Mastodon

Weniger Gefahr für Kinder und Ältere:
Parkplätze entfallen für sichere Fußgängerüberwege

Diese Kreuzungen im Wedding wurden oder werden umgestaltet
1. November 2022
10
Dubliner/Edinburger Stra­ße

Ins­ge­samt 50 Fuß­gän­ger­über­gän­ge in Neben­stra­ßen will der Bezirk Mit­te in den kom­men­den Jah­ren sichern, indem er Park­plät­ze in ihrer direk­ten Umge­bung neu­en Nut­zun­gen zuführt. Denn oft ver­de­cken die par­ken­den Autos die Über­gän­ge, so dass die Fuß­gän­ger und ‑innen für den Kfz-Ver­kehr nur schwer zu sehen sind. Ver­schärft wird das Pro­blem durch immer mehr Lie­fer­fahr­zeu­ge auf den Wohn­stra­ßen und vor allem durch die zuneh­men­de Beliebt­heit von extra hohen Sport-Uti­li­ty-Vehic­les (SUVs), an deren Lenk­rä­dern man einen beson­ders guten Über­blick über das Ver­kehrs­ge­sche­hen hat, die aber auf der ande­ren Sei­te den ande­ren Ver­kehrs­teil­neh­mern und ‑innen eben die­se Über­sicht ver­weh­ren. Die Sicher­heit von Kin­dern und älte­ren Per­so­nen in den Wohn­ge­bie­ten ist dadurch gefährdet.

Fahrrad abstellen statt Auto parken

In der Ver­gan­gen­heit wur­den des­halb an beson­ders gefähr­de­ten Stel­len meist mit gro­ßem Auf­wand Geh­weg-Vor­stre­ckun­gen gebaut, etwa direkt an Schu­len und Kitas, vor Senio­ren­ein­rich­tun­gen oder auf viel benutz­ten Schul­we­gen. Da die Autos aber nicht nur immer höher, son­dern auch immer brei­ter wer­den, ver­de­cken auch an die­sen Vor­stre­ckun­gen zuneh­mend par­ken­de Autos die Fuß­gän­ger und ‑innen. Jetzt wer­den auf den Park­plät­zen, die direkt an die­se Über­gän­ge angren­zen, Fahr­rad­bü­gel auf­ge­stellt und teil­wei­se auch Zonen ein­ge­rich­tet, wo man Elek­tro-Rol­ler abstel­len kann. Die Park­plät­ze wer­den dabei ein­ge­zo­gen und ste­hen dem Ver­kehr fort­an nicht mehr zur Ver­fü­gung. Poli­tisch ist das so gewollt: In ihrer Ver­ein­ba­rung zur Bil­dung einer Zähl­ge­mein­schaft haben Grü­ne und SPD in Mit­te sich dazu ver­pflich­tet, etwa 25 Pro­zent der vor­han­de­nen Park­plät­ze auf öffent­li­chem Stra­ßen­land abzu­bau­en. Im Wed­ding, wo vie­ler­orts gera­de die Park­raum­be­wirt­schaf­tung ein­ge­führt wird oder wo die Ein­füh­rung in Kür­ze bevor­steht, dürf­te das kei­ne grö­ße­ren Pro­ble­me berei­ten. Hört man sich etwa bei Auto­fah­rern im Brüs­se­ler Kiez oder im Spren­gel­kiez um, so hat sich dort die Park­raum­si­tua­ti­on spür­bar ver­bes­sert. Freie Park­plät­ze sei­en jetzt reich­lich vor­han­den, selbst nach Semes­ter­be­ginn an der Hoch­schu­le für Tech­nik, den man sonst bei der Park­platz­su­che immer deut­lich bemerkt hat­te. Aller­dings kla­gen auf der ande­ren Sei­te Mit­ar­bei­ter und ‑innen des Bezirks mit Arbeits­platz Rat­haus Wed­ding über extrem hohe Park­ge­büh­ren von zwei Euro die Stun­de, die fäl­lig wer­den, wenn man aus beson­ders wich­ti­gen Grün­den aus­nahms­wei­se gezwun­gen sei, per Auto zur Arbeit zu kom­men. Aber auch das ist poli­tisch so gewollt.

