Mastodon

Über die deutsch-französische Woche im Centre Français:
Ziemlich beste Freunde im Wedding

31. Januar 2024

Es gibt heutzutage offenbar viele Gründe, warum Menschen sich meiden, nicht miteinander auskommen. Doch es gibt ganz sicher genauso viele Gründe, befreundet zu sein und es zu bleiben, trotz aller Verschiedenheit. Das Centre Français hat mit der deutsch-französischen Woche mehrere schöne Anlässe geschaffen, die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland zu pflegen, zu erneuern oder erst zu entdecken.

Kulinarische Freundschaft

Nicht nur Liebe geht durch den Magen. Auch Freundschaft lässt sich bei einem guten Essen und einem Glas Wein/Wasser/Irgendwas ganz besonders angenehm leben. Das Team des Centre Français hat vielleicht deshalb eine deutsch-französische kulinarische Reise an den Anfang der Freundschaftswoche gestellt. Am 19. Januar versammelten sich etwa 40 Menschen im ehemaligen Restaurant an der Müllerstraße 74. An einer langen Tafel wurde beisammen gesessen, über Dies und Das geplaudert und natürlich gegessen.

Auf den Tisch kam zunächst ein typisch norddeutsches Gericht: Grünkohl mit Kartoffeln und Pinkel. Die Speisen waren großzügig bemessen und so waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon nach dem ersten Gang des binationalen Essens so satt wie man es nur sein kann. Als Nachtisch wartete eine französische Neujahrstradition auf alle, die noch ausreichend Platz im Magen hatten: das Galette des Rois, der Dreikönigskuchen. Serviert wurden beide übliche Varianten la brioche (mit Hefeteig) und galette feuilletée (mit Blätterteig). Wer sie nicht kannte, lernte auch diese Tradition: In die Galette waren kleine Figuren eingebacken. Wer sie in seinem Kuchenstück fand, erhielt eine Pappkrone und wurde zum König für einen Tag.

An einer langen Tafel wurde gemeinsam gegessen. Foto: Hensel
An einer langen Tafel wurde gemeinsam gegessen. Foto: Hensel

Es war ein schöner Abend für die Gäste und Freunde des Centre Français und auch für die Mitarbeitenden, die an diesem Abend an der langen Tafel ebenfalls der deutsch-französischen kulinarischen Reise folgten. Wie so oft bei diesen seltenen Gelegenheiten kam man nicht umhin, zu denken, dass eine französisches oder deutsch-französisches Restaurant an dieser Stelle in er Müllerstraße 74 einfach schön wäre und die Freundschaft der beiden Länder übers Jahr feiern könnte.

Lass uns Gartenfreunde sein!

Die Plakate am City Kino weisen auf die Filmpremiere hin. Foto: Hensel
Die Plakate am City Kino weisen auf die Filmpremiere hin. Foto: Hensel

Ein zweiter Höhepunkt in der besonderen Woche schlug eine Verbindung zwischen den Stadtgärten in Paris und denen in Berlin. Auf die Leinwand im City Kino Wedding kam am 22. Januar ein Dokumentarfilm, der von einem deutsch-französischen Gartenaustausch-Projekt berichtet. Die Filmemacherin Violeta Ramirez hatte Gärtner:innen aus Paris bei ihrem Besuch in Berliner Gemeinschaftsgärten begleitet und war beim Gegenbesuch bei einigen Gartenprojekten in Paris (Übers Gärtnern in Berlin und Paris). Aus dem Projekt entstand ein reger Austausch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den Gemeinschaftsgärten in beiden Städten und die Dokumentation „Gemeinschaftsgärten in Paris und Berlin: zwei Perspektiven – gleiche Konflikte?“.

Der Dokumentarfilm soll in Zukunft übrigens noch öfter in den Kinos in Berlin zu sehen sein. Später soll er auch online verfügbar werden, erzählte Kerstin Stelmacher vom Netzwerk Urbane Gärten Berlin/Kiezgarten Schliemannstraße.

