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Buch von Silbernetz-Gründerin Elke Schilling:
Nur mal reden: Strategien gegen Einsamkeit

15. Februar 2024

„Die meisten wollen nur mal reden“ heißt das Buch von Elke Schilling. Die Weddingerin und Gründerin des Silbernetz e.V. hat es Ende Januar im Ballhaus Prinzenallee vorgestellt. Elke Schilling widmet sich in ihrem über 200-seitigen Buch dem Thema der Einsamkeit. Diese kann jeden in jedem Alter treffen. Die Autorin fokussiert aber auf Fragen, Hintergründe und Besserungen des Alter(n)s. Das Buch ist im Westend Verlag erschienen. Die Präsentation im Wedding war ein Erfolg im voll besetzten Saal.

Das Buch von Elke Schilling bringt mit 14 Kapiteln reichlich Aufschluss über die gesamte Weite der Argumente und gleitet fast erzählerisch fließend in der Darstellung. Unter der liebevollen ersten Überschrift „Wie das Thema zu mir kam“ wird ihr Entdeckungsprozess spannend beschrieben: vom Aufhorchen, vom Schock über einen lange Zeit unentdeckten Toten in ihrem Wohnhaus bis zu Lösungsstrategien, gefunden in England bei The Silver Line Helpline. Diese Initiative wurde von einer bekannten BBC-Moderatiorin, Esther Rantzen, initiiert, die sich für Telefonseelsorge und Kindernotruf engagiert hatte. Weitere Kapitel sind mit den Überschriften „Unsichtbar“, „Entscheidungen“ oder „Informationsarmut“ versehen.

Etwa acht Millionen Einsame über 60 Jahre

Man erfährt einen Spannungsbogen, der vielleicht für so manchen Atem raubend und möglicherweise auch erweckend und Weg weisend in die Ursachen und Wirkungen der Welten der Einsamkeit führt und erfährt Zusammenhänge, Dimensionen und Zahlen, die landläufig nicht bekannt sind.

Schließlich schätzte Elke Schilling im Vorfeld der Umsetzung ihres Projektes Silbernetz e.V. die Einsamkeit unter den älteren Menschen (über 60-Jährige) auf etwa acht Millionen, die sich wenigstens zeitweise einsam fühlen und darunter leiden. So sehr das Problem im Gesundheitswesen ignoriert wird, so sehr kriecht es vor allem um die Weihnachtszeit herum nicht unübersehbar aus den Befindlichkeiten zwischen Menschen und in Familienbanden auf. Dazu musste etwas geschehen!

Aber kann diese Einsamkeit individuell und in Selbsthilfe gemildert werden? Unsere Gesellschaft würde dies gern so handhaben und die Selbsthilfe anregen - und es dabei belassen. Wäre den Einsamen damit geholfen? In England gab es im Gegensatz zu Deutschland Ergebnisse durch befragende Studien, in denen erkundet wurde, wann man zum Beispiel das letzte Mal mit jemandem gesprochen habe. Und diese britischen Ergebnisse waren erschreckend, denn viele Menschen hatten wochenlang mit niemandem Austausch gehabt.

Bei der Buchpremiere am 28. Januar 2024 im Ballhaus Prinzenallee. Fotos Kasiope Krasniqi

Unsichtbarkeit und Informationsarmut

Das Problem ist auch so einfach nicht zu greifen, denn Unsichtbarkeit und Informationsarmut, beschrieben unter weiteren Überschriften, sind Phänomene, die den oftmals auch individualisiert lebenden alten Menschen das Erkennen und öffentliche Wahrnehmen ihrer Alterssituation erschweren. Die Probleme der Alten wurden und werden teils nicht erkannt in der aktiven Gesellschaft. Und keiner findet Abhilfe, wenn dies nicht auf ein Podium oder eben viele Podien kommt.

