Wer im Gemeinschaftsgarten oder auf dem Balkon gärtnert, der hat sein Beet oder seinen Blumenkasten sicherlich schon winterfest gemacht. Am Samstag (26.11.) haben einige Parklet-Gärtner:innen aus dem Wedding nachgezogen. Zusammen mit der Stadtteilkoordination Wedding Zentrum und dem Team von GoNature gab es einen Parklet-Winterfest-Pflanzspaziergang. Er führte vom Sprengelkiez über den Antonkiez bis zum Malplaquetkiez. Ein guter Moment, um über Parklets nachzudenken – ganz allgemein und natürlich ganz speziell über Parklets im Wedding.
Was ist ein Parklet?
Parklets sind bepflanzbare Stadtmöbel, die neben dem Gehweg auf der Straße aufgestellt werden. Sie ersetzen einen Auto-Stellplatz. Für den Bau von Parklets gibt es eine Senatsprogramm. Für den Bau eines der Stadtmöbel wird ein Zuschuss von 3500 Euro gewährt. Die Parklet-Standorte sind jeweils für ein Jahr genehmigt. Die Pflege wird von ehrenamtlichen Teams aus der jeweiligen Nachbarschaft übernommen – von Vereinen, sozialen Einrichtungen oder Initiativen. Das Vorhandensein einer solchen Gruppe ist eine Voraussetzung für die Genehmigung. Die Parklets sollen das Stadtgrün fördern und Treffpunkte für die Nachbarschaft sein. Für den Parkletbau gibt es standardisierte Bausätze. Die jeweilige Initiative kann aus mehreren Modellen wählen – mit Sitzbank, mit mehr oder weniger Pflanzfläche, mit Podest oder ohne.
Wo sind die Weddinger Stadtmöbel?
In diesem Jahr sind im Wedding eine Reihe von Parklets entstanden. Folgende Standorte hatten 2022 eine Genehmigung: Adolfstraße 27a, Demminer Straße 28, Freienwalder Straße 17, Freienwalder Straße 27, Genter Straße 56, Grüntaler Straße 21, Kunkelstraße 13, Malplaquetstraße 41, Ravenéstraße 10, Sprengelstraße 15, Stettiner Straße 4, Stettiner Straße 38, Togostraße 78. Auch in der Bellermannstraße gibt es ein Parklet. Das führt der Senat aber nicht auf, vermutlich, weil es nicht im regulären Straßenraum steht, sondern zwischen den Kiezblocks. Dort beansprucht es keinen Auto-Parkplatz und ist Teil des Bellermanngartens. Wie im Laufe des Jahres in den Weddinger Kiezen beobachtet werden konnte, funktionierten bei den meisten Parklets Aufstellung, Bepflanzung und Pflege gut. Ein besonders engagiertes Parkletpflegeteam gibt es offensichtlich in der Sprengelstraße, was an der üppigen Bepflanzung im Sommer zu sehen war. Hier gärtnern unter anderem Mitglieder des AG Klima und Kiez in dem Stadtmöbel.
Welche Parklets wird es 2023 im Wedding geben?
Beim Senat sind für das kommende Jahr 80 Anträge für Parkletstandorte in der ganzen Stadt eingegangen. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Nachfrage der Abgeordneten Felix Reifschneider (FDP) hervor. Nach der Vorprüfung durch die betreuenden Vereine Naturfreunde Berlin e.V. und Berlin 21 e.V. müssen nun die Bezirke die Genehmigungen aussprechen. Unter den Anträgen aus dem Wedding sind viele bereits bestehende Parklets, die für eine weitere Saison eine Genehmigung für die Nutzung des Straßenraums haben möchten. Aber auch neue Standorte wurden beantragt wie zum Beispiel einer in der Fehmarner Straße.
Welche Probleme gab es mit den Parklets?
Der Abgeordnete Felix Reifschneider hatte den Senat in seiner Anfrage auch nach Problemen mit den Parklets gefragt. Der Antwort der Senatsumweltverwaltung vom 7. November ist zu entnehmen, dass im Wedding keine Probleme (mit Vandalismus) bekannt sind. Umsetzungen der Stadtmöbel habe es nicht gegeben. Der Abgeordnete hatte auch danach gefragt, in wie vielen Fällen und an welchen Parkletstandorten Abfälle, Plakatierungen oder ähnliches beseitigt werden mussten. Die Antwort des Senats unterstreicht das Konzept der Pflege durch die Nachbarschaft: „Die Initiativen sind verpflichtet, die Parklets sauber zu halten. Hierzu zählt auch die Abfallbeseitigung. Über Art und Umfang der angefallenen Abfälle bzw. Plakatierungen o.ä. liegen keine Informationen vor. Bislang musste keine Initiative zur Müllbeseitigung aufgefordert werden.“ Versicherungsfälle habe es in keinem einzigen Fall gegeben, antwortet der Senat auf eine weitere Frage des Abgeordneten.
Gab es Beschwerden?
