Am äußersten Rand des Stadtteils, direkt an der Gedenkstätte Berliner Mauer im Brunnenviertel ist das Mauercafé komplett umgekrempelt worden. Mit neuer Gestaltung und neuer Karte versucht das besondere Café den Anschluss an die rasant gewachsenen Konkurrenz am Nordbahnhof zu schaffen. Nach Umbau und Neukonzeption läuft es seit einer Woche im öffentlichen Probebetrieb. Am Donnerstag (23.3.) eröffnet es dann ganz offiziell neu.
Die Gegend um den Nordbahnhof war vor noch nicht so langer Zeit eine trostlose Brache, aus der der Eingang zum Bahnhof einsam herausragte. Inzwischen hat sich die Ecke komplett gewandelt. Es gibt riesige Bürobauten der Deutschen Bahn, schicke urbane Wohnungen mit Blick auf den Platz, einen Coffee Shop, einen Bio-Supermarkt, regelmäßig Markttreiben und schräg gegenüber befindet sich das Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer. Diese befindet sich ganz knapp im Wedding, wobei die anderen beschriebenen Einrichtungen Mitte sind. Neben dem rostfarbenen Besucherzentrum ist, etwas zurückgesetzt von der Straße, hinter großen orangenen Sonnenschirmen das Mauercafé. Das Café verbindet zwei sehr verschiedene Welten – und damit ist nicht Wedding und Mitte gemeint. Und es will mithalten mit den neuen Gegebenheiten am Nordbahnhof.
Unterm Dach eines sozialen Unternehmens
Das Mauercafé gibt es schon seit sieben Jahren. Doch das ganze Konzept war aus einer anderen Zeit. „Wir haben gemerkt, dass wir unglaublich altbacken gewesen sind. Es war uns aber wichtig, die Arbeitsplätze hier zu sichern, also wollten wir attraktiver werden“, sagt Simon Schaudienst. Er ist bei der Lobetal Inklusionsbetriebe gGmbH für Gastronomie zuständig. Das Unternehmen gehört zur Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. Diese betreibt unter anderem das Mauercafé, das Hotel Grenzfall, das Gästehaus Lazarus und ein Bistro gleich um die Ecke. „Wir sind ein Inklusionsbetrieb, aber wir wollen das nicht an die große Glocke hängen“, erklärt Simon Schaudienst. Denn für die Gäste soll das keine Rolle spielen, ob die Menschen, die sie bedienen, eine Behinderung haben oder nicht. Und so ist es auch: man kommt beim Besuch gar nicht drauf, dass man in einem Inklusionsbetrieb Kaffee trinken könnte.
Kaffee, Kuchen, Currywurst im Weckglas
Und es stimmt: das Mauercafé ist ein ganz normales Café. Es gibt Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato, heiße Schokolade und Lütticher Waffeln ganz wie im Coffee Shop schräg gegenüber. Angeboten werden auch verschiedene Torten und herzhafte Snacks wie Flammkuchen. Limonaden warten in den großen Kühlschränken, am Tresen gibt es vegetarische und vegane Antipasti im Weckglas. Wer möchte, kann verschiedene sogenannte Glasmahlzeiten für Zuhause mitnehmen: Currywurst, Soljanka, Rote-Linsen-Suppe. Etwas ungewöhnlich für ein Café ist jedoch, dass es in der Auslage Joghurtbecher gibt. Dieser ist aus eigener Produktion und absolut regional: Es ist Lobetaler Joghurt, hergestellt in der eigenen Bio-Molkerei im brandenburgischen Biesenthal. Auch die Preise sind etwa so wie im Coffee Shop am Nordbahnhof, vielleicht noch einen kleinen Tick niedriger.
Die Renovierung ist gelungen. Die Kunden erwartet ein helles und schönes Café mit gemütlichen Sitzbänken und kleinen Tischen, auf denen frische Blumen stehen. Am Tresen dominiert helles Holz, viele Kugellampen geben an trüberen Tagen Licht in den Raum. Das Mauerthema ist natürlich auch in die Gestaltung eingeflossen: an einer Wand ist ein stilisiertes Mauersegment zu sehen, bunt bemalt und vis a vis zur echten Berliner Mauer, die durch die großen Fenster zu sehen ist. Das wirkt stimmig und ansprechend.
Für Touristen, Nachbarn und Senioren
Bei den Cafégästen werden sich indes zwei sehr verschiedene Welten verbinden. „Die Touristen von der Mauer sind eine essentielle Gruppe, aber auch Gäste aus dem Haus Lazarus“, beschreibt es Simon Schaudienst. Einerseits richtet sich das Mauercafé also an die Berlin-Touristen. Für sie gibt es auch Postkarten und eine Regal mit Berlin- und Berliner Mauer-Souvenirs. Andererseits sind auch die Menschen aus dem Haus Lazarus, einem Pflegewohnheim, die Zielgruppe. Sie können, sobald es die Corona-Regeln (vorraussichtlich ab 1. April) zulassen, direkt durch den Hintereingang durch das schöne Atrium kommen, das direkt ans Mauercafé anschließt. Für sie gibt es einen kleinen, leicht abgetrennten Bereich, im dem bei Bedarf auch Trauerfeiern oder andere Feierlichkeiten stattfinden können. Im Sommer können sich beide Gruppen auch unter den großen Schirmen im Außenbereich des Cafés begegnen. Und wer aus der Nachbarschaft kommt, egal ob aus dem Wedding oder aus Mitte, ist natürlich ebenso eingeladen, das Mauercafé auszuprobieren.
Mauercafé, Bernauer Straße 117, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet
Guten Morgen
irgendwann in der Vergangenheit hatte es geschüttet…. aber so richtig heftig aus Eimern – ich war zwar schon klitschnass, aber ich war zufrieden als ich von weitem die roten Sonnenschirme sah und mich unterstellen konnte bis der Regen aufgehört hat…
entspanntes Wochenende
Das sind wirklich sehr große Schirme! Praktisch, wenn es regnet oder wenn die Sonne brennt. Und jetzt gibt es noch veganes Antipasti und Currywurst im Glas für die Wartezeit. 😉
Currywurst im Glas.… nee Danke .… Antipasti ist mariniertes Gemüse, also vegetarisch – was ist nun veganes Antipasti ? … persönlich halte ich von veganer Ernährung nichts . Ist für mich eher so eine Modeerscheinung
Was veganes Antipasti ist, weiß ich auch nicht. Optisch hat es sich nicht vom vegetarischen Antipasti unterschieden. Ich habe es nur erwähnt, weil ich finde, die Aufnahme ins Angebot ist ein weiteres Zeichen dafür, dass das Mauercafé jetzt versucht, mit der Mode zu gehen.
Apropos Mode: Der Text ist heute mal nicht gegendert. Es lebe die Abwechslung! 😉
Der Text ist heute mal nicht gegendert :)))
noch so eine Modeerscheinung , die offensichtlich immer mehr Menschen zu nerven scheint… also weiter so Frau Hensel !! :))