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Der Kampf gegen die Trockenheit

17. August 2022
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In den Innen­hö­fen und Parks im Wed­ding las­sen der­zeit die Sträu­cher die Blät­ter hän­gen, Bäu­me wer­fen wegen der Tro­cken­heit die Blät­ter ab, Rasen­flä­chen sind teils kom­plett ver­trock­net. Der feh­len­de Regen setzt der Stadt­na­tur sicht­lich zu. Beson­ders in den sozia­len Medi­en kur­sie­ren diver­se Auf­ru­fe, die Stra­ßen­bäu­me zu gie­ßen. Auch der Bezirk Mit­te ruft die Bür­ger dazu auf, zur Gieß­kan­ne zu grei­fen. Gele­gent­lich wird genau das kri­ti­siert. Nach Mei­nung man­cher Men­schen tun öffent­li­che Stel­len nicht genug, gie­ßen nicht und wür­den die Auf­ga­be an die Bür­ger diri­gie­ren wür­den. Doch stimmt das? Eine Nach­fra­ge beim Bezirks­amt Mit­te gibt Aufschluss.

Die große Wiese im Humboldthain leidet wie alle Grünflächen unter der Trockenheit. Foto: Hensel
Die gro­ße Wie­se im Hum­boldt­hain lei­det wie alle Grün­flä­chen unter der Tro­cken­heit. Foto: Hensel

„Zur­zeit wer­den alle ver­füg­ba­ren Kräf­te für die Bewäs­se­rung ein­ge­setzt“, schreibt Chris­ti­an Ziel­ke von der Pres­se­stel­le des Bezirks auf Nach­fra­ge. „Neben­her müs­sen die lau­fen­den Pfle­ge­maß­nah­men und die Müll­be­sei­ti­gung in den Grün­an­la­gen eben­falls gema­nagt wer­den. Denn die Nut­zung des öffent­li­chen Grüns ist gera­de in den Som­mer­mo­na­ten sehr hoch“, ergänzt Ziel­ke. Der Bezirk set­ze der­zeit vier Bewäs­se­rungs­fahr­zeu­ge im Stra­ßen­raum ein, wei­te­re vier Fahr­zeu­ge wäs­sern in den Pfle­ge­re­vie­ren. Pfle­ge­re­vie­re sind zum Bei­spiel der Volks­park Hum­boldt­hain oder die Reh­ber­ge. „Dabei wer­den vor allem Neu­an­pflan­zun­gen, Schmuck­bee­te und Son­der­gär­ten bewäs­sert“, so Chris­ti­an Ziel­ke. Ein sol­cher Son­der­gar­ten ist zum Bei­spiel der Rosen­gar­ten im Humboldthain.

Auch im Schillerpark ist das Gras vertrocknet. Foto: Joachim Faust
Auch im Schil­ler­park ist das Gras ver­trock­net. Foto: Joa­chim Faust

Wo er Bezirk im Wedding gießt

Im Par­la­ments- und Regie­rungs­vier­tel wer­den laut dem Pres­se­spre­cher alle Grün­an­la­gen bewäs­sert, teil­wei­se mit auto­ma­ti­schen Bereg­nungs­an­la­gen. Im Bezirk Mit­te gibt es ins­ge­samt 32 sol­cher Bereg­nungs­an­la­gen. Aber auch im Wed­ding gießt der Bezirk Bäu­me und Parks. „Auf dem Loui­se-Schroe­der-Platz wer­den die Bee­te mit Sprüh­schläu­chen und die Rasen­flä­chen mit Kreis­reg­nern gegos­sen. An den Bäu­men befin­den sich Gieß­sä­cke, die regel­mä­ßig befüllt wer­den“, erklärt Chris­ti­an Ziel­ke. Im Schil­ler­park wer­den Kreis­reg­ner auf­ge­stellt; hier wird sogar die Wie­se gegos­sen. „Wir gehen davon aus, dass auch die Bäu­me von den Was­ser­ga­ben pro­fi­tie­ren“, so Ziel­ke und ergänzt: „Bei frei­en Kapa­zi­tä­ten wird der Bereich um die Plan­sche bewäs­sert“. Auch das Beet an der Kita Edin­bur­ger Stra­ße wer­de gewässert.

