Kleine Gesten sind wichtig, wenn das Zusammenleben gut funktionieren soll. Und genau das wünschen sich die Mitarbeitenden im Paul-Gerhardt-Stift (PGS). Am Valentinstag haben sie deshalb zu einem kleinem Empfang eingeladen, um 126 neue Bewohner:innen zu begrüßen. Die Geflüchteten, die eingeladen waren, kommen überwiegend aus der Ukraine und suchen in Berlin Schutz vor dem Krieg in ihrem Land.
Das Paul-Gerhardt-Stift hatte zum 1. Februar seine Kapazität im Refugium erhöht. Das ist der Bereich, der sich seit vielen Jahren um geflüchtete Menschen kümmert. 126 Bewohner:innen wurden in den vergangenen Wochen hier neu untergebracht. Martin von Essen vom PGS begrüßte die Neuangekommenen bei einem Begrüßungsempfang zuammen mit Stefanie Tepie Tame und Judith Drews, die die Geflüchtetenarbeit leiten.
Stiftsvorsteher und Pfarrer Martin von Essen gab den neuen Bewohnern Informationen zum Stift und zu den Ansprechpartnern: „Damit Sie wissen, wo Sie hier sind“. Er verwies auf Ärzte auf dem Gelände, die Kita, das Stadtteil- und Familienzentrum, das Sprachcafé, die juristische Sozialberatung, die kostenlose Hebammensprechstunde und die Kirche, die allen immer offenstehe. „Alle versuchen wir hier, eine gute Gemeinschaft zu erleben und uns gegenseitig zu unterstützen. Ich wünsche ihnen und uns ein gutes und friedliches Miteinander im Paul-Gerhardt-Stift!“, sagte Von Essen. Wen er mit „alle“ meint, wurde sichtbar als die zuständigen Mitarbeitenden nacheinander vor die Geflüchteten traten – Haustechniker, Sozialarbeiter:innen, Erzieher:innen, ein Psychologe, Verwaltungsmitarbeiter:innen, ein Freiwilliger, der ein soziales Jahr im Stift macht. Jeder einzelne wurde von den neuen Bewohner:innen beklatscht, mache riefen in gebrochenem Deutsch „Dankeschön“.
Die Mitarbeitenden sind ein Teil der Hilfestruktur im PGS, der andere Teil sind die Räumlichkeiten selbst. Die renovierte Gemeinschaftsunterkunft erstreckt sich nahe der Edinburger Straße über zwei Etagen. Pro Geschoss stehen 30 Zimmer zur Verfügung. Alle Räume haben einen angeschlossenen Sanitärbereich. Insgesamt gibt es vier Gemeinschaftsküchen, zwei Kinderspielzimmer und zwei Gemeinschaftsbereiche. Die neuen Unterkünfte entstanden, nachdem der Träger des Pflegewohnheims seinen Vertrag mit dem PGS im vergangenen Jahr auf eigenen Wunsch aufgelöst hatte und bereits ein Teil der bisherigen Bewohner ausgezogen waren. Die dann leerstehenden Räume hat das Stift fürs Refugium hergerichtet.
Viele der neu eingezogenen Geflüchteten haben die letzten Monate in Erstaufnahmestellen verbracht. Mit einer Belegung von ein bis drei Personen bietet die Unterkunft im Paul Gerhardt Stift den Bewohner:innen die ersehnte Privatsphäre und den notwendigen Schutz. Insgesamt gibt es auf dem Gelände an der Müllerstraße jetzt 295 Plätze für geflüchtete Menschen.
„Wir können ihr Zuhause in der Heimat nicht ersetzen. Aber wir wollen ihnen einen Ort geben, an dem sie ein wenig zur Ruhe kommen können und an dem sie sich wohlfühlen können“, sagt Stefanie Tepie Tame, Geschäftsführerin der PGS Soziales, den etwas über 50 Geflüchteten, die die Einladung an diesem Tag angenommen hatten. Damit das von Anfang an gelingt, gab es am vergangenen Dienstag (14.2.) den Begüßungsempfang mit freundlichen Worten, einigen Informationen, Musik und einem Buffet. Eine kleine Geste, die bei den neuen Bewohner:innen gut ankam.
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Ich finde Ihre Formulierung nicht in Ordnung. „Sauer“ ist unzureichend, Zorn trifft es eher. Die Geflüchteten interessieren sich wohl kaum, sie sind lediglich Nutznießer, was doch wohl jeder nachvollziehen kann.