Im Anschluss an die Filmpremiere gab es eine Diskussion mit Vertreter:innen von Gemeinschaftsgärten in Berlin, der Anstiftung, dem Verein Graine de Jardins sowie einem Vertreter der Senatsumweltverwaltung. Fast 200 Menschen verfolgten die Filmvorführung und die Diskussion. Wie passen sich die Gärten an die Klimakrise an, wie können Flächen gesichert hier und dort werden – das waren Fragen, die diskutiert wurden. Laurance Baudelet-Stelmacher berichtete dabei ganz aktuell aus Paris, dass dort ein bioklimatischer Flächennutzungsplan eingeführt werde. „Darin werden einige Gemeinschaftsgärten einen festen Schutzstatus bekommen, bis Ende 2024 soll der Plan beschlossen werden“, sagte die französische Gartenaktivistin. In Berlin dagegen, so formulierten es andere Panelteilnehmer:innen, sei derzeit zu bezweifeln, ob es den politischen Willen dafür gebe, einen solchen Schritt zu gehen.

„In Berlin sind die Gärten ein Thema unter vielen. Aber wir haben jetzt seit einem Jahr das Gemeinschaftsgartenprogramm. Doch Planungsrecht ist in Deutschland kompliziert und es wird Jahre dauern, bis wir wesentlich vorankommen“, erklärte Toni Karge von der Senatsumweltverwaltung. Ein Erfolg, so war man sich einig, ist das im Entstehen befindliche Haus des Gärtnerns. Diese Anlaufstelle für die Gemeinschaftsgärten soll im Haus der Statistik am Alexanderplatz aufgebaut werden. Aktuell wird dafür Geld per Spendenaufruf gesammelt.

Schulfreunde und Freundschaftslieder

Auch für Schulen gab es im Rahmen der deutsch-französischen Woche ein Angebot. In Zusammenarbeit mit dem Institut français Deutschland gab es eine Filmvorführung mit Filmgespräch für Schüler:innen der 11. Klasse. Im Film „Animal“ von Cyril Dion wird die Klimakrise behandelt. Der Film wurde im französischen Original mit französischen Untertiteln gezeigt. Ein weiteres Freundschaftsangebot: Der Weddinger Liedermacher Lukas Meister lud am 19. Januar zu einem Konzert im City Kino Wedding ein und begeisterte das Publikum mit seinen Kompositionen und Texten.

Ein geplanter Punkt im Programm der deutsch-französischen Woche wurde jedoch aus aktuellem Anlass abgesagt. Eigentlich sollte es in einer Paneldiskussion um die Einführung von Umweltgesetzen und die rechtliche Anerkennung von Ökoziden mit Perspektiven aus Deutschland und Frankreich gehen. Wie Florian Fangmann, Geschäftsführer des Centre Français, erklärte, sei dies abgesagt worden: „Ich denke, dass aktuelle andere Themen dringender sind und von größerem Interesse“. Damit meinte Fangmann die Erstarkung des Rechtsextremismus in Deutschland und die Protestbewegung dagegen.

Deutsch-französische Woche

Der Deutsch-Französische Tag wurde 2003 zum 40. Jahrestag des Elysée-Vertrags geschaffen. Er findet immer am 22. Januar statt und soll an die deutsch-französische Freundschaft erinnern. Anlässlich dieses Tages veranstaltete das Centre Français de Berlin vom 22. bis 27. Januar mit Unterstützung des Deutsch-Französischen Bürgerfonds eine Deutsch-Französische Woche, die das Team auch als Festival des Engagements bezeichnete. Geboten wurde ein buntes Programm um den zivilgesellschaftlichen Einsatz für die Umwelt.

Eine Woche mit vielen Begegnungsanlässen für Menschen aus Deutschland und Frankreich - gern im nächsten Jahr wieder!

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?