Der Grün­flä­chen­amt unter­stüt­ze auch das Sport­amt auf Sport­flä­chen, die kei­ne Bewäs­se­rungs­an­la­gen haben, so in der Oslo­er Stra­ße und in der Kolo­nie­stra­ße. In der Wie­sen­stra­ße, Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße und Wollank­stra­ße wer­den ein Mal in der Woche die Pflanz­bee­te gegos­sen, alle zwei Wochen wer­de der Brun­nen­platz von dem Amts­ge­richt und der Max-Josef-Metz­ger-Platz aus­gie­big gewäs­sert. Alle Neu­pflan­zun­gen im Goe­the­park und in den Reh­ber­gen wer­den eben­falls mit einer Was­ser­ga­be bedacht. „Bei Stra­ßen­bäu­men wer­den alle Bäu­me bis zum 15. Lebens­jahr gewäs­sert“, erklärt Chris­ti­an Ziel­ke. Neu geplanz­te Bäu­me bekom­men pro Woche 1000 Liter Wasser.

Wie die Bezirk das Wasser verteilt

„Bei der der­zeit herr­schen­den extre­men Tro­cken­heit muss nicht nur beach­tet wer­den, wo gewäs­sert wer­den kann, son­dern auch wie“, gibt Chris­ti­an Ziel­ke zu Beden­ken. Wo es mög­lich ist, wer­de in den frü­hen Mor­gen­stun­den oder nachts gewäs­sert – ins­be­son­de­re bei auto­ma­ti­schen Bereg­nungs­an­la­gen. „Bei der star­ken Son­nen­ein­strah­lung macht es kaum noch Sinn, Rasen­flä­chen zu wäs­sern, da die­se in kur­zer Zeit wie­der aus­trock­nen“, so Zielke.

Wo das Gießwasser herkommt

Auch Zah­len zum bezirk­li­chen Gie­ßen nennt der Pres­se­spre­cher, denn das Was­ser für die Bewäs­se­rung des Stadt­grüns in Mit­te kommt aus ver­schie­de­nen Quel­len. Der größ­te Anteil wird vom Pump­werk Tier­gar­ten aus dem Land­wehr­ka­nal ent­nom­men. 1,37 Mil­lio­nen Kubik­me­ter sind das pro Jahr, das Nass wird für die Bewäs­se­rung des Gro­ßen Tier­gar­tens ver­wen­det. 42.000 Kubik­me­ter Was­ser kom­men pro Jahr aus der Spree in Mit­tes Grün­an­la­gen. 35.000 Kubik­me­ter wer­den den Stadt­was­ser­an­schlüs­sen ent­nom­men und 25.000 Kubik­me­ter stam­men aus Tiefbrunnen.

Fazit bezirkliches Gießen

Dass der Bezirk nicht gießt, ist also nicht rich­tig. Aber ange­sichts der gro­ßen Tro­cken­heit und der Anzahl von Grün­flä­chen und Stra­ßen­bäu­men bleibt es der­zeit trotz­dem der sprich­wört­li­che Trop­fen auf den hei­ßen Stein.

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Der Text ent­stand in Koope­ra­ti­on mit der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Geschrie­ben wur­de er von Domi­ni­que Hen­sel. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag!

14 Comments Leave a Reply

  1. Wenn ich die gro­ße Wie­se im Hum­boldt­hain auf dem obe­ren Bild sehe, bezweif­le ich, dass der Zustand nur durch Tro­cken­heit zu begrün­den ist. Das spär­li­che Gras, was man dort sehen kann, sieht noch halb­wegs grün aus. Die tote Flä­che scheint mit eher durch Über­nut­zung ent­stan­den zu sein – zu vie­le Men­schen, die trotz Tro­cken­heit auf der Wie­se pick­ni­cken, Fuß­ball spie­len, son­nen­ba­den… Ver­ste­he die Igno­ranz der Men­schen nicht: Alle schrei­en nach “mehr Stadt­grün”, aber dann wird der Rasen tot­ge­tram­pelt. Ein­fach mal nicht in Mas­sen auf der Wie­se rum­ren­nen, beson­ders nicht im hei­ßes­ten, tro­ckens­ten Som­mer seit Jahr­zehn­ten, dann über­lebt das Gras auch.

