Das, was Treptow demnächst blüht, ist seit Jahrzehnten im Wedding Realität: das Ende einer Stadtautobahn. Auf Höhe des Plötzensees ergießt sich der Verkehr von der Schnellstraße direkt in einen dicht besiedelten Stadtteil, das Afrikanische Viertel und den Brüsseler Kiez. Das aber könnte sich eines Tages ändern, wenn die Verlängerung der Stadtautobahn im Südosten Berlins abgesagt und stattdessen im Wedding erfolgt. Ein unkonventioneller Plan – oder eine alte Idee?
Egal welche Koalition diese Stadt bald regiert, die Positionen zumindest zweier Parteien sind klar: „Die A100 ist ein Relikt der Vergangenheit. Wir brauchen keine Betonschneise durch die Stadt”, twitterte Grünen-Fraktionschef Werner Graf. „Für die Grünen ist der geplante Bauabschnitt der A100 ein Asphaltmonster“, sagt Kai Wegner von der CDU, fügt aber hinzu: „Wir wollen zeigen, dass die Autobahn zu einem lebenswerten Berlin passen kann.“ Und da mit großen Widerständen rund um die Verlängerung des Stadtrings im Südosten Berlins gerechnet wird, plant der Bund den Autobahnbau einfach woanders, nämlich im Wedding. Dort kann man schon auf Planungen der 1960er Jahre zurückgreifen.
Die Geheimidee, die nun aus dem Bundesverkehrsministerium an der Invalidenstraße durchgesickert ist: Die Seestraße wird untertunnelt – die Autobahn taucht am Virchow-Klinikum ab und kommt erst am Louise-Schroeder-Platz wieder an die Oberfläche. Die Leitungsarbeiten an der Seestraße, die vor kurzem abgeschlossen wurden, wurden für erste Testbohrungen genutzt. Dabei zeigte sich, dass der Tunnelbau technisch machbar ist. Die breite Seestraße selbst soll nur noch eine Fahrspur pro Richtung behalten, und damit radikal verkehrsberuhigt und entsiegelt sein, sodass es in Zukunft möglich wird, in einem durchgehenden Grünstreifen von der Müllerstraße bis zum Plötzensee zu kommen. Außerdem wird es dann endlich genügend Abstellmöglichkeiten für die Privat-Pkws der Virchow-Beschäftigten geben.
„Statt wie die Grünen bei Infrastrukturprojekten immer nur auf der Bremse zu stehen, muss jetzt die Chance genutzt werden, die A100 zu einer echten Klimaautobahn zu entwickeln“, schlägt Kai Wegner vor. „Im Zuge des Weiterbaus können technologische Innovationen entstehen, erprobt und schlussendlich flächendeckend realisiert werden.“
Die CDU begrüßt also die Idee, den lärmenden Verkehr einfach im Untergrund verschwinden zu lassen. Die Schaffung und Aufwertung innerstädtischen Grüns durch Ausgleichsflächen im Rahmen des Autobahnbaus müssten und würden zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen, so die Berliner Christdemokraten. „Gleichzeitig sollen mit dem Ausbau der Autobahn verkehrsberuhigende Maßnahmen in den umliegenden Stadtteilen einhergehen, um die gewünschte Entlastungswirkung zu verstärken“, so die CDU weiter. Und auch die SPD wird sich in den laufenden Koalitionsverhandlungen auf diesen Kompromiss einlassen können: Denn die verkehrsberuhigte Seestraße wäre ein Modell für ganz Berlin.
Anders als bei der Verlängerung am Treptower Park ist im Wedding, der weiter von Kreuzberg entfernt ist als Treptow, mit weniger Widerstand zu rechnen, und auch der Bau des Tunnels könnte schneller als erwartet beginnen. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte auf Anfrage, dass ein Gesetzentwurf zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren erarbeitet wird. Der zunehmende Güterverkehr sei Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zufolge nur mit einem Ausbau von Straßen zu bewältigen. Zu einzelnen Projekten wollte sich das Ministerium aber nicht äußern.
Aus dem Bezirksamt kamen indes vorsichtig positive Signale, und zwar ausgerechnet wegen des Plötzensees: Der Bezirk hatte im Sommer Plakate mit stilisierten Haien rund um den See in Wedding aufgehängt sowie gelbe Haiflossen auf dem Wasser schwimmen lassen. Natürlich gebe es keine Haie im Plötzensee, aber es stehe nicht gut um ihn, sagte Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann von den Grünen. Wenn sich die Luft rund um den See verbessere, weil die Autobahn im Untergrund verschwindet, profitierten am Ende nicht nur die Badegäste im Strandbad, sondern auch Tiere und Pflanzen.
Und nicht zuletzt verbessern sich durch die verkehrsberuhigte Seestraße die Verhältnisse für Fußgänger und Radfahrer, die heute noch teilweise mehrere lange Ampelschaltungen abwarten müssen, um die breite Straße zu überqueren.
