Ich stehe ungern auf einer Bühne. Und wenn doch, dann fühlt es sich so an, als ob ich eine riesige Pfanne betrete, in der bereits das Öl über den Boden rinnt und sich nur eine Frage stellt: Wann kommt der Moment, in dem der Herd angestellt wird? Bei der Preisverleihung für den Goldenen Blogger stehe ich in Düsseldorf neben Joachim Faust, Dominique Hensel und Andaras Hahn auf der Bühne. Wir vertreten den Weddingweiser. Aber halt, in Wahrheit stehen wir vier im aufheizenden Gegenlicht stellvertretend für die Leute aus dem Wedding.
Auf offener Bühne begrüßt Organisator und Moderator Thomas Knüwer die drei Nominierten der Kategorie Lokales. Bis zur Endrunde haben es der Nordstadtblogger , VierNull und der Weddingweiser geschafft. Thomas Knüwer spricht das Wort Wedding dabei auf eine Art aus, als habe er gerade New York oder Paris gesagt. Im Saal steht die Kamera der ARD. Für eine Sekunde sind die drei Kieze aus Dortmund, Düsseldorf und Berlin genauso wichtig wie die Influencer der anderen Kategorien. Wie die Internetkönner, die eine Reichweite haben, die mit keiner Elle zu messen ist.
“Weil wir hier wohnen”, antwortet Autorin Dominique Hensel. Sie betont den Satz in ostdeutscher Sprechweise und damit das Wort “wohnen”, nicht etwa “wir”. (Nachhören auf YouTube ab 1:16:30). Thomas Knüwer wollte wissen, warum der Wedding so besonders ist. Dominique Hensel gab eine unüberhörbar spontane Antwort. Aber sie trifft dennoch den Kern: Der Weddingweiser ist nicht professionell, besetzt keine Sparte wie Food oder Entertainment, versprüht nicht Glamour und Konfetti. Nein, er versucht einen Stadtteil online sichtbar zu machen, er wird von Menschen aus dem Kiez gemacht, er ist wie eine virtuelle Hauptstraße, auf der Nachbarn in digitale Schaufenster gucken können. In dem Maße, wie es dem Weddingweiser gelingt, dies alles zu sein, in dem Maße sind die Weddinger Preisträger des Goldenen Blogger der Kategorie Lokal.
Die schönen Seiten des Wedding haben gewonnen, denn die Leute aus dem Stadtteil finden sich ein, wenn ihre Plattform sie braucht. Die Gewichte der Jury und der Community wogen für die Verteilung des Preises gleich viel. Und die Vermutung liegt nahe, dass sich die Waagschale deshalb zum Weddingweiser neigte (und nicht zu Nordstadtblogger oder VierNull), weil der Weddingweiser nicht eine Webseite ist, sondern eine Versammlung.
Leider konnten die Organisatoren der Goldenen Blogger nicht 181.797 Menschen (Einwohnerzahl zum 31.12.2022) zur Preisverleihung einladen. Allein, dass vier Vertreter statt ein oder zwei nach Düsseldorf fahren durften, war ein Geschenk. (Auch wenn somit Samuel Orsenne (Admin & Verwaltung), die Autoren Rolf Fischer und Renate Straetling, die Fotografen Tilman Vogler und Sulamith Sallmann und alle anderen unbeschenkt blieben.) Ein großes Geschenk war es. Kosten für Anfahrt, für das coole Hotel, für Stadtführung und für ein sensationelles Gastmahl auf dem Carlsplatz trugen die Sponsoren. Da hast du wirklich was verpasst, Nachbar. Aber keine Sorge, wir vier haben für dich mitgeschlemmt.