Maßnahme ist effektiv

Ein wei­te­rer gro­ßer Vor­teil der neu­en Maß­nah­men: Sie sind wesent­lich weni­ger auf­wän­dig als die bau­li­che Ein­rich­tung von Geh­weg-Vor­stre­ckun­gen und kön­nen weit schnel­ler und in grö­ße­rer Zahl umge­setzt wer­den. Denn es reicht ja aus, den Bereich des Über­gangs mit wei­ßer Far­be auf der Fahr­bahn zu mar­kie­ren, man muss dazu kei­ne grö­ße­ren Bau­stel­len mehr ein­rich­ten. Auch Fahr­rad­bü­gel sind schnel­ler auf­ge­stellt als Bord­stei­ne ver­legt. Das Stra­ßen- und Grün­flä­chen­amt muss dazu kei­ne auf­wän­di­gen Pla­nun­gen durch­füh­ren. In der Umge­bung der Mül­lerstra­ße sind mehr als 20 der­ar­ti­ger Maß­nah­men vor­ge­se­hen und auch teil­wei­se schon umge­setzt, dar­un­ter in fol­gen­den Bereichen:

  • Dub­li­ner Ecke Bris­tol­stra­ße und Ecke Edin­bur­ger Straße
  • Bar­fus- Ecke Glas­gower Straße
  • Ungarn- Ecke Syri­sche Straße
  • Brüs­se­ler Ecke Gen­ter Stra­ße sowie zwei­mal an der Ecke Ant­wer­pe­ner Straße,
  • Ost­ender Ecke Gen­ter Stra­ße sowie Ecke Ant­wer­pe­ner Straße,
  • Trift­stra­ße am Wohn­heim Augus­ten­bur­ger Platz
  • Trift­stra­ße an allen Ein­mün­dun­gen (Samoa‑, Tege­ler, Gen­ter und Wildenowstraße),
  • Spren­gelstra­ße an den Ecken Samoa- und Tege­ler Straße
  • Torf­stra­ße Ecke Nord­ufer / Kiautschoustraße
  • Lyn­ar­stra­ße Ecke Sparr­stra­ße (2x) und Ecke Willdenowstraße
  • Rave­né­stra­ße an der Ein­mün­dung Rei­ni­cken­dor­fer Str. 
  • Gericht­stra­ße Ecke Ruheplatzstraße
  • Adolf­stra­ße Ecke Plan­ta­gen- und Ecke Schererstraße
  • Naza­reth­kirch­stra­ße Ecke Malplaquetstraße

Gesund­brun­nen:

  • Bad­stra­ße Ecke Buttmannstraße
  • Bad­stra­ße Ecke Bastianstraße
  • Bad­stra­ße Ecke Grün­ta­ler Straße
  • Bad­stra­ße Ecke Hochstraße
  • Behm­stra­ße Ecke Hei­de­brin­ker Straße
  • Bel­ler­mann­stra­ße Ecke Grün­ta­ler Straße
  • Bel­ler­mann­stra­ße Ecke Stet­ti­ner Straße
  • Euler­stra­ße Ecke Kle­ver Straße
  • Jüli­cher Stra­ße Ecke Kle­ver Straße
  • Dem­mi­ner Str. Ecke Put­bus­ser Str.
  • Put­bus­ser Stra­ße Ecke Rüge­ner Straße 
  • Hus­si­ten­str. Ecke Voltastraße
Nordufer/Torfstraße

