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Eine Weddinger Sporthalle:
Training im Schichtbetrieb

4. Januar 2024

Sportvereine wissen es: Hallenzeiten sind knapp. Wer Basketball, Vollyball und Co. anbieten möchte, muss darauf hoffen, halbwegs passende Trainingszeiten zu ergattern; sie werden vom Bezirksamt verteilt. Umso schöner ist es, wenn eine neue Sporthalle gebaut wird und mehr Platz für alle da ist. Im Brunnenviertel ist 2021 eine neue Schulsporthalle für die Vineta-Grundschule eröffnet worden, auf die die Schule selbst mehr als 20 Jahre lang gewartet hatte. Auch für die Sportvereine ist die neue Dreifelderhalle eine Verbesserung. Doch wer profitiert eigentlich von ihr?

Turnhalle der Vineta-Grundschule im November 2021. Foto: Sallmann
Turnhalle der Vineta-Grundschule kurz nach Fertigstellung. Foto: Sallmann

Seit fast zwei Jahren dürfen Sportgruppen in der neuen großen Dreifelder-Sporthalle der Vineta-Grundschule in der Putbusser Straße 1 trainieren und Wettkämpfe bestreiten. Die Schule selber führt tagsüber hier ihren Schulsportunterricht durch. KiezSportLotsin Susanne Bürger hat sich angeschaut, wer dort sonst noch alles Sport treibt.

Hauptnutzer der 22 mal 45 Meter großen Halle ist die Volleyballabteilung des TSV Berlin-Wedding. Seit 2018 mussten die Volleyball-Teams wegen der Sperrung ihrer alten Sporthalle Putbusser Str. 12 durch verschiedene Hallen im Bezirk tingeln. Nun haben sie wieder ihre Heimat im Brunnenviertel.

Fünf Erwachsenen-Teams gibt es. Zwei Jugend-Teams sind neu gegründet worden. „Die meisten der Mädchen kommen aus der unmittelbaren Umgebung der Halle,“ erzählt Sportwart Daniel Schwedler. Die Freizeitgruppe „Vineta Allstars“ veranstaltet regelmäßig Turniere am Wochenende, sofern die Halle nicht für Wettkampfspiele reserviert ist. Damit hat der Verein das Ende des Wachstums erreicht: Es fehlt sowohl an Trainingszeiten als auch an Trainern. Daniel Schwedler: „Leider müssen wir neuen Interessenten schweren Herzens absagen.“

Volleyballspiel in der Vinetahalle. Foto: TSV Berlin-Wedding
Volleyballspiel in der Vinetahalle. Foto: TSV Berlin-Wedding

Der Sport-Gesundheitspark e.V. aus Wilmersdorf bietet über „Fidelio Mitte“ das langjährig erprobte Bewegungsprogramm für adipöse Kinder und Jugendliche nun auch in der Putbusser Straße 1 an. Dank der Finanzierung durch den Bezirk Mitte ist das kostenlos für die sechs- bis 15-jährigen Teilnehmer. „Mit dem tollen Standort erreichen wir nun Kinder und Jugendliche im Gesundbrunnen, die sonst nie zu uns gekommen wären,“ freut sich Endré Puskas, Leiter von Fidelio.

Der Basketballverein Weddinger Wiesel e.V. nutzt drei Trainingseinheiten in einem Hallendrittel. Nur drei, sagt der Verein: Die Wiesel würden gern jeder seiner sieben Kindergruppen die Möglichkeit geben, hier zu trainieren. „Die Seitenkörbe sind höhenverstellbar,“ erklärt Vereinsvorsitzender Christoph Eßer. „Damit können wir hier Wettkampfspiele der Kinder-Teams bis elf Jahren regelgerecht mit Körben auf einer Höhe von 2,60 Meter veranstalten.“ Auch bei den Wieseln können nur noch in einzelnen Gruppen neue Mitglieder aufgenommen werden.

Was auffällt: Das Sportamt Mitte hat die Putbusser Straße 1 fast ausschließlich in Hallendritteln vergeben. Vor allem von 16.30 Uhr bis 19.30 Uhr, wenn eher Kinder Sport treiben, sind drei Gruppen parallel in der Halle. Dann sind die Trennvorhänge heruntergelassen. Die große Sporthalle repräsentiert in Wirklichkeit also drei kleine Hallen. Nur im Wettkampfbetrieb am Wochenende ist die volle Hallengröße erlebbar.