Abgesehen vom Preis nehmen wir vier viel mit nach Hause. Zum einen haben wir mit den Kollegen von Nordstadtblogger und VierNull aus dem Nähkästchen geplaudert und Anregungen nebst Inspirationen in unsere Beutel gelegt. Entdeckt haben wir Jörg Draeger. Der Moderator ließ den berühmten Zonk stecken und plauderte mit uns über seine persönlichen Verbindungen mit dem Wedding. Wir hatten ein tolles Frühstück mit dem bewundernswerten N1cosch aus Nauen (bitte abonniert den TikToker, der sich gegen Märchenerzähler engagiert – Zuschauen geht auch ohne App). Wir applaudierten dem unverzichtbaren Vassili Golod, der aus Kiew in den Saal zugeschaltet wurde. Wir lernten Beeinflusser kennen, die außerhalb unseres Horizonts arbeiten, weil sie nie schreiben, sondern ausschließlich reden. Zum Beispiel das symphatische Verschwörungszerstörer-Duo von Hoaxilla. Und Blogger Frank – einmal von der Leine gelassen – berichtete ausführlich, dass Fahrradfahren nicht nur in Berlin heiß diskutiert wird, sondern auch im hübschen Varel an der Nordsee. Kurz gesagt: Sektempfang und Frühstück waren die produktivsten Momente des Programms.
Ich persönlich nehme mit, dass Düsseldorf nicht die längste Theke der Welt plus rheinisches Lebensgefühl, sondern eine urbane Großstadt ist. Düsseldorf ist wie eine Millionenstadt, obwohl es viel weniger als eine Million Einwohner hat.
Nach dem 48 Stunden-All-Inclusive in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen steigt bei uns vier das Gefühl auf, sich bedanken zu wollen. Bei den Organisatoren und so. Und das tut der Weddingweiser jetzt. –> Danke! Zusätzlich wollen wir uns bei unseren schreibenden und fotografierenden Mitstreitern, Steady-Unterstützern, Partnern, Freunden und treuen Lesern bedanken – bei den Initiativen, Vereinen, Aktiven im Wedding (und im Gesundbrunnen auch). Ihr seid unsere Nachbarn, unsere Community, unser Thema und unser Antrieb. Ihr macht den Weddingweiser zu dem, was er ist. Leute, der Goldene Blogger ist euer Preis!
Schön, Euch kennengelernt zu haben! Ich hab mich sehr mit und für Euch und den ganzen Wedding gefreut!
Moin! Danke und Grüße ins schöne Leer!
Wundervoll! Ihr seht gut aus. 🙂
Ich freue mich sehr, das ihr nach all der mühevollen Arbeit im Verborgenen, jetzt öffentlich einen draufmachen konntet. Mehr als verdient nach mehr als 10 Jahren.
Nach Düsseldorf wäre ich als überzeugter Rheinländer übrigens nie mitgefahren. Das ist nicht Rheinland sondern, die “Schääl Sick”. Da geht man als ordentlicher Linksrheiner nicht hin. Aber feiern kann man da anscheinend auch. Und in Berlin?
Hallo Rolf, wir arbeiten schon am Sektempfang für die Redaktion. Das kommt. Ganz kurz Geduld noch bitte! 🙂
Herzlichen Glückwunsch, das ist mehr als verdient! Und was wären wir im Wedding bloß ohne Euch…?!?
Das habt Ihr mehr als verdient! Herzlichen Glückwunsch!!!
Guten Morgen
kurz vor der coolen Antwort .… weil wir hier wohnen … hatte ich noch rechtzeitig daran gedacht das die ganze Chose übertragen wird und ja Herr Schnell , das habe ich gemerkt das sie sich oben auf der Bühne wohl nicht so wohl fühlen , aber egal , hauptsache es hat Spass gemacht
weiter so !!!!!
dann sag ich mal schon .…schönen freien Montag
Beim nächsten Preis überlege ich mir vorher eine sinnvollere Antwort 😉
Spaß gemacht hat es wirklich. Ich fand besondere die ganzen Gespräche mit den anderen “Content Makern” super. So verschiedene Menschen sind da im Netz unterwegs und viele haben wirklich gute Ideen und Inhalte. Dazu gab es ein fettes Begleitprogramm für uns. Alles wirklich gut, aber auch sehr viel. Ich musste erst Mal zwei Tage schlafen, um das zu verarbeiten.
nein nein die Antwort macht schon Sinn , ein zb. Spandauer würde wohl nicht so über den Wedding schreiben können und erst recht kein Zehlendorfer 🙂
also wurden bei den Gesprächen Inhalte markiert !!?? 😉