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Eine queere Bar im Wedding:
Curly Bar: Schön, dass ihr wieder da seid!

20. Oktober 2023

Wenn man hier am Wochen­en­de über Märk­te schlen­de­re oder abends in Bars sit­ze, mache der Wed­ding durch­aus einen tole­ran­ten und welt­of­fe­nen Ein­druck. Den­noch gäbe es im Vier­tel kaum que­e­re Spaces. „Das wun­dert mich eigent­lich”, sagt Nata­scha. Zusam­men mit ihren Freund*innen Luca, Caro, Sophia und Char­lot­te hat sie sich vor­ge­nom­men, einen sol­chen Ort zu eta­blie­ren. Oder bes­ser gesagt: die Fackel wei­ter­zu­tra­gen. Die­sen Som­mer hat das Team die Cur­ly Bar im Anton­kiez über­nom­men – die vori­gen Betreiber*innen hat­ten sich wie­der voll und ganz ihrer bereits betrie­be­nen Bar in Neu­kölln wid­men wol­len. „Wir hat­ten immer mal wie­der so halb als Witz davon geträumt, dass wir ja ja eine Bar zusam­men auf­ma­chen könn­ten”, sagt Caro. „Dann hing hier ein Zet­tel an der Tür, dass neue Betreiber*innen gesucht wer­den. Es war als fän­den wir ein Nest für uns. Es hat genau gepasst.” 

Vor dem Cur­ly war in den Räu­men die Moritz-Bar, eben­falls ein Treff­punkt der LGBTQ-Com­mu­ni­ty, sogar über den Wed­ding hin­aus. Die hat nun, neben dem que­er-femi­nis­tisch geführ­ten Café Cral­le in der Hoch­städ­ter Stra­ße, end­lich wie­der einen Ort für que­e­re Knei­pen­aben­de und ande­re Com­mu­ni­ty-Ver­an­stal­tun­gen. Geplant sind unter ande­rem klei­ne Musik­per­for­man­ces, Lesun­gen, Film­vor­füh­run­gen, Speed-Dating-Run­den und Quiz-Events. Im Win­ter soll es außer­dem ein paar Spe­cials geben.

von links: Caro, Luca, Char­lot­te, Sophia, Natascha

Wie die Vorgänger*innen legt auch das neue Cur­ly-Team gro­ßen Wert dar­auf, alle Men­schen will­kom­men zu hei­ßen, die offen und tole­rant sind. „Wir hat­ten Angst, ob die Leu­te die­sen Ort über­haupt noch auf dem Schirm hat­ten”, sagt Char­lot­te. Die Angst war unbe­grün­det: Zur Eröff­nungs­nacht im August war es bom­ben­voll. „Es kamen vie­le Leu­te, die sag­ten: Wie schön, dass ihr wie­der da seid! Dar­un­ter auch Nachbar*innen von neben­an und im Haus. Das hat uns beson­ders gefreut.” Die Ver­än­de­run­gen der Räu­me zum vor­he­ri­gen Cur­ly sind sub­til. Die Wän­de wur­den neu gestri­chen, ein paar Böden ver­legt und alles etwas schlich­ter gehal­ten. Auch die Kar­te erfuhr ein Update. Kuchen gibt es bis auf Wei­te­res nicht mehr, dafür eine wech­seln­de Aus­wahl an Drinks und selbst gemach­ten Limonaden.

Impres­sio­nen aus der “alten Cur­ly-Bar”, Fotos: Char­leen Effen­ber­ger, Foto rechts: Hil­de Muffel

Zuvor haben die fünf in einem Social-Impact-Unter­neh­men zusam­men in einem Team gear­bei­tet. Ihre Dyna­mik in der Arbeits­tei­lung und das Ein­brin­gen der jewei­li­gen Stär­ken hat­te sich dort bereits bewährt. Alle leben in Lauf­wei­te der Bar, sie sind Weddinger*innen seit Jah­ren, und zwar „bewusst”, wie sie lachend erklä­ren. Woan­ders hät­ten sie kei­ne Bar auf­ma­chen wol­len. In der Nach­bar­schaft sei­en die Netz­wer­ke eng ver­floch­te­ner als anders­wo. Es sei jedoch bedau­er­lich, dass immer wie­der Orte schlie­ßen, die man lieb gewon­nen hat, ins­be­son­de­re klei­ne Restau­rants. „Da trau­ert man rich­tig”, sagt Luca. Auch des­halb wol­len die fünf hier die Com­mu­ni­ty, so oft es geht, mit­ein­be­zie­hen. „Wer Lust hat etwas bei­zu­tra­gen, darf sich jeder­zeit bei uns mel­den”, sagt Sophia. Sie sind sicher: Umso mehr man zusam­men­hält, umso mehr Lie­be und Unter­stüt­zung bekommt man zurück.

Cur­ly Bar, Adolfstr. 17, Mi-So ab 19 Uhr

Fotos: Cur­ly Bar

Unser Bericht über die vor­he­ri­ge Cur­ly-Bar aus dem Jahr 2021

Fabian Peltsch

Seit Jugendtagen wollte Fabian Peltsch in immer größeren Städten leben. Vom Dorf am Bodensee arbeitete er sich langsam hoch bis nach Peking. 2013 verschlug es ihn in den Wedding, wo er endlich die Balance zwischen urbanem Wahnsinn und nachbarschaftlicher Heimeligkeit gefunden hat. Hauptberuflich schreibt er als China-Experte für das Medienhaus Table.Media und als Kulturjournalist für den Rolling Stone und den Musikexpress. Sein Hauptquartier liegt am Nordufer.

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