Lärm, Hitze, fehlende Grünflächen und Giftstoffe in der Luft – berlinweit gehören die Weddinger Stadtteile zu den am schlimmsten von negativen Umwelteinflüssen betroffenen Gebieten. Und obendrein ist der „Kernindikator Soziale Problematik‟ hoch. Auf mehreren vom Senat in diesem Sommer veröffentlichten Karten haben die Zeichner den Wedding und den Gesundbrunnen jeweils dunkelrot gefärbt. In den beiden Stadtteilen ist die Umweltgerechtigkeit am niedrigsten. Oder andersherum ausgedrückt: hier ist die ungerechte Verteilung von angenehmen Kiezen und unangenehmen am deutlichsten zu spüren. Ein Blick in den Umweltgerechtigkeitsatlas.
„Menschen, die in zentrumsnahen Quartieren sowie in Quartieren mit einem niedrigeren Statusindex leben, sind überproportional häufig Mehrfachbelastungen ausgesetzt‟, fasst die Broschüre “Die umweltgerechte Stadt” zusammen. Am dramatischsten ist die Lage in der Schwedenstraße. Sie gehört in Berlin „zu den zwei Planungsräumen, die in allen fünf Kernindikatoren eine hohe Belastung aufweisen‟. Die Kernindikatoren heißen in der Broschüre Lärmbelastung, Luftschadstoffbelastung, Thermische Belastung und Grünflächenbelastung. Einfacher ausgedrückt: es geht um Krach durch Straßen, Stickstoffverbindungen und Feinstaub in der Luft, Beton und Versiegelung am Boden sowie fehlende Parks.
Aktuell gewinnt die Zunahme der Hitze an Bedeutung. Wenig überraschend ist, dass auch die Karte mit dem Indikator „thermische Belastung‟ für die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen schlechte Werte zeigt. „Gut durchgrünte, locker bebaute Wohnquartiere weisen zumeist geringe, höchstens mittlere Belastungen auf‟, heißt es in der vom Senat veröffentlichten Broschüre. Und: „Diese Quartiere finden sich vor allem am Stadtrand.‟ Also in Frohnau und Zehlendorf, nicht im Wedding.
Der Begriff Umweltgerechtigkeit wurde in den USA in den 1980er Jahren als environmental justice eingeführt. Anders als der Begriff auf den ersten Blick vermuten lässt, geht es nicht um Natur und Ökologie. Zusammengebracht werden soll Umwelt‑, Gesundheits- und Sozialpolitik. Ausgang für die Forderung nach Umweltgerechtigkeit ist die Beobachtung, dass Stadtteile mit finanziell schwachen Menschen auch oft viele laute und stinkende Straßen ertragen müssen. Gut situierte Menschen leben dagegen in idyllischen Lagen. Umweltgerechtigkeit ist also im Kern ein Begriff aus der Sozialpolitik.
Bekannt ist die Benachteiligung der Menschen im Wedding und Gesundbrunnen seit längerem. Im November 2014 hat Berlin erstmals eine Karte zur Umwelt(un)gerechtigkeit veröffentlicht. Auch damals waren der Wedding und der Gesundbrunnen rot dargestellt, weil „mehrfach belastet‟.
Mehrere Karten mit einzelnen Indikatoren und einer Zusammenfassung aller Belastungen stellt die Senatsverwaltung für Umwelt auf ihrer Webseite zusammen.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Guten Morgen ja das ist leider wahr. Seit ca.3 Jahren bemühe ich mich,ohne Erfolg, um eine Verbesserung der Aufenthaltsqualtät des Rathausplatzes im Wedding. Es gibt dort nur Asphalt,Pflastersteine und wassergebundene Decken(= feiner grauer Schotter), es wurden BürgerInnenbefragungen durchgeführt und das haben sie sich gewünscht, wer s glaubt wird selig. Vom Verkehr auf der Müllerstrasse (Abgase,Feinstaub) ganz zu schweigen. Soll das so bleiben? Lieber Weddingweiser, liebe Leserinnen es ist unser Kiez!!!
Liebe Grüße Susanne Ringel
Welche Farbe hat das Brunnenviertel? Kann nicht sehen, wo wir sind..
Wir sind gelb. Das heißt, wir sind bei allen Indikatoren mittel oder positiv.