    • Hal­lo Fal­ko, inter­es­sant, dass man ein Foto so unter­schied­lich deu­ten kann. Ich sehe auf dem Bild (und auch in echt), dass der Rasen dort grün ist, wo die Bäu­me an einem Teil des Tages Schat­ten wer­fen. Da, wo kein Schat­ten ist, ist der Rasen ver­brannt, ver­trock­net und zur Sand­wüs­te gewor­den. Die Leu­te saßen und sit­zen nach mei­ner Beob­ach­tung auch eher im Schat­ten in der Nähe der Bäu­me, also auf dem grü­nen Rasen, was ihm offen­bar nicht gescha­det hat. Das wäre auch ver­wun­dert­lich, denn genau dafür ist der Rasen ja auch gezüch­tet worden.

      Es ist so, dass Parks stark genutzt wer­den. Jeder möch­te hat gern ins Grü­ne. Ich glau­be aber kaum, dass der Rasen dadurch so gelit­ten hat. Das ist wohl eher die Tro­cken­heit. Ich kann Dir ja mal ein Foto von mei­nem Klein­gar­ten-Rasen schi­cken. Der sieht etwa genau­so aus und der ist ganz sicher nicht übernutzt.

  2. Nuja. Der Lui­se-Schrö­der-Platz wird in der größ­ten Mit­tags­hit­ze mit Was­ser besprengt. Da fra­ge ich mich auch, was das soll. Was­ser ist ja gut, aber nicht, wenn es gleich ver­duns­tet und wie wir ja wis­sen, Son­ne auf Was­ser­trop­fen?????? Nicht gut, da ver­bren­nen die Blät­ter und Gräser.

    • Da hast Du natür­lich recht. Das Bezirks­amt sagt ja auch selbst, dass sie bevor­zugt in den frü­hen Mor­gen­stun­den gie­ßen. Im Schil­ler­park habe ich sie auch schon zu der Zeit gese­hen, nahe des Nord­bahn­hofs auch. Ich weiß es natür­lich nicht genau, aber ich ver­mu­te, dass es an der Anzahl der Gieß-Mit­ar­bei­ter liegt. Die kön­nen ja mor­gens nicht über­all gleich­zei­tig sein. Auch wenn sie früh anfan­gen, sind sie ver­mut­lich bis Mit­tag nicht fer­tig. Bei auto­ma­ti­scher Bewäs­se­rung ist das einfacher.

  3. Prak­ti­ka­bi­li­tä­ten!
    Nicht alle Nach­barn spre­chen all­täg­lich mit­ein­an­der, obwohl nur dort die Lösung zum Stra­ßen­baum­gie­ßen vor dem Wohn­haus liegt.
    Vllt ist es nütz­lich – und mir fehlt das bis­her bei all die­sen Auf­ru­fen -, alle Model­le, also Ideen, Ter­min­op­tio­nen und Mög­lichkkei­ten des Bäu­me­gie­ßens zu bespre­chen oder wenigs­tens vie­le, denn eine ein­zi­ge Lösung gibt es nicht wegen der per­sön­li­chen Beson­der­hei­ten der Nach­bar­schaf­ten ‑und anzubieten. -
    Letzt­lich trumpf­te eine jun­ge Frau auf nebenan.de damit, dass sie ein Schlauch­sys­tem über ihren Bal­kon auf­ge­baut hat und froh war, den Baum vor ihrem Fens­ter täg­lich bequem von oben mit dem kost­ba­ren Nass glück­lich machen zu kön­nen. Wer meckert dann? Oder meckert dann niemand?
    Bes­ser ist es, sich gemein­sam auf Stra­te­gien und Wir-machen-das-so zu eini­gen, oder?
    Und wo sind eigent­lich die Pinn­wän­de in den Haus­flu­ren, die man für sol­che Aktio­nen prak­ti­scher­wei­se benötigt?

