Auf der Tafel am Eingang sind Luft- und Wassertemperatur angeschrieben. Die Zahlen zeigen: Es ist ein schöner Tag. Es ist Sommer, im Freibad im Humboldthain wird wie an jedem warmen Tag zwischen Juni und September gerutscht, gesprungen und um die Wette geschwommen. Von Gummitieren, Eis und einer Riesenrutsche: Erinnerungen an einen unbeschwerten Ferientag im Sommerbad.
Zwanzig Grad, Sonnenschein, Ferien: Das Sommerbad Humboldthain ist fest in den Händen der Kinder. Drei Mädchen auf einer neongrünen Luftmatratze paddeln langsam durch den Nichtschwimmerbereich. Am 1‑Meter-Sprungturm hüpfen sie einer nach dem anderen ins Wasser, dirigiert von einer blonden Frau in einem roten Badeanzug. Auf einer Decke neben dem großen Becken haben es sich drei Prinzessinnen in rosa bequem gemacht. Sie kichern.
Auf der Treppe zur großen grünen Rutsche warten die Kinder auf ihr Lieblingsvergnügen. Wer unten im Wasser gelandet ist, klettert sofort wieder die Stufen hinauf. Die Schlange an der Rutsche reißt nicht ab. Fünf Erwachsene mit Schwimmbrillen ziehen unbeirrt ihre Bahnen durchs Schwimmerbecken. An einem entspannten Vormittag wie diesem geht das, am Nachmittag werden mehr Badegäste kommen und das Bahnenschwimmen wird zum Slalom um planschende Ferienkinder. Der Imbiss zieht langsam seine Rollläden hoch: Pommes, Eis und Getränke sind im Angebot. Doch dafür interessieren sich die Kinder um 11 Uhr vormittags nicht. Sie wollen Süßigkeiten. In klamme Badehandtücher gewickelt stehen sie einer hinter dem anderen am Süßwarenstand, reichen mit leuchtenden Augen ihr Taschengeld über den Tresen. Eine junge, geduldige Verkäuferin füllt dafür die gewählten Gummitiere und Gummischlangen in weiße Papiertüten ab.
“Nicht auf dem Bauch rutschen”, ruft der Bademeister in sein weißes Megafon. Viel mehr muss er an diesem Vormittag nicht sagen. Die Kinder kennen die Regeln, sie kommen oft hierher. Ihre Stimmen vermischen sich zu diesem typischen Freibadhintergrundrauschen aus gerufenen Namen und fröhlichen Gesprächen. Manchmal kann man einzelne Worte oder Sätze heraushören. Einmal taucht ein “Oh, wie geil” auf, ohne dass man es einer Szene oder einem Sprecher zuordnen könnte.
Am Himmel ziehen hohe weiße Wolken heran, die blaue Lücken lassen. Lindenblüten regnen auf die Mütter und Omas auf den Deckenlandschaften auf der Liegewiese. Sie bewachen das Hab und Gut der Badenden und haben Limonade eingepackt. Das Wasser hat 24 Grad und eins ist sicher: Die Kinder, die kommen noch lange nicht aus dem Wasser! In den kommenden Monaten werden sie nur sehnsüchtig über den Zaun schauen können und an den schönen Sommer im Freibad denken. Aber im nächsten Jahr kommen sie wieder.
Das Sommerbad Humboldthain hat geöffnet: täglich 10 – 18 Uhr
[…] vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die ersten Badegäste im Sommerbad Humboldthain ihre Runden drehten, konnten sie zusehen, wie der von italienischen Arbeiter im Krieg zwangsweise […]