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Kunst für ein Vakuum in der Stadt:
Ein Fest gegen die “leere” Europacity

Kunst und Aktionstage in der Europacity am 27. und 28. August
23. August 2022
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In unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft des eins­ti­gen Arbei­ter­be­zirks Wed­ding und offi­zi­ell als Teil von Moa­bit ist auf dem Gelän­de zwi­schen Ber­lin-Span­dau­er Schif­fahrts­ka­nal und den Bahn­glei­sen an der Tun­nel­aus­fahrt des Haupt­bahn­hofs ein neu­er Stadt­teil ent­stan­den. Doch leben­dig und urban ist dar­an nichts. Zwei Wed­din­ger Künst­le­rin­nen haben sich mit der ver­ta­nen Chan­ce eines neu­en Stadt­teils im Rah­men eines Kunst­pro­jekts auseinandergesetzt. 

Man will sich hier lie­ber nicht lan­ge aufhalten

Euro­pa­ci­ty – Groß­spu­rig mutet er an, der Name für das Groß­bau­pro­jekt, das sich hin­ter dem Ber­li­ner Haupt­bahn­hof gen Nor­den erstreckt. Eine Ber­li­ner Unter­neh­mung, die kei­ne leben­di­ge und diver­se Stadt­ge­sell­schaft ermög­licht, son­dern ledig­lich die Logik von kapi­ta­lis­ti­scher Ver­wer­tung in die Städ­te­pla­nung über­setzt. Das neu erbau­te Vier­tel in Mit­te glänzt vor allem durch inter­na­tio­na­le Fir­men­sit­ze, Woh­nun­gen im höhe­ren Preis­seg­ment und die Abwe­sen­heit öffent­li­cher Ein­rich­tun­gen. Ger­ne beschrie­ben als ehe­ma­li­ges „Nie­mands­land zwi­schen Ost und West“, wur­de das pri­va­ti­sier­te Bahn­ge­län­de am Mau­er­strei­fen zube­to­niert und kli­ma­schäd­lich voll­ver­sie­gelt. Der Anteil an sozia­lem Woh­nungs­bau liegt hier bei 8 Pro­zent; der öffent­li­che Raum gleicht einer Kulis­se. Auf den Plät­zen ent­steht kein sozia­ler Raum, der Blick glei­tet ab, man will sich hier lie­ber nicht lan­ge auf­hal­ten. Das Leben zwi­schen Büro­tür­men und Apart­ment­ge­bäu­den – es fühlt sich an wie ein Vaku­um. Die Künst­le­rin­nen Flo­ri­ne Schüsch­ke und Nora Spie­ker­mann arbei­ten in die­sem Vaku­um. Seit dem Bau­be­ginn 2013 doku­men­tiert und recher­chiert Nora Spie­ker­mann die Pro­zes­se im Vier­tel, und eig­net sich den Ort durch Inter­ven­tio­nen künst­le­risch an. Mit dem Offe­nen Kanal Euro­pa hat sie 2020 ein Pro­jekt geschaf­fen, dass durch radi­ka­les Vor-Ort-Sein und diver­se Kunst­ak­tio­nen eine Platt­form für Kom­mu­ni­ka­ti­on und Aus­tausch in und über Euro­pa­ci­ty dar­stellt. Flo­ri­ne Schüsch­ke mach­te mit einer Kar­tie­rung zum Aus­ver­kauf der lan­des­ei­ge­nen Lie­gen­schaf­ten die Hin­ter­grün­de zu pro­fit­ori­en­tier­ter Stadt­ent­wick­lung sicht­bar und schafft mit expe­ri­men­tel­len Video­pro­jek­tio­nen alter­na­ti­ve Ima­gi­na­ti­ons­räu­me inerhalb die­ses finan­zia­li­sier­ten Stadtraums.

Ist dies die Stadt der Zukunft?


Gemein­sam beschäf­ti­gen sich die Künst­le­rin­nen mit Fra­ge­stel­lun­gen zur Stadt­ent­wick­lung, dem öffent­li­chem Raum und Ver­wer­tungs­lo­gik. Wel­che Ein­griffs­mög­lich­kei­ten haben die Bürger*innen in einem pri­va­ti­sier­ten Stadt­raum, in dem alles schon ent­schie­den ist? Ist dies die Stadt der Zukunft? Kön­nen zumin­dest die Erd­ge­schos­se der unwirt­li­chen Stadt­land­schaft sozi­al ein­ge­bun­den wer­den?
Mit dem zwei­tä­gi­gen Pro­gramm ‘Euro­pa­ci­ty Vaku­um – Fest gegen die lee­re Stra­ße ́ rufen die Künst­le­rin­nen zur Erobe­rung des öffent­li­chen Rau­mes auf. Anwohner*innen und Men­schen aus ganz Ber­lin sind am 27. und 28. August ein­ge­la­den, gemein­sam die Stra­ßen des Vier­tels ein­zu­neh­men. Zwei stadt­po­li­ti­sche Dis­kus­si­ons­run­den mit Kata­lin Gen­n­burg (Spre­che­rin für Bau­en und Woh­nen, die Lin­ke), Har­ry Sachs (ZUsam­men­KUNFT), Mar­co Schmidt (Natu­ral Buil­ding Lab TU Ber­lin) und den Men­schen vor Ort wer­den live ins Radio über­tra­gen. Mobi­le Stän­de, eine “Küche für Alle”, Pro­jek­tio­nen auf Haus­wän­de, ein kri­ti­scher Kiez­spa­zier­gang und inter­ven­tio­nis­ti­sche Per­for­man­ces ver­ei­nen Kri­tik am Sta­tus Quo mit poe­ti­schen Bil­dern und hand­fes­ten Ideen, die radi­kal die Gegen­wart ver­än­dern wollen.

Kol­la­bo­ra­tio­nen: Tor­haus Radio, Work­shop on wheels von con­s­truct­Lab (Andries de Lan­ge, Miran­da Rig­by,
Jan Stri­cker, Maria Chris­ti­an­sen), Les action­n­aires (Anaïs Edely, Renaud Hélé­na, Auré­lie Per­tusot & Elma
Riza), Tanz­kol­lek­tiv Wel­co­me Home, Stadt­teil­ko­or­di­na­ti­on Moa­bit Ost

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen auf: www.offener-kanal.eu, www.florineschueschke.eu,
insta­gram: @offener_kanal_europa, @flo­ri­ne­schuesch­ke face­book: Offe­ner Kanal Europa

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

1 Comment Leave a Reply

  1. Sehr gute Akti­on am Wochen­en­de mit Bür­ger­be­tei­li­gung. Auch wenn alles schon zu spät erscheint„ die Kunst kann uns ret­ten mit ihren Aktio­nen.. Come together.….…

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