U‑Bahnhof Gesundbrunnen. Ich stehe vor der Rolltreppe, die mich von den Gleisen der U 8 hoch zum Center transportieren soll, doch sie bewegt sich nicht. Seufzend steige ich die steile Treppe hoch – Stufe für Stufe. Hinter mir höre ich einen Mann fluchen: „Nix funktioniert hier. Was für eine Scheiße!“
Recht hast du, denke ich.
Kurze Zeit später stehe ich im Lebensmittelgeschäft vor dem Kühlregal. Ich packe Joghurt in den Einkaufswagen, Äpfel und Zitronen liegen schon drin. Jetzt noch Milch. Oh nein, es gibt nur noch die fettarme Variante. Damit schmeckt mir der Kaffee aber nur halb so gut. Also werde ich noch in einen weiteren Laden gehen und dort wieder anstehen müssen. Das kostet mich mindestens eine halbe Stunde!
Auf dem Heimweg durch den Humboldthain rutscht mir die Tasche von der Schulter. Die Hälfte meiner Einkäufe fällt auf den Boden. Eine Frau bleibt stehen und hilft mir beim Aufheben. „Heute ist wirklich der Wurm drin“, schimpfe ich. „Hätte nur noch gefehlt, dass der Joghurtbecher aufplatzt.“
„Zum Glück ist er heile geblieben“, sagt die Frau. „Stimmt. Da kann man nicht meckern.“
„Wussten Sie, dass ‚Da kann man nicht meckern’ das höchste Lob ist, das man in Berlin zu hören bekommt?“ Die Frau lacht und hebt eine Zitrone auf. „Dabei könnten Sie auch dankbar sein, dass der Joghurt im Becher geblieben ist und Sie zu Hause bloß ein bisschen Erde von der Zitrone abwaschen müssen.“
Wenn das Leben dir Zitronen gibt
Da ist was dran, denke ich auf dem Heimweg. Wir sind es so gewohnt, uns aufzuregen, zu meckern und überall das Haar in der Suppe zu finden, dass wir oft blind für das Gute sind. Alles, worüber ich mich heute geärgert habe, könnte ich auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Was, wenn ich in jeder Situation etwas Gutes finden würde? Was, wenn ich trainieren könnte, das zu erkennen? Was, wenn ich jeden Tag vor dem Schlafengehen drei Dinge aufschreiben würde, für die ich dankbar bin? Heute würde das dann so aussehen:
- Die Rolltreppe hat nicht funktioniert. Danke, dass ich gesund bin und aus eigener Kraft Treppen steigen kann.
- Meine Lieblingsmilch war ausverkauft und ich musste mich noch mal in einem anderen Laden anstellen. Danke, dass ich in einem Land lebe, in dem es genug Lebensmittel gibt. Danke, dass ich aus einem vielfältigen Angebot wählen kann.
- Meine Einkaufstasche ist auf den Boden gefallen. Danke, dass der Joghurtbecher heile geblieben ist. Danke, dass mir die freundliche Frau geholfen und sogar noch den Tipp mit der Dankbarkeit gegeben hat.
Allein die Vorstellung, all das heute Abend aufzuschreiben, verbessert meine Laune. Nicht auszudenken, wohin das führen würde, wenn ich jeden Tag notiere, wofür ich dankbar bin. Aber glücklicherweise muss ich mir das gar nicht ausdenken – ich kann es einfach machen. Wie sich dadurch mein Leben ändert, werde ich dann im Laufe der Zeit schon sehen.
Hallo,
das ist eine tolle Seite, der gute, alte Wedding. Hier habe ich über 20 Jahre gewohnt und hier hat es mir sehr gut gefallen.
Damals haben schon viele Leute eher schlecht über den Wedding geredet, warum eigentlich, hier leben ganz viele nette Menschen, ich habe hier viele neue Freunde gefunden und wir hatten eine sehr schöne gemeinsame Zeit. Sind Menschen schlechter, nur weil sie weniger Geld haben, ein klares NEIN, aber heute zählen nur Geld, Macht und Gier und diese Menschen sind nun besser, auch ein klares NEIN. Heute ist das Geld mehr wert als ein Menschenleben, wohin soll das führen??!! Ich habe im Wedding nur freundliche, ehrliche und sehr hilfsbereite Menschen kennengelernt, wenn man Hilfe braucht, dann wird auch geholfen. Ich jedenfalls habe die Zeit im Wedding sehr geliebt und habe heute immer wieder Sehnsucht nach meinem Wedding. Damals musste ich leider ausziehen, weil ich keine Kraft mehr hatte, um die Treppen bis in den dritten Stock zu bewältigen. Ich habe erst später erfahren, dass ich an MS erkrankt war, ansonsten würde ich heute noch dort wohnen, heute habe ich wenigstens noch die vielen schönen Erinnerungen an eine wunderschöne Zeit.
Ich sende ALLEN Menschen im Wedding ganz viele liebe Grüße und bleibt gesund!!!
Eure Marion
Hallo und guten Morgen
Geburt nach Geburt, wieder und immer wieder,
Besudelt, beschmiert, unterdrückt und bedrängt,
Umklammert und keuchend, stöhnend und ächzend,
Erschöpft und gequält, zitternd und schluchzend,
Blass und vergänglich, gekettet an das Mühlrad des Leids ist das Leben
(Samsara, Ko-gan Pyo)
Buddha erkannte das das Leben leidvoll sein kann , erkannte aber auch das der Mensch oft selbst sein Leid erzeugt
Yu wei .… die Kunst sich das Leben schwer zu machen
Wu wei.… die Lebenskunst des Tao
Habe mich dafür entschieden mit Gelassenheit das Leben mit Glück zu füllen, so kann ich mich nicht über eine nicht funktionierende Rolltreppe ärgern, benutze immer die große Treppe im Bahnhof Gesundbrunnen 😉
Am Mittwoch einkaufen gewesen .… zu Hause alles ab in den Kühlschrank.… am Abend kurz vor dem Einschlafen den Tag Revue passieren lassen.… Dankbar sein das der Kühlschrank voll ist ‚ich gesund bin und hier und dort etwas übrig habe für Andere
Wenn sich mehr Menschen für Wu wei entscheiden könnten wäre das Leben schon erträglicher … vielleicht könnten wir dann irgendwann sogar mal auf Ho’oponopono verzichten
Nur noch ein Weilchen … dann ist es so weit 😉 https://efisch.substack.com
wie immer sonnigen Sonntag
Dies sind Worte,die ich vielen Lesern im Alltag wünsche ‚ich fürchte nur dass die vielen hippen Mitmenschen kein Ohr für solche feinfühligkeiten mehr haben.
Schönen Sonntag aus dem Norden