Alle Tische im Sprengelhaus wären viel zu klein gewesen für diese Runde. Am Mittwoch vergangener Woche (30.8.) versammelten sich über 100 Menschen in der Osterkirche, weil sie sich um die Zukunft des Gemeinwesenzentrums sorgen. Gut vernetzt, gut genutzt und dringend gebraucht ist das Haus für die Nachbarschaft, das wurde bei der Veranstaltung deutlich. Trotzdem ist es nicht sicher, dass es das Nachbarschaftshaus auch in Zukunft in dieser Form und an der Adresse Sprengelstraße 15 geben wird, denn die Eigentümergemeinschaft möchte das Haus meistbietend verkaufen. Würde ein neuer Eigentümer die Miete erhöhen, so die Befürchtung, wäre dies das Aus für den Standort.
Das Team um Hans-Georg Rennert vom Gemeinsam im Stadtteil e.V. (GiS) und Unterstützer:innen aus der Politik bemühen sich schon länger, eine dauerhafte Perspektive für das Sprengelhaus zu schaffen. Neben einer fehlenden Basisfinanzierung, ein Dauerproblem seit Jahren, bedroht vor allem das Verkaufsinteresse der Eigentümer:innen akut den Bestand. „Es sind über 60 Organisationen, die im Sprengelhaus aktiv sind, neun sind hier fest angesiedelt“, erklärte Hans-Georg Rennert den Anwesenden in der Osterkirche. Unter ihnen waren die Bezirksbürgermeisterin, Vertreter:innen der SPD, der CDU und von der Partei Die Linke. „Ich glaube, wir tun ganz viel für den Zusammenhalt hier im Stadtteil“, sprach Hans-Georg Rennert das angesichts des großen Interesses für die Veranstaltung Offensichtliche aus.
Viel Solidarität für das Gemeinwesenzentrum
Im ersten Teil der Veranstaltung nutzten viele die Gelegenheit, am offenen Mikrofon ihre Solidarität auszusprechen. Manche waren Nutzer:innen der Angebote im Haus, andere im Sprengelhaus beheimatete Organisationen, wieder andere waren Unterstützer:innen aus der Politik. Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne), die neben Hans-Georg Rennert im Podium saß, fand ebenfalls unterstützende Worte: „Wir müssen um jede Fläche kämpfen, wo Gemeinschaft möglich ist, wo Menschen zusammenkommen können. Es ist meine und unsere Aufgabe als Bezirk, dass Räume erhalten bleiben – trotz Verwertungsdruck“. Politik und Verwaltung können und müssen dabei für den Rahmen sorgen: „Aber nur Sie können für die gute Nachbarschaft sorgen“. Stefanie Remlinger erklärte, dass es schon viele Gespräche gegeben habe und sie bereits im Januar dem Senat geschrieben habe, mit der Bitte um Prüfung, ob das Land das Haus nicht selbst erwerben könnte.
Ein spontanes Unterstützungsangebot
Das größte Problem ist, so wurde den Anwesenden erklärt, dass die Eigentümergemeinschaft das Haus zum Marktwert, also zum höcht möglichen Preis, verkaufen möchte. Diese Summe können die sozialen Projekte und auch das Land nicht aufbringen. Das bestätigte auch Martin Batta-Lochau von dem gemeinnützigen Verein Martinswerk e.V., einer Plattform für selbstverwaltete Hausprojekte. Der Verein hat in Berlin mehrere Häuser, unter anderem in der Wriezener Straße im Soldiner Kiez. „Es gibt in einem solchen Fall verschiedene Möglichkeiten. Wir können unser Knowhow anbieten. Aber klar ist: Fantasiepreise können wir auch nicht zahlen“, deutete Batta-Lochau das Interesse an, dem Sprengelhaus zu helfen.
Lösungsideen: Plan A und Plan B
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden Ideen präsentiert und weitere gesammelt. „Plan A ist auf jeden Fall, das Haus zu kaufen. Plan B ist, bei einem Verkauf ein Nutzungsrecht zu sichern“, fasste die Bezirksbürgermeisterin die Haltung des Bezirks zusammen. Für die Realisierung von Plan A, so wurde aus den Äußerungen der anwesenden Politiker:innen deutlich, gibt es auch bereits Überlegungen und Lösungsideen. Überlegt wird, dass die Organisationen aus dem Sprengelhaus eine Genossenschaft gründen und das Haus selbst übernehmen. Gehofft wird zudem, dass Fördermittel dabei helfen können, die hohe Kaufsumme zusammenzubekommen; favorisiert wird eine Unterstützung durch die Lotto Stiftung Berlin. Die Anwesenden rechnen offenbar damit, dass der verlangte Preis für die Immobilie etwa zwei Millionen Euro über einem leistbaren Kaufpreis liegen würde. „Das wird nicht ohne die Unterstützung der Politik gehen“, sagte Dr. Maja Lasic (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses. „Wenn es zu einem Antrag bei der Lotto Stiftung kommt, geben wir gern unsere politische Unterstützung“, sagte sie.
Vor allem, so wurde klar, müsse jetzt schnell etwas geschehen. Denn, so berichtete Hans-Georg Rennert, es gäbe bereits einen Kaufinteressenten für das Haus. Die Bezirksbürgermeisterin skizzierte die nächsten Schritte: „Wir müssen auf die Erbengemeinschaft zugehen und im kleinen Kreis nach Lösungen suchen. Es muss jetzt schnell gehen und ich hoffe, dass wir das gemeinsam hinkriegen“.
Unterstützung via Online-Petition
Das Team des Sprengelhauses hat bereits Anfang Juli die Online-Petition „Das SprengelHaus muss bleiben!“ gestartet. Bis zum 1. September wurde sie von 1500 Menschen unterstützt. Weitere Unterschriften können online abgegeben werden.
Das Sprengelhaus muss bleiben! Die
Menschen im Sprengelkiez brauchen
das vielfältige Angebot und die Möglichkeit zu Begegnung und Miteinander für jede Alters- und Interessengruppe. Wir sind dabei und packen mit an.
Elisabeth Graff
Vorsitzende der Seniorenvertretung Mitte