Der Verein Silbernetz, der in der Wollankstraße im Soldiner Kiez angesiedelt ist und sich auf die Fahne geschrieben hat, einsamen alten Menschen, von denen es in den Städten viele gibt, mit einem kommunikativen Telefonservice unter einer kostenfreien 0800-Nummer zu helfen, hat die Aufstellung von sogenannten Plauderbänken im Wedding angestoßen.
Ja, Plauderbänke, und nicht nur für Alte, sondern für Jung und Alt. Man kommt ins Gespräch, wenn man sich dazugesellt. Man plaudert über Gott und die Welt, über das schönste Erlebnis der vergangenen Woche oder über Persönliches, sofern erwünscht.
Die Idee kam ab dem Jahr 2018 aus Großbritannien nach Kontinentaleuropa, denn das UK hat seitdem ein Ministerium für Einsamkeit, und es zeigt sich offensiv für die Alten, die teils Wochen lang keinen Gesprächskontakt haben, wie sich bei Befragungen herausstellte. Die „chat bench“ findet nun bereits Anklang in etlichen deutschen Gemeinden wie Oldenburg, Altdorf (Kreis Landshut) oder Dinklage und auch in weiteren Ländern.
Anfang letzter Woche stellte der Verein Silbernetz drei Bänke, durch Spenden der Stiftung Berliner Sparkasse finanziert und mit Unterstützung des Bezirksamtes, das die Bänke transportierte und platzierte, in der Wollankstraße unweit des Vereinssitzes, in der Soldiner Straße gegenüber dem Familienzentrum und in der Wilhelm-Kuhr-Straße nahe der Pankebrücke auf.
Der Sender rbb24 berichtete bereits darüber und filmte, wie ein Passant, ein Senior mit Rollator, dort Platz nahm, und wie er sich mit Hilfe der besonderen Konstruktion der Armlehnen der Plauderbank erfolgreich und komfortabel zum Aufstehen aufstützen konnte, um wieder den Rollator zu führen.
Ich sprach mit Elke Schilling, selbst Jahrgang 1944, der Initiatorin des Vereins Silbernetz und 1. Vorstandsvorsitzende von Silbernetz e.V., über die Besonderheiten und den Stand des Projektes.
Bisher sind es nur drei Bänke der Sparkassenstiftung, aber es sollen, wenn weitere Spenden es zulassen, neue an schönen kommunikativen Treffpunkten hinzukommen, am besten allerorten hier und da.
Diese Bänke sind teurer als die üblichen Parkbänke der Stadt, da diese eine besondere Anordnung der Armlehnen haben, so dass man sich sicher und fest mit beiden Armen aufrichten kann, da es eine dritte Lehne auf etwa zwei Drittel der Breite der Bänke gibt. Zudem ist die Neigung der Sitzfläche gefälliger als bei den üblichen Parkbänken, in die man fast wie in einen Liegestuhl versinkt. Warum nicht alle so komfortabel gestalten?
Frau Schilling hat zudem hervorgehoben, dass das Bezirksamt bei einem ersten Anlauf vor Jahren noch Gebühren für die Aufstellung von Bänken, die nicht zum eigenen Kontingent gehörten, verlangen wollte. Nun also ist man doch einen Schritt weitergekommen!
Die Plauderbank an der Pankebrücke nahe dem Familienzentrum – Foto © Renate Straetling
Silbernetz schaut nach weiteren Orten für Plauderbänke für Berlin, bequeme Sitzmöbel, die jeden einladen, dort Kontakt aufzunehmen, was durchaus gekonnt sein will, denn Höflichkeit, Vorsicht und Freundlichkeit sind angesagt. Wer Spaß hat an Themen wie dem Wetter, die derzeitigen Preise und Sonderangebote, das neue Bürgergeld oder Stadtspaziergänge, der soll aufrichtig und im persönlichen Gespräch teilnehmen, bitte!
Ideenvorschläge (siehe plauderbank.de)
Wie sieht ein idealer Tag für dich aus?
Welchen Tag in deinem Leben möchtest du gern noch einmal erleben?
Wenn du sein könntest, wer du wolltest, wer möchtest du dann sein?
Gespräch, Text und Fotos: Renate Straetling
Hallo
hatte es schon öfters in anderen Kommentaren geschrieben das wir in seltsamen Zeiten leben…
Da gibt es also in GB ein Ministerium für Einsamkeit , das mutet seltsam an das offensichtlich auch über dem Kanal Menschen keinen zum Reden haben
Nun also auch hier werden Bänke auf gestellt die natürlich , wie soll es auch anders sein , „chat bench“ genannt werden.
Zu meiner Freude steht auf dem Messingschild … Plauderbank …das ist dufte !!!
Aber wo sind die Jungen die sich um ihre alten Eltern kümmern sollten, mit ihnen reden !!??
In welch seltsamen Zeiten leben wir wo besondere Bänke aufgestellt werden müssen , damit sich dort Jung wie Alt oder eben Alt und Alt zu einem Gespräch zusammen finden…
Liegt es daran das Alle nur noch mit sich selber beschäftigt sind , permanent im www „surfen“ oder wie gebannt auf´s Händy starren….??
Naja sind halt seltsamen Zeiten, die wohl noch seltsamer werden müssen, damit es danach wieder normaler wird
Allen noch einen sonnigen Sonntag