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Achtsamkeitskolumne:
Der Wedding ist jetzt

22. Oktober 2023
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Letz­tens in der vol­len U‑Bahn, Halt am Leo­pold­platz. Die Türen öff­nen sich, ich stei­ge aus, zwei Frau­en stei­gen ein. „Der Wed­ding is nich mehr dit, wat­ta mal war“, sagt die eine zur ande­ren, dann schließt sich die Tür hin­ter ihnen. Die Bahn rum­pelt los und ich gehe mit die­sem Satz im Ohr Rich­tung Ausgang.

Leo­pold­platz von oben. Foto: ben­ny zwi lung

„XY ist nicht mehr das, was es mal war“ – wir alle ken­nen sol­che Aus­sa­gen. In der Regel bedeu­ten sie nichts Gutes. Doch was bleibt schon auf Dau­er genau so, wie es zu einem bestimm­ten Zeit­punkt war?

Eben noch habe ich in der U‑Bahn einen Sitz­platz besetzt und jemand anders muss­te ste­hen. Als ich zur Tür ging, wur­de der Platz frei. Jetzt hört viel­leicht gera­de ein Teen­ager Musik dar­auf. Wür­de uns da ein­fal­len zu sagen: „Die­ser Sitz­platz ist nicht mehr der, der er mal war?“ Wohl kaum. Denn der Sitz­platz ist uns egal. Da sehen wir Ver­än­de­rung als so selbst­ver­ständ­lich an, dass wir sie gar nicht bemerken.

Im Gegen­satz dazu erwar­ten wir von Men­schen, Din­gen und Orten, die uns am Her­zen lie­gen, dass sie so blei­ben, wie wir es gern hät­ten. Weil wir es so gewöhnt sind. Weil es uns ein gutes Gefühl ver­mit­telt. Wir haben uns ein­ge­rich­tet in unse­rer Welt, und die Welt hat sich mög­lichst dar­an zu halten.

Doch selbst­ver­ständ­lich ist der Wed­ding jetzt ein ande­rer als vor zehn oder zwan­zig Jah­ren. Er ist ja auch ein ande­rer als vor hun­dert Jah­ren. Men­schen kom­men hier­her und gehen irgend­wann wie­der. Wer in die­sem Augen­blick in den Wed­ding zieht, erlebt ihn so, wie er jetzt ist. In zwan­zig Jah­ren wird die Per­son viel­leicht sagen: „Frü­her war es hier viel bes­ser.“ Hat sie recht? Wo der Wed­ding doch jetzt schon nicht mehr das ist, was er mal war?

Es gibt kei­ne ein­deu­ti­ge Ant­wort dar­auf. Das ein­zi­ge, was mit Sicher­heit nicht ver­kehrt ist, ist Lust auf Ver­än­de­rung. Die lässt sich ohne­hin nicht auf­hal­ten. Wenn wir Ver­än­de­rung als Mög­lich­keit sehen, wird es leich­ter. Denn wir sind ein Teil von ihr und kön­nen sie in unse­rem Sin­ne mitgestalten.

Ich habe eine Idee. Auf der Rück­fahrt, wenn ich in die U‑Bahn stei­ge, sage ich mal ganz laut: „Der Wed­ding ist genau so, wie er jetzt ist.“

Denn das war er schon immer. Und das wird er immer sein.

Schriftzug: Lust auf Veränderung!
Abbil­dung: Ste­pha­nie Esser

Stephanie Esser

Stephanie Esser lebt im Brunnenviertel, ist zertifizierte Lachyoga-Leiterin (CLYL), schreibt als Journalistin über Persönlichkeits- und Achtsamkeitsthemen und gibt Kurse im Lachyoga sowie zur hawaiianischen Konfliktlösungsmethode Ho'oponopono. Mehr darüber plus Praxistipps und Blogbeiträge gibt es auf ihren Websites www.frieden-freude-lachen.de sowie www.danke-ich-liebe-dich.de.

12 Comments Leave a Reply

  1. Sor­ry aber der Arti­kel ist kom­plett ran­dom, ohne jeden Inhalt. 😅
    Gen­tri­fi­zie­rung ein­fach mal posi­tiv und mit Lust auf Ver­än­de­rung sehen oder wie?

