Es war eines der Wunder des vergangenen Jahres: die Bergung einer Marmorskulptur im Humboldthain. Nachdem die Stierskulptur 77 Jahre als verschollen galt, ist sie 2022 vom Berliner Unterwelten e.V. im Volkspark wiedergefunden und geborgen worden. Am Freitag (17.2.) hat der engagierte Verein nun Fachleute verschiedener Gewerke am Gesundbrunnen versammelt – Archäologin, Bildhauer, Metallbearbeiter und einen Kunstgießer. Sie haben die zwischengelagerten Teile der Skulptur vermessen und Vorbereitungen für ihre Zukunft im Wedding getroffen.
„Die Skulptur ist zu beschädigt, um wieder im Humboldthain aufgestellt zu werden“, erklärte Archäologin Claudia Mehlisch. Stattdessen sollen die Teile jetzt mit einer möglichst filigranen Eisenhalterungskonstruktion fixiert und perspektivisch im Archäologischen Fenster an der Brunnenstraße am Rand des Humboldthains gezeigt werden. Dort sind die Teile durch einen Zaun und ein Dach geschützt.
Der Bildhauer war am Freitag wegen eines weitergehenden Plans vor Ort. „Der Stier soll abgeformt, eine Replik erstellt werden. Diese könnte dann am alten Platz im Park aufgestellt werden“, sagt Eva Westphal von den Berliner Unterwelten. Die Bezirksverordneten unterstützen diesen Plan und viele – insbesondere ältere – Weddinger:innen wünschen sich das, während das Gartendenkmalamt dem allerdings kritisch gegenüberstehe. Der Ausgang ist also noch ungewiss. Vielleicht müssen sich die Weddinger am Ende doch mit kleinen Stierskulpturen von dem einstigen Wahrzeichen begnügen, die die Berliner Unterwelten später zum Verkauf anbieten wollen.
Am Freitag jedoch wurde die beschädigte Marmorskulptur von Ernst Moritz Geyger trotz der noch ungewissen Zukunft am Gesundbrunnen verladen und einmal um den Humbolthain herum gefahren. Auf dem Gelände des Straßen- und Grünflächenamtes an der Wiesenstraße, wo mehr Platz ist als auf der derzeitigen Lagerstätte der Skulptur am Gesundbrunnen, wurde die Skulptur gescannt (3D-Laserscan) und genau vermessen. Gemeinsam haben die Fachleute auch beraten, ob der abgebrochene Kopf wieder angebracht oder später separat neben dem Torso präsentiert werden soll. Nach der Begutachtung und Vermessung des weißen Stiers wurde die Skulptur wieder verladen und zurückgebracht an ihren Lagerplatz bei den Berliner Unterwelten.
Für das Projekt “weißer Stier” sammeln die Berliner Unterwelten Spenden, bisher hat der Verein alle Kosten für Trasport und Bergung selbst getragen. Nun werden für die Herstellung der Replik sowie des Metallgestells weitere Mittel benötigt.
Wer mithelfen möchte, dass das alte Wahrzeichen aus dem Humboldthain wieder aufgestellt werden kann, der kann mit einer Geldspende helfen. Das sind die Kontodaten (bitte unbedingt den Verwendungszweck angeben):
Empfänger: Berliner Unterwelten e.V.
Bank: LBB – Berliner Sparkasse
IBAN: DE77 1005 0000 6600 3729 80
BIC: BELADEBEXXX
Verwendungszweck: Rekonstruktion Weißer Stier
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Dominique Hensel. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Danke für die schönen Wedding Berichte. Ich lebe seit 1969 im Wedding, bin vie zu Fuss unterwegs und habe die Veränderungen mitbekommen. Der Humboldthain war schon mit meinen Kindern und Enkelkindern ein geliebter Freizeitort.
Bitte weiter so!
Ingeborg Bayer