So wird im deutschen Grundgesetz in Artikel 3 das Lebensalter hinsichtlich der Gleichbehandlung nicht benannt, und das seit 2006 gültige Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz setzt den Fokus auf denjenigen Erwerbsabschnitt der Menschen im mittleren Alter, in dem Verträge und Arbeitsrecht dominieren. Da ist also eine Lücke, die durch Wissenschaft und kommunales Engagement geschlossen werden kann und sollte.

Seniorenmitwirkungsgesetze in den deutschen Bundesländern räumen den gewählten Seniorengremien beratende Funktionen ein. Diese sollten allerdings verbindlich sein. Auch hier verbleibt eine Handlungslücke, vor allem, wenn Institutionen weiterhin Ignoranz vorleben und Achtsamkeit für das mittlerweile sehr vielgestaltige Altern fehlt, zumal früher oder später alle Mitmenschen betroffen sein werden von Fehl- und Unterversorgungen im öffentlichen Leben.

Traditionelle Vorurteile zu den Lebensweisen im Alter und ein Generationenkonflikt, bei dem die heutigen Alten als Profiteure der Klimakrise dargestellt werden, verbreiten weitere Einschränkungen bei der Sicht auf das Altern und den Mut, Neues in die Tat umzusetzen. Sie führen zu verhalteneren Lebensweisen im Alter, das mehr gesunde Jahre bietet denn je und so gelebt werden muss, soll und will!

Zudem hebt Elke Schilling im Text immer wieder hervor, was auf internationaler Ebene bereits in Angriff genommen wurde. Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2021 bis 2030 zum Jahrzehnt des gesunden Alterns erklärt, die WHO (Weltgesundheitsorganisation) übernahm dazu die Federführung: Eine Chance für alle weltweit, die Weichen für längeres und mehr gutes und gesundes Leben zu stellen.

Aber lesen Sie selbst! Das Buch steckt voller Überraschungen, Details und Aufklärung jenseits des Tellerrandes und führt auf seine Weise in Argumente und Erkundungen der Welten des uns alle betreffenden Altwerdens ein!

Das Buch

Das Buch "Die meisten wollen einfach mal reden - Strategien gegen Einsamkeit im Alter" von Elke Schilling ist am 22. Januar 2024 im Westend Verlag erschienen. Es kostet 22 Euro. Es kann direkt über den Verlag bezogen werden: https://www.westendverlag.de/buch/die-meisten-wollen-einfach-mal-reden/

Über Silbernetz e.V.

Silbernetz e.V. bietet ein anonymes und kostenfreies Telefon-Angebot gegen Alterseinsamkeit. Der Verein wurde von Elke Schilling initiiert und nach etlichen Vorbereitungen im Jahr 2016 gegründet, gestartet an Heiligabend 2017. Seit 2020 ist er bundesweit tätig.

Zum Weiterlesen

Renate Straetling

Ich lebe seit dem Jahr 2007 in Berlin-Wedding, genauer gesagt im Brüsseler Kiez - und ich bin begeistert davon. Wir haben es freundlich, bunt ohne Überspanntheit.
Jg. 1955, aufgewachsen in Hessen. Seit dem Jahr 1973 zum Studium an der FU Berlin bin ich in dieser damals noch grauen und zerschossenen Stadt. Mittlerweile: Sozialforschung, Projekte. Seit 2011 auch Selfpublisherin bei www.epubli.de mit fast 60 Titeln. Ich verfasse Anthologien, Haiku, Lesegeschichten, Kindersachbücher und neuerdings einen ökologisch orientierten Jugend-SciFi (für Kids 11+) "2236 - ein road trip in einer etwas entfernteren Zukunft" (Verlagshaus Schlosser, 28.11.22).-
Meine Beiträge zu meiner Kolumne Ü 60 habe ich für alle, die lieber analog lesen, in einem Sammelband zusammengefasst
Renate Straetling
Kolumne Ü 60 - Sommer 2022 – Sommer 2024
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Sachbuchformat, 336 Seiten
ISBN: 978-3-759847-6, - Überall im Buchhandel oder online

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