Turnhalle der Vineta-Grundschule im November 2021. Foto: Sallmann
Foto: Sulamith Sallmann

Der Wechsel zwischen den Sportgruppen läuft nicht immer reibungslos. Im Lehrerzimmer liegt ein Logbuch, in dem die Vereine Unregelmäßigkeiten eintragen können. Die analoge Kommunikation funktioniert: Probleme sind somit schnell bekannt und können genauso rasch gelöst werden.
Ein eher bauliches Problem in dieser neuen Typensporthalle ist die Tatsache, dass es keine Fenster gibt, die die Nutzer öffnen könnten. In den vergangenen Jahren gab es wegen der Corona-Pandemie feste Lüftungsvorschriften für Sporthallen. Für gute Luft soll in der Vinetahalle allein die Lüftungsanlage sorgen. Doch die Erfahrung hat gezeigt, dass diese zu schwach ist: Die Luft kann schon mal stickig werden, wenn viele Menschen in der Halle Sport treiben. Schaut man sich die dichte Belegung an, ist klar: Das ist nahezu täglich der Fall. Während starker Hitzetage im Sommer hat sich die Halle zusätzlich noch enorm aufgeheizt. Die Vereine versuchten dann, durch das Öffnen aller vorhandenen Türen ein bisschen frische (und kühlere) Luft in die Sporthalle zu lassen.

Wer durch die zwei großen Flügeltüren nach draußen in Richtung Hof der Vineta-Grundschule geht, stößt auf eine kleine Fläche, die sehr nach Baustelle aussieht. Hier steht auch immer noch der Bauzaun. Hoffentlich bald soll die Neugestaltung des Schulhofes vollendet werden. Das Bezirksamt plant die Aufstellung von kindgerechten Bewegungsgeräten. Auch ein kleiner Fußballplatz ist weiterhin vorgesehen.

Neben den drei vorgestellten Sportvereinen sind noch sechs weitere von Beginn an in der Sporthalle der Vineta-Grundschule. Außer dem TSV Berlin-Wedding (Volleyball) hat jeder dieser Akteure hier nur einzelne Trainingseinheiten. Sie treiben ihren Sport in mehreren weiteren Sportstätten. Dies sind die Vereine: TSV Ausbau (Gymnastik, Kinder-Basketball, Badminton), Yipu / Berlin Kali School (Kampfsport Pekita-Tirsia Kali), Drogenliga (Volleyball, Suchtselbsthilfe), Vorspiel SSL Berlin (Völkerball), TTC Blau-Gold (Tischtennis) und Pfeffersport (Mädchen-Sport).

Turnhalle der Vineta-Grundschule im November 2021. Foto: Sallmann
Foto: Sulamith Sallmann

Zu den Hallennutzern hat sich im Sommer 2022 noch die Badminton-Abteilung des SSV Rotation gesellt. Sie belegt fünf Zeiten. Der Grund: Die Heimhalle in der Ruppiner Straße ist wegen eines Wasserschadens und anschließender Sanierung gesperrt. Anfang 2024 soll Rotation wieder zurückkehren können. Sicherlich wird bis dahin ein anderer Sportverein aus ähnlichem Grund Hilfe brauchen und glücklich sein, in der schicken neuen Sporthalle im Brunnenviertel Unterschlupf zu finden.

Links und Transparenzhinweis

Der Text wurde von KiezSportLotsin Susanne Bürger geschrieben. Er ist zuerst im Kiezmagazin im Brunnenviertel erschienen (E-Paper brunnen, Text auf Seite 14/15). Das Heft wird fünf Mal im Jahr von einer ehrenamtlichen Bürgerredaktion herausgegeben, die von Dominique Hensel betreut wird. Dominique Hensel schreibt auch für den Weddingweiser. Weitere Texte über den Turnhallen-Neubau im Brunnenviertel sind auf dem Redaktionsblog der Bürgerredaktion veröffentlicht worden (Mangelware Sporthalle).

Turnhalle der Vineta-Grundschule im November 2021. Foto: Sallmann
Umkleideraum. Foto: Sulamith Sallmann

Gastautor

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