Mehr als eine Bühne, wenige Requisiten, ein paar Kostüme und neun Schauspieler braucht es nicht, um eine im Grunde sehr bekannte Berliner Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte des Schusters und Hochstaplers Wilhelm Voigt, der als Hauptmann von Köpenick den meisten Erwachsenen in der Hauptstadt geläufig ist. Dass sie nun auch viele Kinder kennenlernen werden, ist der Verdienst des Atze Musiktheaters. Die szenisch-musikalische Erzählung von Thomas Sutter feierte am 22. Oktober in der Luxemburger Straße Premiere.
Es hört sich an, wie ausgedacht, ist aber wirklich passiert: Weil Wilhelm Voigt vorbestraft war, bekam er keinen Job. Ohne Arbeit bekam er keine Wohnung, ohne Wohnung keinen Pass. Ohne diese „Uffenthaltsjenehmigung“ durfte er nicht lange an einem Ort bleiben, wurde immer wieder vertrieben. Ein Teufelskreis, der am Ende dazu führte, dass Voigt als Hauptmann verkleidet das Köpenicker Rathaus übernahm und die Stadtkasse raubte. Dieser Streich machte ihn weltberühmt.
Doch es ist keine reine Schelmengeschichte, die das Atze Musiktheater für Kinder ab zehn Jahren erzählt. „Der Hauptmann von Köpenick – Wie ich wurde, was ich wurde“ sucht nach Gründen für den Teufelskreis – in der Kindheit, in der Familie, im Freundeskreis, im Beamtentum, in der Gesellschaft. Dabei stellt die Inszenierung von Thomas Sutter sehr aktuelle Fragen in den Mittelpunkt. Ist Wilhelm Voigt ein schlechter Mensch? Und was macht überhaupt einen guten Menschen aus? Insbesondere der Schwester der Hauptfigur, Marie, gehen diese Fragen in den kurzweiligen 120 Minuten nicht aus dem Kopf.
Der Bezug zu den aktuellen Nachrichten ist die ganze Zeit präsent, zum Beispiel als der selbsternannte Hauptmann am Rathaus Köpenick eine geflüchtete Frau trifft, die ebenfalls versucht, einen Pass und eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Hier knüpft die Geschichte über die Begebenheit im Jahr 1906 an aktuelle Ereignisse an, die die jungen Zuschauer aus den Nachrichten kennen. Ganz am Schluss treffen sich die Hauptfiguren in einem gelben Berliner Zimmer, ausgestattet mit einem übergroßen Pass, auf dem Wilhelm Voigts Foto klebt. Daneben steht der bekannte Slogan, der sich für von Abschiebung bedrohte Migranten einsetzt: Kein Mensch ist illegal.
Das Stück ist mit dem aktuellen Fokus sehr eingängig, die unglaubliche Geschichte des Hauptmanns von Köpenick ist so aufbereitet für die heutige Generation gut greifbar. Viel Gesang und Musik – von orientalischen Instrumenten bis hin zur E‑Gitarre – sowie ein klares und einfaches Bühnenbild schaffen den Rahmen für eine unterhaltsame und auch nachdenklich stimmende Geschichte. Das urberliner Stück ist eine schöne Ergänzung für das Repertoire des größten Musiktheaters Deutschlands für Kinder im Grundschulalter.
Die nächsten Aufführungstermine sind: Sonntag, 27. November, 16 Uhr; Montag, 28. November, 10.30 Uhr und Dienstag, 29. November, 10.30 Uhr. Weitere Termine für Familien und Gruppen sowie Tickets gibt es online unter www.atzeberlin.de.
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Berliner_U-Bahn
Hallo
.….Für seinen Coup hatte sich Voigt aus bei verschiedenen Händlern erworbenen Teilen die Uniform eines Hauptmanns des preußischen 1. Garde-Regiments zu Fuß zusammengestellt. In dieser Verkleidung hielt er am 16. Oktober 1906 nahe der damaligen Militärbadeanstalt Plötzensee im Westen Berlins mittags zur Zeit des Wachwechsels auf der Straße einen Trupp Gardefüsiliere (sogenannte „Maikäfer“) an, ließ noch einen zweiten Trupp abgelöster Wachsoldaten vom Schießstand des 4. Garde-Regiments herbeirufen und unterstellte zehn oder elf Mann unter Hinweis auf eine nicht existierende Kabinettsorder „auf allerhöchsten Befehl“ seinem Kommando (…) Vom Landgericht II in Berlin wegen „unbefugten Tragens einer Uniform, des Vergehens wider die öffentliche Ordnung, der Freiheitsberaubung, des Betruges und der schweren Urkundenfälschung“ zu vier Jahren Gefängnis verurteilt,[4] wurde er von Kaiser Wilhelm II. begnadigt und am 16. August 1908 vorzeitig aus der Haftanstalt Tegel entlassen.
Unsere Autorin Frau Hensel fährt wohl nicht oft nach Tegel… ab jetzt sowieso erst wieder ab 2025 🙂 … es kommt auch darauf an von wo man zählt von Rehberge sind es 7 , vom Kutschi eben nur 5
fröhlichen 11.11
Hallo Reinhard, ich verlasse natürlich niemals den Wedding!
Aufgrund der Situation im Theaterstück war davon auszugehen, dass “ab hier” gemeint war, also ab Amrumer Straße. Und das sind auch für Wedding gegangene wie mich nicht fünf Stationen. 😉
Morjen
ach ab Amrumer… na dann sind es doppelt so viele , dann haben die beim Theater wohl keine Ahnung… sind wohl keene Berliner :))
Gruß
Vielleicht war auch einfach die Streckenführung der U‑Bahn 1906 noch irgendwie anders! 😉 😉
Also locker aus dem Handgelenk geschüttelt … mein Denkfehler 1906 fuhr noch gar keine U‑Bahn in dieser Ecke !!?? also Zoo bis Leo um 1960 rum – Leo bis Seestr 1923 (beginnend ab Gleis3Eck) und ab Seestr bis Tegel zw 1956–58
Die einzige Strecke die ab 1902 existierte war zw Zoo – Wittenbergpl bis Warschauer
Wer weiß was die dann meinten mit “ab hier” mit 5 Stationen??
wolkenfreies WE
Wie schön, dass ausgerechnet dieses Stück Berliner – und vor allem auch Weddinger – Geschichte in diesem Weddinger Theater aufgeführt wird. Schließlich hat die ganze “Köpenickiade” an der Militärbadeanstalt Plötzensee und an der Straßenbahn am Eckernförder Platz ihren Anfang genommen…
Das stimmt! Diesen speziellen lokalen Aspekt fand ich als einziges übrigens nicht so überzeugend umgesetzt im Stück, weshalb ich das in meinem Text auch einfach unter den Tisch fallen lassen wollte. Nun kommt es also doch auf den Tisch 😉
Ein Mal fiel das Wort Plötzensee und ein Mal wurde eine U‑Bahnfahrt nach Tegel – nur fünf Stationen von hier – erwähnt. Mein Sohn und ich haben während der Vorstellung natürlich sofort U‑Bahnstationen gezählt und waren leicht abgelenkt, weil wir einfach nicht auf fünf kamen. Aber egal, der Wedding spielt in diesem Stück ja wirklich nur eine minikleine Rolle. Insgesamt ist der Stoff gut in die neue Zeit übersetzt worden und es gibt wirklich wenig zu meckern.