Text: Chris­tof Schaffelder

Die­ser Arti­kel erschien zuerst in der Zeit­schrift Ecke Mül­lerstra­ße

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

10 Comments Leave a Reply

  1. Die Park­platz­si­tua­ti­on kann sich gar nicht ver­bes­sern, wenn man über­all Park­plät­ze abschafft. Leu­te, die sowas glau­ben, den­ken auch das die Pati­en­ten­be­hand­lung sich ver­bes­sert, wenn man immer mehr Kran­ken­häu­ser abbaut. Auf sol­che Ideen kommt man nur, wenn man für sein Geld noch nie hart arbei­ten muss­te und mehr als genug davon hat um sich alles leis­ten zu kön­nen. Der klei­ne Mann bleibt auf der Stre­cke und kann sehen wo er bleibt. Soll er doch sein Auto ver­kau­fen, wenn er kei­nen Park­platz mehr fin­det. Und wer nicht mehr gut zu Fuß ist bleibt halt den gan­zen Tag zu Hau­se, solan­ge er sei­ne Mie­te noch bezah­len kann. Und da wun­dert man sich wirk­lich, das es einen rechts ruck in der Poli­tik gibt? Da feh­len einem die Worte.

  2. Ich kann Jupp nur Recht geben, die Park­lplatz­si­tua­ti­on hat sich nicht ver­bes­sert, son­dern durch die neu­en Pol­ler und Fahr­rad­ab­stell­plät­ze ver­schlim­mert. Wer wil hier hun­der­te von Fahr­rä­dern par­ken. Bis jetzt habe ich nur 2 gese­hen. Auch der neue Fahr­rad­weg in der Mül­lerstra­ße ver­hin­dert, bei den Geschäf­ten gut ein­zu­kau­fen., kei­ne Park­platz­mög­lich­keit. Nicht alle Men­schen sind Fahr­rad­fah­rer, älte­re Men­schen kön­nen auch viel­leicht nicht mehr so gut lau­fen und Las­ten tra­gen und sind auf ein Auto ange­wie­sen.. Nicht nur die Fahr­rad­fah­rer haben Rech­te, auch ande­re Men­schen haben Rechte.

  3. Ich begrü­ße die­se Maß­nah­me sehr, aller­dings fehlt mir die Ecke Brüs­se­ler Straße/Lütticher Stra­ße. Hier sind täg­lich sehr vie­le Kin­der und Jugend­li­che auf dem Weg zur Ernst-Sche­ring-Schu­le unter­wegs. Durch das rück­sichts­lo­se Par­ken und die damit ver­bun­de­ne Sicht­be­hin­de­rung sind sie per­ma­nent gefähr­det. War­um wer­den sol­che Aspek­te nicht in die Pla­nung einbezogen?

  4. Hal­lo

    eigent­lich woll­te ich nix mehr dazu sagen.… aber eben gelesen
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/gruene-und-linke-wollen-weniger-parkplaetze-in-berlin-es-wird-wehtun-li.282453

    Grü­ne u Lin­ke wol­len wol­len und wol­len… es stimmt seit 15 Jah­ren beob­ach­te ich das gefühlt die eine Hälf­te aller Autos nur her­um­ste­hen und die ande­re Hälf­te fährt… so weit so gut oder auch ungut

    Den­noch erwar­te ich mit freu­di­ger Erwar­tung das hof­fent­lich in den Bezir­ken X‑berg – Fried…hain u P´zlberg die Grü­nen u Lin­ken dann in den im Arti­kel genann­ten Kiezen mit gutem Bei­spiel vor­an gehen und ohne Pro­test u Mur­ren als ers­te auf ihre Autos ver­zich­ten wer­den … den Anfang macht am 1.Jan 23 der Grae­fe­kiez … bin dann mal gespannt wo dann die ca 2000 Autos die dann dort nicht mehr Par­ken dür­fen sich dann hin­stel­len wer­den . Etwa in die Nachbarschaft !!??

    LMAA Grü­ße
    (läch­le-mehr-als-Ande­re)

  5. Es ist zu hof­fen, dass die Fahr­rä­der dann auch nicht mehr an den Bäu­men befes­tigt wer­de. Die Baum­schei­ben sind sowie­so schon ver­dich­tet. Außer­dem wür­de ich mir wün­schen, dass auch gleich Maß­nah­men zur Ent­sie­ge­lung an die­sen Stel­len getrof­fen wer­den. Von mir aus mit Rasen­git­ter­stei­nen. Auch Baum­schei­ben­ver­grö­ße­run­gen wären gut.