Es handelte sich, wie viele gleich bemerkt haben, um unseren diesjährigen Aprilscherz.
Die Redaktion
Schade, dass es ein Aprilscherz ist… 😆
wenn man Geld vernichten will, muss man einen Krieg beginnen, eine U‑Bahn bauen oder einen Tunnel. Die Seestrasse zu untertunneln ist so doof wie der Turmbau zu Babel. Und interessant, wie ausdauernd und penetrant die Autogegner wissen, was gut für Fussgänger und Radfahrer sein soll …. „wir brauchen…“ usw. Freundchen! solange du nicht mich und meine Leute gefragt hast, was wir wirklich brauchen, redest du nicht von WIR!
Leute,
Berlin ist nicht der Mittelpunkt der Welt .…. Mal nach München schauen – dort wurde der Mittlere Ring schon vor einem Jahrzehnt untertunnelt und keiner beschwert sich .… Untertunneln ist also keine neue Erfindung sondern ein “alter Hut”
Ja super Idee, aber nicht schon am Louise Schröder Platz enden, sonder kurz vor oder nach Bornholmer Str, noch besser wäre noch weiter bis in den Prenzlauer Berg, dann wäre es eine super Entlastung. Der 1.April lässt grüßen
„Klimaautobahn“ – manchen Leuten ist auch gar nichts peinlich. Wir brauchen weniger Individualverkehr- nicht mehr Autobahn. Für die Milliarden, die dort begraben werden, könnte man den ÖPNV massivst ausbauen und derartige Ideen obsolet machen.
Ein paar 100m befriedete Seestraße ändert nichts, wenn ein Stück weiter die Autobahn aus der Erde kommt und dann diesen Bereich praktisch unbewohnbar macht. Manche Leute leben tatsächlich tief in der Vergangenheit.
Ihr hattet schon witzigere – weil tatsächlich verwechselbare – Ideen zum 1. April…
Hallo
Chapeau…!! oder auch Hut ab .… alle Achtung 🙂
gutgelungener 1.April !!
netes Wochenende ohne Regen
Unweit der Seestraße wohne ich seit 15 Jahren.
Die Seestrasse ist wirklich im wahrsten Sinne des Wortes
passabel.
Es gibt Wichtigeres im Wedding zu tun…
Für mich ist diese “Idee” einfach nur der
größte Wedding-Aprilscherz ever.
Naja, ein lustiger Gedanke. Übrigens heute ist der 1. April.
Klaro, Tunnel wie in Stuttgart 21 – Lieblingsprojekt der Bauindustrie: Kosten voraussichtlich 10 Milliarden. Ist noch lukrativer als jede Autobahn und daher für das FDP-Bundesbauministerium interessant.
Stuttgart wirds überleben, sein Schlosspark ist schon gestorben. Der Wedding darf nicht sterben!
Und das mit dem Badeverbot im Plötzensee zu begründen! Was soll das?
Nach 500 Jahren Baden und Fischen im Plötzensee – die Plötze ist ein Karpfen – verhängten die Grünen ein Badeverbot. Einen Naturschutz-Fachplan gibt es nicht. Aber 9€ Eintritt ins Privat-Partystrandbad leistet sich jeder Weddinger gern für einen Sprung ins Wasser… – Da haben die Grünen ihre Wähler*innen einen unvergesslichen Gefallen getan!
Hmm. Welcher Tag ist heute?
Geniale Idee! Aber nicht ganz zuende gedacht. Da ich früher in Treptow gewohnt habe weiß ich, dass die Stelle, an der die A100 wieder auftaucht, praktisch unbewohnbar wird (abgesehen davon, dass mehrere alte Häuser dafür abgerissen werden). Warum also den Tunnel nicht bis hinter die Bornholmer Straße führen? 😉 Und wenn wir die A111 vom durch einen Tunnel bis zum S‑Bahnhof Reinickendorfer Straße führen,( da ist Platz und die Bayer-Beschäfigten können von dort gleich in ihr Parkhaus rollen) wird die Müllerstraße zu grünen Ku’damm des Nordens.
Also wenn die Seestr. dafür verkehrsberuhigt und Einspurig wird denke ich wäre das doch eine gute Sache. Erst kein Fluglärm mehr, dann weniger Verkehrsbelastung, das ist doch eine ganz gute Entwicklung. Ohne die Verkehrsberuhigung würde das jedoch nur zu noch mehr Verkehr führen. Aber das Virchow-Klinikum hat doch mehr als genug Fläche um sich ein eigenes (weiteres) Parkhaus oder eine Tiefgarage zu bauen, fänd ich nicht gut wenn da jetzt im öffentlichen Raum Parkplätze statt Grünflächen geschaffen würden. Mal schauen, ob und was da passiert. Wäre auf jeden Fall schön wenn der Nord- und Südwedding nicht mehr durch die Seestr. getrennt sondern verbunden würden.