  2. Ich war kürz­lich in Moa­bit nahe am Wed­ding, genau­er Ste­f­an­platz und habe mich doch wun­dern müs­sen wie sehr die Gegend im Ver­gleich zu den spä­ten 80ern her­un­ter­ge­kom­men ist. Über­all Dreck und Schmie­re­rei­en an den Wän­den selbst in den Häu­sern. Scha­de es war eine schö­ne Wohngegend.

        • Was ist dar­an eng­stir­nig, Din­ge posi­tiv zu sehen? Ich lese den Arti­kel vor allem als Gegen­stück zur all­ge­mei­nen “Alles ist scheiße”-Mentalität, die so vie­len Leu­ten schlech­te Lau­ne macht. Und ich fin­de es immer gut, einen ande­re Per­spek­ti­ve zu sehen. Man ver­gisst ja so leicht, dass man Din­ge auch ganz anders sehen kann.

  3. War am Sams­tag am Net­tel­beck­platz .Mei­ne Eltern hat­ten in der Lin­dower Stra­ße ein Geschäft bis in die Acht­zi­ger . Habe also dort mei­ne Kind­heit und Jugend ver­bracht . Woll­te mal sehen ob es noch eine klei­ne Erin­ne­rung von mei­ner Jugend gibt . Es war ernüch­ternd und trau­rig . Wie schmut­zig und trau­rig das alles dort aus­sieht . Die Läden mit ande­ren Bran­chen exis­tie­ren noch aber das Ambi­en­te von damals ist ein­fach weg . Das ist lei­der vor­bei . Ent­täuscht bin ich wie­der nach Hau­se gefahren .
    SO IST DAS LEBEN

    • Ich fin­de, vor allem Leer­stand ist frus­trie­rend (so wie bei der ehe­ma­li­gen Spiel­hal­le am Platz) und der Müll ist auch nicht schick. Aber es gibt auch immer wie­der neue und gute Läden am und um den Net­tel­beck­platz. Ver­mut­lich war frü­her auch nicht alles tip­top und toll. Man erin­nert sich ja vor allem an die guten Dinge.

  4. Ein rea­li­täts und ‑erfah­rungs­ho­ri­zon­te aus­blen­den­der Text, zumin­dest in sei­nen Schluß­fol­ge­run­gen. Man­che könn­ten mei­nen: überheblich.

  5. Der Text ist für mich ein schö­ner Start in den heu­ti­gen Sonn­tag. Nach etwa 20 Jah­ren im Wed­ding neh­me ich die aller­meis­ten Ver­än­de­run­gen dort posi­tiv wahr. Eben­so wie an allen ande­ren Orten haben sich natür­lich auch weni­ger gute Din­ge ent­wi­ckelt. Mir gefällt gut, das vie­le „Ein­hei­mi­sche“ sich in die Kiezen­zwick­lung und ‑gestal­tung ein­brin­gen. Der Wed­ding­wei­ser hat mir dabei gehol­fen, den Wed­ding als Hei­mat zu erschlie­ßen. Dan­ke dafür an das gan­ze Team!

    • Wäre schön, wenn ein paar ” Dreck­ecken” berei­nigt würden(;z.B. das frü­he­re real- Ein­kaufs­cen­ters an der Mül­lerstra­ße) Wahr­schein­lich droht Kar­stadt am Leo jetzt das glei­che Schick­sal und man hat kei­ne geho­be­nen Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten mehr (Klei­dung und Lebens­mit­tel)! Ansons­ten leben wir ger­ne hier im viel­fäl­ti­gen Wedding!

      • Her­zen­sor­te und Dreck­ecken – ich fin­de, das klingt nach einer pri­ma Über­schrift über einem Arti­kel über den Wed­ding. Viel­leicht schreib ich den mal irgend­wann. Vie­le Grüße!

  6. Ein schö­ner klei­ner Auf­satz, vier Gene­ra­tio­nen im Wed­ding erlebt und durch­lebt, nach lan­ger Rei­se durch die Welt, ist der Wed­ding immer­noch mein Herz

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