Eine technische Fachfirma hat im März die jährliche Prüfung vorgenommen und die vermutlich letzte Frostnacht ist ebenfalls vorüber. Für Sebastian Bergmann von der Evangelischen Nazareth-Kirchengemeinde Berlin-Wedding ist damit der Moment gekommen, seine derbe Arbeitskluft anzuziehen. Ende April ist er in einen Schacht auf dem Leopoldplatz gestiegen, um die automatische Pumpanlage für die Fontänen vor der alten Kirche anzuschalten.
Nun können die Wasserspiele nach einem von ihm programmierten Tages- und Wochenplan wieder sprudeln. „Wenn die Kinder glücklich sind, dann hat sich alles gelohnt″, sagt Sebastian Bergmann in Erwartung eines heißen Sommers. Und mit Blick auf die Erwachsenen sagt er, dass der „Gesamtwirkung des Platzes die Anlage guttut″, sagt er. Obwohl es sich bei den Fontänen offiziell um einen Zierbrunnen handelt, werden alle vier Wochen von einem Kontrolleur unangemeldet Wasserproben entnommen – wie an einer Badestelle. Das habe die Kirche wegen der tatsächlichen Nutzung als Plansche mit dem Gesundheitsamt vereinbart.
Der Betrieb der versteckten Pumpanlage mit automatischer Chlor-Reinigung und zahlreichen maßgeschneiderten, technischen Geräten kostet die Kirche jährlich „einen unteren fünfstelligen Betrag″. Den Einbau finanziert hat das staatliche Förderprogramm Aktives Zentrum Müllerstraße vor zehn Jahren. Also 2013. Doch die evangelische Kirche will auch in den nächsten Jahren weiterhin im Frühling Wasser marsch geben.
Der Text erschien zuerst in der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autor ist Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!