„Es gibt so viele Mythen und Desinformation. Da müssten die Medien viel mehr tun“, sagt Manuel Kronenberg beim Interview am Leopoldplatz. Er meint die Klimakrise und die Berichterstattung darüber. Diesen Zustand möchte er ändern und hat deshalb 2021 zusammen mit Julien Gupta die Treibhauspost gegründet, einen Klima-Newsletter. Ein Klima-Aktivist sei er nicht, sagt er, sondern ein Journalist, der Wissen verständlich vermitteln möchte. Er nennt das konstruktiven Klima-Journalismus.
Die Treibhauspost ist keine Webseite und keine Zeitung, sie kommt jeden zweiten Samstag als Newsletter per E‑Mail zu den Abonnent:innen. „Mit 300 Leuten sind wir gestartet, heute sind es fast 7000“, erzählt Manuel Kronenberg. Im März ist das Projekt zwei Jahre alt geworden, gerade ist der 60. Newsletter versendet worden. Jede Ausgabe behandelt ein Thema. Mal geht es um einen Bericht des Weltklimarats, mal erklärt eine Meteorologe seine Sicht aufs Klima, ein anderes Mal wird anekdotenhaft „Eine ziemlich wahrscheinliche Zukunft“ skizziert.
Der Klima-Newsletter wird im Wedding produziert, in der Malplaquetstraße. Von dort arbeitet die kleine Redaktion, die aus den beiden Gründern besteht. An den Themen ist die Herkunft jedoch nicht zu merken, denn der Wedding oder Berlin kommen nicht in der Treibhauspost vor. „Wir schreiben auf der Makroebene, über neueste Erkenntnisse aus der Forschung. Unsere Texte sind nicht regional aufgehängt“, erklärt Manuel Kronenberg. Auch Parteipolitik oder politischer Streit über Klimafragen kommen im Klimanewsletter nicht vor. Dafür will das Team bei den Texten in die Tiefe gehen. „In den Medien passiert viel Problembeschreibung, das Thema bleibt abstrakt“, sagt Manuel Kronenberg. Das wollen er und sein Mitstreiter ändern: „Wir fanden einfach, dass das fehlt“.
Manuel Kronenberg ist Journalist, kommt ursprünglich aus der Nähe von Stuttgart. In Berlin hat er zuletzt bei Steady gearbeitet, einem Projekt, über das unabhängige Medienprojekte freiwillige Abos ihrer Leser:innen gewinnen und verwalten können. „Als ich bei Steady gearbeitet habe, habe ich oft gedacht, dass ich eigentlich auf der flaschen Seite des Schreibtischs sitze. Ich wollte mir etwas Eigenes aufbauen, alles selbst in der Hand haben“, sagt Manuel Kronenberg. So entschloss er sich, zusammen mit einem Freund den Schritt zu gehen. Das Modell, das sein früherer Arbeitgeber anbietet, findet der Gründer ideal: Der Newsletter ist grundsätzlich kostenlos für alle, die ihn abonnieren. Wer die Arbeit der Redaktion unterstützten möchte, kann 4, 6, 9 oder 18 Euro im Monat investieren und freiwilliges Mitglied werden.
Die meiste Arbeit fließt bei der Treibhauspost übrigens in die Recherche: Wissenschaftler:innen interviewen, Forschungsberichte lesen, das Thema verstehen, um es verständlich erklären zu können. Neben dem Schreiben und gegenseitigem Korrekturlesen geht es bei der Arbeit auch um die Gestaltung. Hier setzt das Team auf selbstgezeichnete Grafiken, die Manuel Kronenberg erstellt. Auch das gehört zur Arbeit des Teams dazu: Auf den Social Media-Kanälen bei Instagram, Facebook und X (früher Twitter) werden Informationen über die Treibhauspost geteilt.
Wer lesen möchte, was bisher im Klimanewsletter stand oder ihn abonnieren möchte, kann das auf der Seite www.steadyhq.com/de/treibhauspost tun. Kontakt zum Projekt ist auch per E‑Mail unter [email protected] möglich.
PS: Auch der Weddingweiser kann über Steady freiwillig unterstützt werden: Weddingweiser unterstützen.