    • Ich habe mei­nen Nach­barn qua­si erst durchs Bäu­me­gie­ßen ken­nen­ge­lernt. So geht es auch. Inzwi­schen tra­gen wir bei­de bei http://www.giessdenkiez.de ein, wann jeder wie­viel gießt, um uns zu koor­di­nie­ren. Die Sei­te wird zur Koope­ra­ti­on unter Nach­barn zu recht fast über­all emp­foh­len. Da steht auch viel inter­es­san­tes zu jedem Stadt­baum in Berlin.

      Ansons­ten gibt es zum Bäu­me­gie­ßen einen sepa­ra­ten Bei­trag. In dem hier geht es mal aus­nahms­wei­se nicht um Eigen­in­itia­ti­ve, son­dern um den Anteil des Bezirks an der gro­ßen Gießaufgabe.

  4. Die Mei­nung, dass doch nicht die Auf­ga­be jedes ein­zel­nen Bür­gers ist zu gie­ßen, passt aktu­ell in die Zeit. Im wei­te­ren Sin­ne bestä­tigt sich wie­der ein­mal “man­geln­de Sozi­al­kom­pe­tenz”. Etwas für die All­ge­mein­heit zu tun ist eben nicht ange­sagt. Wenn einem etwas dar­an liegt, dass der Baum vor der eige­nen Tür grünt und blüht, soll­te es doch nicht zu viel sein, ihn in die­sen was­ser­ar­men Zei­ten zu gießen.

    • Das ist ver­mut­lich wie gera­de bei vie­len The­men: ins­be­son­de­re die Men­schen mit wenig sozia­ler Kom­pe­tenz sind auf den sozia­len Medi­en unter­wegs und dort sehr laut. Daher wir­ken sie mehr, als sie sind. Man ver­schätzt sich da schnell. Ich per­sön­lich gie­ße den Baum vor mei­ner Tür und mein Nach­bar tut es auch. 😊

    • Da bin ich ganz dei­ner Meinung!
      Mir blu­tet das Herz, wenn ich die ver­trock­ne­te Wie­se im Schil­ler­park sehe. Sie wur­de erst letz­tes Jahr neu ausgesät.
      Ich freue mich zu hören, dass sie gegos­sen wird.
      Wie­sen und Parks sind eine ande­re Dimen­si­on als der Baum vor der Haustür.

  5. Viel­leicht soll­te man nicht nur an das nahe­lie­gen­de Gie­ßen und Näs­sen den­ken, son­dern vor­ge­la­gert und grund­sätz­lich auch für mehr Schat­ten sor­gen. Das ist schwie­rig auf gro­ßen Flä­chen, müss­te für prak­ti­ka­ble Lösun­gen noch bedacht wer­den, im wahrs­ten Sin­ne des Wortes.

    • Da hast Du natür­lich total recht. Ich ergän­ze: ans Ent­sie­geln den­ken, damit das Was­ser nicht in der Kana­li­sa­ti­on ver­schwin­det und die Bäu­me wach­sen kön­nen. Da hat auch der Bezirk noch einen Lern­pro­zess vor sich.

  6. Dan­ke für die­se Recher­che, Domi­ni­que. Ich hat­te auch ver­mu­tet, dass der Bezirk zu wenig gießt, da ist es gut, mal ein paar Zah­len zu lesen.
    Einen schö­nen Tag von Susanne

    • Der Schluss ist ja auch sehr nahe­lie­gend, wenn man sich Bäu­me, Sträu­cher und Rasen ansieht. Aus mei­nem Klein­gar­ten (und der ist wirk­lich klein im Ver­gleich zu ganz Mit­te) weiß ich, dass man der­zeit mit dem Schlauch eigent­lich im Beet ste­hen­blei­ben müss­te. Es ist eine unlös­ba­re Auf­ga­be. Es müss­te halt regnen.

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