Im Vorfeld hat es in der Bewohnerschaft auch im Wedding Bedenken hinsichtlich der Parklets gegeben. Insbesondere in den sozialen Medien wurden sie vielfach geäußert. Diese griff der Abgeordnete Felix Reifschneider mit einer weiteren Frage auf: Wie viele Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern mit Blick auf Parklets gab es bislang, bspw. bei Beschädigung, Vermüllung oder Lärmbelästigung? Die Antwort ist für Befürworter:innen der Stadtmöbel erfreulich, für Gegner:innen eher ernüchternd: „Über eingegangene Beschwerden wird bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, den Bezirken sowie den beteiligten Vereinen keine Statistik geführt. Es sind seit Start der Förderung ca. 10 Beschwerdemails bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz eingegangen. Diese hatten in der Regel den Parkplatzverlust als Kern der Beschwerde.“
Was sagen die Menschen im Kiez?
Wie kommen die Parklets in der unmittelbaren Nachbarschaft an? Studierende der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde haben sich in diesem Sommer mit dieser Frage beschäftigt, am Beispiel des Parklets in der Sprengelstraße. Sie haben insgesamt 122 Personen per Online-Fragebogen und per Straßenbefragung um ihre Meinung gebeten. In der kleinen Umfrage kam heraus, dass die meisten Teilnehmer:innen (80 Prozent) Parklets als gute Orte für neues Straßengrün und eine ökologischere Stadt sehen. Auch jene Befragte, die ein Auto besitzen, sehen das zu 66 Prozent so. Parklets wurden insgesamt von Parkplatznutzer:innen aber schlechter bewertet. Nur eine knappe Mehrheit dieser Gruppe (56 Prozent) war für weitere Parklets. Dagegen wünschten sich 79 Prozent der Befragten ohne Auto noch mehr der Stadtmöbel. In der Befragung wurden Parklets am häufigsten als Verbschönerung und Aufwertung der Nachbarschaft, als Orte im Kiez von Nachbar:innen und für Nachbar:innen, als soziale Treffpunkte und Orte der Mitbestimmung gesehen. Fast alle Teilnehmenden (100 Personen) fanden es gut, dass das Parklet den Parkraum eines PKW in Anspruch nimmt.
Parklet-winterfest-Pflanzspaziergang
Eingeladen zum Parklet-winterfest-Pflanzspaziergang hatten die Stadtteilkoordination Wedding Zentrum, das Team von GoNature und die drei Parklet-Teams aus dem Sprengelkiez, dem Antonkiez und dem Malplaquetkiez. Gemeinsam spazierten die Aktiven von Parklet zu Parklet, entfernten Verschmutzungen, steckten Blumenzwiebeln, sorgten für Frostschutz durch Blattwerk und kamen über die ehrenamtliche Aufgabe ins Gespräch. Der Spaziergang startete am Sprengelhaus, wo die AG Klima und Kiez auch ihre neue Regentonne aufstellte. Bei Tee und Glühwein tauschten sich die Teilnehmer:innen über die Stadtnatur aus. Nach einem Besuch beim Parklet in der Adolfstraße – auf dem Weg wurde fleißig Müll gesammelt – endete der Spaziergang am Parklet in der Malplaquetstraße 43.
Guten Morgen,
Ja,ichfreue mich über diese schönen Bepflanzungen der Parklets,die natürlich vor allem in verkehrsarmen Straßen mit engagierten AnwohnerInnen entstehen.Ob man gerne dort sitzen will z.B.in der vielbefahrenen Genterstrasse bezweifle ich allerdings, so eingeklemmt zwischen parkenden Autos und vorbeifahrenden/rasenden Autos.
Ich schlage deshalb vor ein paar Sitzlets auf dem Rathausplatz aufzustellen, mit wunderschöner Bepflanzung, ich bin sicher die Rathausmitarbeiter würden sich engagieren und auch die engagierte Schillerbiblithek könnte ein Projekt initiieren, muss ja nicht immer Technik sein.
Ich würde mich über eine Veröffentlichung meines Kommentars freuen und die Natur natürlich auch!
MfG Susanne Ringel
Das sind schöne Vorschläge! Das Team z.B. der Schillerbibliothek müsste sich dazu entschließen und den Standort beantragen. Der Sinn ist ja, dass es zuerst feste Gruppe gibt, die sich engagieren möchte und erst dann das Parklet. Damit soll sichergestellt werden, dass die Parklets auch gepflegt werden. Das klappt ja auch sehr gut. Wenn Du also mal in der Bibliothek bist, könntest Du das dort ja mal anregen. Eine schöne Idee wäre es.
Übrigens kann auch eine Begrünung auf einer belebten Straße Sinn machen. In meinem Kiez ist die Gleim-Oase das beste Beispiel. Ohne wäre die Ecke viel schrecklicher. Zumal der ganze Kiez um die Genter Straße ja noch verkehrsberuhigt wird (Brüsseler Kiezblock, siehe Artikel dazu). Dann könnte sich das mit dem Verkehrslärm ja auch ändern.