Ein Kaufhaus schließt demnächst (Karstadt), ein anderes eröffnet. Der Wedding hat seit 16. November ein neues Geschäft, das zumindest vom Klang her an die gute alte Warenhaustradition erinnert. In der Gerichtstraße hat das KDWedding eröffnet. „Die schillernde Perle in der schroffen Auster Wedding“, steht auf dem Aufsteller vor der Tür. Und mit dem Karstadt hat der kleine Laden bei näherer Betrachtung dann doch mehr gemein als auf den ersten Blick zu ahnen ist.
Es gibt Spirituosen, einen Uhrmacher und ein bisschen Bling und das alles wie immer mit Wedding-Charme. Das schreibt KDWedding-Betreiber Maximilian Bauer, um den Weddingweiser in seinen neuen Laden zu locken. Der einladende Satz lässt mindestens fünf Fragen aufploppen und so kam es kurz nach der Eröffnung zum Besuch des Ladens, der von außen ein wenig unscheinbar wirkt. Weiße Fassade, ein paar Stufen, zwei Fenster, eine Tür, ein Schild mit dem Namen des Geschäfts, ein leuchtendes Cocktailglas im Schaufenster – das war’s. Zwischen Apotheke und Baumhaus Berlin steht der Aufsteller von „KDWedding“. Tür auf und hereinspaziert!
Von einem Kaufhaus unterscheidet sich das „KDW“ schon wegen der Größe. Ein kleiner Verkaufsraum, ein abgetrenntes Büro und hinter einem Vorhang die Uhrmacherwerkstatt von Justin Jenzik. Der Autodidakt und Uhrenfan konnte in den ersten Tagen des neuen Ladens schon einige seiner früheren Stammkunden begrüßen. „Ich war anderthalb Jahre lang der Uhrmacher im Galeria am Leo. Als ich entlassen wurde, wollte ich mich erst selbständig machen. Seit Donnerstag bin ich hier“, sagt Justin Jenzik. Das kam so, weil Maximilian Bauer, einer seiner Kunden und selbst ein Uhrenfan, ihn für eine Zusammenarbeit in der Gerichtstraße gewinnen konnte. Batterien wechseln, Armbänder austauschen, Uhrwerke reparieren – das gehört zu seinem täglichen Geschäft. Besonders schwärmt er für mechanische Uhren. „Bei einer mechanischen Uhr ist alles reparabel oder ersetzbar. Man braucht nur die Ruhe, herauszukriegen, was ihr fehlt“, sagt der Uhrmacher, der das Handwerk als Autodidakt erlernte. Die Ruhe, die hat er, das spürt man sofort und er nimmt sich die Zeit gern.
Die Uhrmacherwerkstatt ist aber nur ein Teil des Angebots in dem Geschäft. In den Regalen stehen Spirituosen: Wein, Champagner, Whisky, Gin, Wermut, Wodka. „Der traditionelle Uhrmacher mit einem Schuss Spiritus“, beschreibt Justin Jenzik das Ladenkonzept augenzwinkernd. Wobei Spirituosen nicht irgendwelche Spirituosen seien. „Wir verkaufen eher exotischen Alkohol. Was wir anbieten, bekommt man nicht im Supermarkt“, erklärt er. In den Laden komme zum Beispiel, wer etwas feiern möchte und dafür auch etwas mehr ausgebe. Auch wem es an Zubehör fehlt, kann im KDWedding fündig werden. Im Angebot ist allerlei Zubehör für die heimische Bar: Gläser, Shaker und ähnliches.
Das Bling, das der Inhaber in seiner Nachricht an den Weddingweiser angekündigt hatte, besteht aus zwei schönen, alten Spielautomaten, interessanten Plüschsitzen, einem ganz alten Plattenspieler (der auch heute noch Vinyl dreht) und einigen Fahrrädern. Fahrräder? Ja, genau. Sie weisen auf eines der weiteren Projekte von Maximilian Bauer hin. Er betreibt einige hundert Meter die Straße hinunter den Fahrradladen FahrradCity. Manche kennen ihn vielleicht auch noch von der Raumfahrtagentur, die früher im Stattbad Wedding – und später schräg gegenüber – eine Art Erfinderwerkstatt mit Elektrogeräten zum Ausleihen war. Auch Cargo Bikes, E‑Lastenräder hat der erfindungsreiche Unternehmer schon produziert und vertrieben. Nun hat seine SCNR GmbH wieder zugeschlagen (wie er selbst schreibt). SCNR ist übrigens ein Chat-Kürzel, es bedeutet „Sorry, could not resist“. Oder: Entschuldige, konnte nicht widerstehen. Und so war es wohl auch dieses Mal mit dem KDWedding.
KDWEdding, Gerichtstraße 21, Dienstag bis Freitag 11 bis 19 Uhr und Samstag 12 bis 16 Uhr geöffnet, Telefon: (030) 62 93 40 23, Mail: [email protected], Web: www.kdwedding.de