  6. Das Pro­blem gibt es auch in der Lon­do­ner Str. So parkt dort schon Wochen ein Kfz aus einer ande­ren Stadt auf dem nicht gekenn­zeich­ne­ten Fuß­gän­ger­über­weg – eben weil der Fah­rer nicht gese­hen hat, dass es dort einen Über­weg gibt. Inzwi­schen hat der Wagen meh­re­re Zet­tel vom Ord­nungs­amt an der Wind­schutz­schei­be, aber das wars dann auch wohl…. Die Lon­do­ner Str. fehlt in Eurer Auf­zäh­lung, scha­de , da ist wohl kein Fuß­gän­ger­schutz geplant.

  7. Ich bin sehr zufrie­den, dass die Kreu­zun­gen von nun an bes­ser ein­seh­bar wer­den. Nicht nur als Fuss­gän­ge­rin son­dern auch als Auto­fah­re­rin. Ich bin beim Auto­fah­ren dazu über­ge­gan­gen beim rechts abbie­gen anzu­hal­ten und zu schau­en, ob Rad­fah­rer kom­men. Denn durch die vie­len par­ken­den Autos und Bau­stel­len ist sonst nicht zu sehen, ob tat­säch­lich Rad­fah­rer kom­men. Beson­ders, wenn man die Edin­bur­ger Str. lang fährt.
    Ich wür­de mir wün­schen, dass ALLE mehr Rück­sicht und Respekt auf ein­an­der neh­men würden.
    Fuss­gän­ger, Rad­fah­rer und Auto­fah­rer. Es herrscht eine Aggres­si­vi­tät auf den Stras­sen, die mir Angst macht.
    Einen schö­nen Tag von Susanne

    • Lie­be Susan­ne, ich kann dir nur zustim­men was die Agres­si­vi­tät und die Gefah­ren gera­de für Kin­der angeht. Vor zwei Wochen über­quer­te ich mit mei­nen Söh­nen eine Kreu­zung im Eng­li­schen Vier­tel, als plötz­lich ein schwar­zer SUV rück­wärts! in die Stra­ße ein­bog, über die wir gin­gen. Musik­an­la­ge auf Anschlag, schwar­ze Son­nen­bril­le kam er 10 Zen­ti­me­ter vor mei­nem Jüngs­ten zu ste­hen. Nach­dem ich eini­ge Erleb­nis­se die­ser Art hat­te, traue ich mich mit den Jungs kaum noch im, im Wed­ding Rad zu fahren.

  8. Ich fin­de die­se Maß­nah­men abso­lut sinn­voll, gera­de für klei­ne Kin­der ist die Sicht beim Über­que­ren oft sehr schlecht – erst recht auf dem Fahrrad.
    Was ich mich aller­dings fra­ge ist, ob der dabei ent­ste­hen­de Schil­der­wald ernst­haft not­wen­dig ist. Das Bild ganz oben zeigt das – muss wirk­lich jeder Fahr­rad-Park­platz aus­ge­schil­dert wer­den oder wür­de eine Stra­ßen­mar­kie­rung nicht auch aus­rei­chen. Könn­te man sicher ne Men­ge Geld sparen …

  9. “Hört man sich etwa bei Auto­fah­rern im Brüs­se­ler Kiez oder im Spren­gel­kiez um, so hat sich dort die Park­raum­si­tua­ti­on spür­bar ver­bes­sert. Freie Park­plät­ze sei­en jetzt reich­lich vorhanden”
    Ich weiß zwar nicht, wen der Autor befragt hat, aller­dings kann ich für mich KEINERLEI Ver­bes­se­rung der Park­platz­si­tua­ti­on im Spren­gel­kiez (Groß­raum Samoa‑, Kiautschou‑, Spren­gelstr.) feststellen!
    Inso­fern ist das Gan­ze für mich Augen­wi­sche­rei! Und aktu­ell sind auch noch Feri­en – die Situa­ti­on wird sich ab der kom­men­den Woche erneut verschärfen!
    Und nein – ich möch­te hier KEINE Dis­kus­si­on über Sinn und Not­wen­dig­keit eines Autos beginnen!

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?