Dass Eigenbedarf angemeldet worden ist, das sagte laut B.Z. die Johannesstift Diakonie schon im November. Jetzt schieben die natürlich einander den schwarzen Peter zu, da die Aufmerksamkeit wächst. Soweit so gut.
Es muss doch möglich sein, das investigativ zu verfolgen, da es in Anbetracht steigender Geflüchtetenzahlen in Zukunft für Heimbewohner von großem Interesse sein kann, ob sie weniger lukrativ sind als die Unterbringung Geflüchteter.
Ich würde mir wünschen, dass Journalisten sich nicht mit Pressemeldungen und schwammigen Formulierungen zufrieden geben, sondern nachverfolgen, ob es ums Geld geht, ob der Wunsch des Trägers eine Schutzbehauptung ist, warum 10 Jahre zu früh aufgelöst wurde.
Die vom Focus suggerierte Kausalität ist natürlich vorhanden, es ist nunmal ein Nullsummenspiel.
Ja, es wäre schön, wenn Journalisten immer ordentlich recherchieren würden. Vor allem, wenn sie so gut bezahlt werden wie die von einem großen Medium wie dem Focus.
Sorry, aber dafür wurden die bisherigen Senioren rausgeworfen. Alle Bekannten sind stinksauer auf die Vorstände, einfach widerlich, wie mit den Flüchtlingsgeldern der Bundesländer bei der EKD Berlin Brandenburg und dem Paul-Gerhard-Stift Kasse gemacht werden soll. Ich werde bei Freunden die Berichte vom FOCUS verteilen.
Dass die Senior:innen raus mussten, ist scheiße. Nach unseren Recherchen vor Ort ist der Zusammenhang (die Senior:innen mussten wegen der Geflüchteten raus) so nicht wirklich haltbar. Ich war im PGS und habe auch mit dem Stiftsvorsteher gesprochen, der in dem genannten Focus-Artikel nur indirekt per Pressemitteilung zitiert wird. Mir hat er meine Fragen beantwortet, das war gar kein Problem. Ich verstehe nicht, wieso das Focus nicht geschafft hat, was ich einfache Lokaljournalistin schaffe. Wie sehr man versucht hat, diese Seite wirklich zu hören, kann ich nicht beurteilen. Für mich war es leicht. In dem Fokus-Artikel ist suggeriert worden, dass es zwischen Auszug/Rauswurf der Senior:innen und Einzug der Geflüchteten einen direkten Zusammenhang gebe, aber da steht auch, wenn man genau liest, dass es dafür gar keine Belege gibt. Keine Kündigung, kein schriftlich angemeldeter Eigenbedarf. Der Rest ist Behauptung. Wer da am Ende wem den schwarzen Peter zuschieben will, kann man so einfach nicht entscheiden. Ist auch egal für die alten Leute. Für die ist es nur scheiße.
Insofern ist es verständlich, sauer zu sein. Nur auf wen? Auf das Paul Gerhardt Stift, auf das Evangelische Johannisstift oder auf die Geflüchteten? Ich finde, das macht schon einen Unterschied.
Sie haben sich ja schön einzublenden lassen…
Der Tagesspiegel ist bei seiner Recherche etwa zur gleichen Erkenntnis gekommen wie wir. Der hat sich die Mühe gemacht, nicht nur eine Seite zu hören.
Der Plurar von “Senior” ist übrigens “Senioren” und nicht “Senior:”. Aber passt ja ins Bild. Identitätapolitik ahoi.
Wenn es Dir ums korrekte Gendern geht: Sowohl Senioren:innen als auch Senior:innen wären nach den gängigen Handbüchern für geschlechtersensible Sprache richtig.
Wenn es Dir darum geht, Dich darüber aufzuregen, dass in dem Text überhaupt gegendert wird: Ich bin auch nicht fürs Gendern. Persönlich denke ich, es bringt nicht den gewünschten Effekt. Aber es ist manchen Menschen wichtig und ich bin ein höflicher Mensch, der jetzt keinem direkt vor den Kopf stoßen möchte und es tut mit nicht weh, es zu tun. Und ich habe für mich vor einiger Zeit entschieden, mich über sowas nicht mehr aufzuregen. Ich konzentriere mich lieber auf Inhalte. Insofern: Wie gefällt Dir der Text sonst so?