prima Überschrift über einem Artikel über den Wedding. Vielleicht schreib ich den mal irgendwann. Viele Grüße!
Ein schöner kleiner Aufsatz, vier Generationen im Wedding erlebt und durchlebt, nach langer Reise durch die Welt, ist der Wedding immernoch mein Herz