Die KiezSportLotsin Susanne Bürger berät seit zehn Jahren Menschen, die nach dem richtigen Sportangebot suchen. Inzwischen ist sie eine feste Institution im Bezirk Mitte. Hier blickt sie auf die Anfänge zurück und erklärt, wie ihre Sportvermittlung funktioniert.
Kaum zu glauben, im August habe ich mein zehnjähriges Jubiläum als KiezSportLotsin gefeiert. Angefangen hat alles als Modellprojekt des Quartiersmanagements im Brunnenviertel. Heute bin ich als KiezSportLotsin für den gesamten Bezirk Mitte zuständig und dafür in Vollzeit bei bwgt. e. V. beschäftigt. „Wie hast du das denn geschafft?“, werde ich oft gefragt. Mit guten Partnern an meiner Seite, meinem Wunsch, für jeden Interessierten das passende Sportangebot zu finden, und mit umfangreicher Netzwerkarbeit.
Das Brunnenviertel war schnell zu klein
2013 ergab sich die Chance, mein Hobby zum Beruf zu machen. Als langjährige Vereinsvorsitzende und Geschäftsführerin des Basketballvereins Weddinger Wiesel e.V. wollte ich endlich den Übergang vom Ehrenamt ins Hauptamt schaffen. Die Quartiersmanagements Brunnenstraße und ab 2014 Soldiner Straße boten mir die Chance dazu.
Am 24. August 2013 stellte ich mich beim Familiensportfest Brunnenviertel das erste Mal als KiezSportLotsin vor, verteilte Flyer und führte viele Gespräche. Viele weitere Veranstaltungen folgten. Kiezfeste, Schul- und Sportfeste, Netzwerkrunden jeglicher Art – ich habe alles genutzt, was irgendwie geeignet war, um mein neues Projekt bekannter zu machen. Schon relativ kurz nach Projektstart bekam ich Sportanfragen aus ganz Gesundbrunnen, bald aus Wedding und Moabit. Das Brunnenviertel und der Soldiner Kiez wurden schnell zu klein für mich.
Für das Projekt KiezSportLotsin gab es bis dahin kein Vorbild. Das Quartiersmanagement und später auch die für die Gesundheitsförderung im Bezirk zuständige Organisationseinheit QPK nahmen meine Tätigkeiten unter die Lupe, diskutierten viel und passten Fördermaßnahmen an. Im Blick immer das Ziel, genau die Menschen zu erreichen, die ohne Lotsin kein Angebot gefunden hätten. Diese Projektbegleitung half mir in der Anfangsphase sehr dabei, meine Aufgabe zu finden.
Als KiezSportLotsin zähle ich übrigens seit 2016 zu den „gesundheitsfördernden Maßnahmen“ im Bezirk. Damals klappte es erstmals mit einer ergänzenden Förderung durch den Bezirk Mitte, seit Juli 2022 finanziert der Bezirk meine Vollzeitstelle im Rahmen der bezirklichen Gesundheitsziele.
Immer eine Antwort parat
Seit nunmehr zehn Jahren helfe ich bei der Suche nach Sport- und Bewegungsangeboten. Menschen jeden Alters und jeden Fitness-Levels aus dem Bezirk Mitte können mich um Empfehlungen bitten – telefonisch oder per E‑Mail. Sie beschreiben mir ihre Sport-Wünsche, geben Wohnort, Alter sowie Geschlecht an und sagen mir, was ihnen sonst noch wichtig ist. Ich versuche dann, mehrere Sportgruppen zu nennen, und gebe Empfehlungen, was am besten passen könnte. Außerdem recherchiere ich ständig nach aktuellen Informationen zu Sport- und Bewegungsangeboten. Dabei habe ich ein breites Spektrum an Bewegungsanbietern im Blick – vom Sportverein über die öffentlichen Einrichtungen und die Volkshochschule bis zu gewerblichen Tanz- oder Schwimmschulen.
Das macht den Unterschied zu einer Internetsuche aus: Ich kann nicht nur möglichst passgenaue Angebote nennen, sondern auch weitergehende Fragen beantworten und über die Arbeitsweise von Sportvereinen aufklären. Auch Netzwerkpartner bitten mich um Hilfe, zum Beispiel wenn sie Übungsleiter:innen suchen, wenn sie sich Aufmerksamkeit für ihre Angebote oder Ideen für Bewegungsförderung wünschen. Ich finde immer eine Antwort. So ist übrigens auch mein Motto entstanden, das ich auf Social Media unter dem Hashtag #FragDieKiezSportLotsin verbreite.
Birgit Funke, meine Chefin von bwgt e.V., sagt: „2013 haben wir mit Susanne Bürger die Idee einer KiezSportLotsin im Brunnenviertel entwickelt. Heute ist Susanne eine Institution im Bezirk Mitte, berlinweit bekannt und Vorbild!“ Auch in anderen Bezirken sollen nach und nach vergleichbare Stellen eingerichtet werden.
Auch bwgt e. V. hat Geburtstag
Mein Träger bwgt e.V feiert dieser Tage ebenfalls Jubiläum – das 20-jährige. Seit über zehn Jahren ist der Verein auch im Brunnenviertel aktiv. Im Jahr 2003 gründeten Menschen aus vielfältigen Fachgebieten bwgt: Pädagogik, Sportwissenschaft, Gesundheitswissenschaft, Architektur und Landschaftsplanung. „Mehr Bewegung in die Stadt bringen“ war und ist das Motto. Zu diesem Zweck engagierte sich der Verein in vielen Berliner Bezirken in ganz unterschiedlichen Projekten. So entstanden Bewegungsorte und Spielplätze, zum Beispiel der ZickZackZwingli in Moabit oder der Kastanienboulevard in Hellersdorf.
In verschiedenen Quartieren wurden Bewegungsprojekte ins Leben gerufen, zum Beispiel „Moabit macht mobil“, „Netzwerk Bewegung in der Spandauer Neustadt“ oder „Sport verbindet – JuniorCoaches in Neukölln“. 2012 startete bwgt e.V. das Projekt „Brunnenviertel bewegt“ mit einem umfangreichen Beteiligungsprozess. Dabei sind Ideen entstanden, wie der Bewegungsparcours oder die bewegten Sommer- und Winterspielplätze auf dem Vinetaplatz und im Olof-Palme-Zentrum. Frauenfitness und Yoga im Humboldthain sind weitere Angebote, die heute noch regelmäßig stattfinden. Aktuelle Infos gibt es unter www.bewegung-draussen.de.
Im aktuellen Projekt im Rahmen des Programms Sozialer Zusammenhalt setzt bwgt sich dafür ein, „Bewegung im Brunnenviertel nachhaltig zu verankern“. Falls es Ideen gibt, falls irgendwo Unterstützung benötigt wird, wann immer es um Bewegung im Brunnenviertel geht, sprecht meine Kollegen oder mich einfach an!
Kontaktinformationen
–> bwgt e.V., Telefon: (030) 78 95 85 50, E‑Mailadresse: [email protected], Webseite: www.bwgt.org
–> KiezSportLotsin, Telefon: (01573) 3 28 13 28, E‑Mailadresse: [email protected]; Webseite: www.kiezsportlotsin.de
Der Text ist zuerst im Kiezmagazin “brunnen”, Ausgabe 3/2023 erschienen. Mehr über die Bürgerredaktion sowie weitere Texte aus dem Brunnenviertel stehen auf dem Redaktionsblog www.brunnenmagazin.wordpress.com. Wir danken der Bürgerredaktion im Brunnenviertel!