Orte, die irgendwie Wedding heißen oder so ähnlich, sind nicht leicht zu finden. Der Gesundbrunnen dagegen hat eine große Familie, dutzende Orte und Stadtteile versprechen heilendes Wasser. Das Erbe einer Modewelle. Und auch wenn das 9‑Euro-Ticket nun ein 49-Euro-Ticket wird, haben wir immer dazu geschrieben, wie ihr die Gesundbrünner mit Öffentlichen erreicht.
Warum so viele Gesundbrunnen?
Johann Friedrich Zückert verfasste 1776 die “Systematische Beschreibung aller Gesundbrunnen und Bäder Deutschlands”. Er erfasste damit eine Modeerscheinung der damaligen Zeit und erwähnte auch unseren Gesundbrunnen vor den Toren Berlins. Klar, dass es deshalb auch heute noch eine Menge Ortsbezeichnungen Gesundbrunnen gibt. Spannend ist, dass die von Zückert gleich in der ersten Zeile seines Buches erwähnten Bäder Carlsbad (Karlovy Vary), Pyrmont, Eger (Cheb) und Spa (Belgien) heute immer noch Kurorte sind, aber die Bezeichnung Gesundbrunnen beiseite lassen.
Halle
Ein dem ursprünglichen Brunnenhaus des Berliner Gesundbrunnens ähnlicher Pavillon steht in Halle. Die Heilquelle, die dem kleinen Hallenser Stadtteil seinen Namen gab, sprudelt noch heute. Erwähnt wird die “heilige Quelle” bereits 1310. Für Zückert gilt sie als “Martialische” oder als “Stahlwasser”-Quelle. Um 1807 entwickelte sich ein Kurbetrieb. Ein Bürgerverein hat das Brunnenhaus 2012 instandgesetzt. Da das Wasser nicht mehr offiziell als Heilwasser gilt, wird die Quelle über die Kanalisation abgeleitet. Halle ist gut mit der Bahn zu erreichen und die Stadt unterhält ein gutes innerstädtisches Nahverkehrsnetz mit Bussen und Straßenbahnen.
Sagard
Ebenfalls über ein saniertes Brunnenhaus verfügt der Gesundbrunnen in Sagard auf Rügen. Der 1795 eröffnete Brunnen machte die kleine Ostseestadt zum ersten Badeort auf der Insel. Doch die Konkurrenz schlief nicht, die 1810 neu angelegte Kurstadt Putbus sorgte für den Niedergang. 2007 wurde der Park mit dem Brunnenhaus saniert. Sagard liegt an einer Regionalexpress-Strecke.
Hofgeismar
Ein schöner Tempel findet sich im Schlosspark Hofgeismar bei Kassel. Im 18. Jahrhundert entstand hier eine prächtige Badeanlage. Entdeckt worden war die Quelle im 17. Jahrhundert. Zückert schreibt: “Die Galläpfel färben den Trink- und den neuen Bade-Brunnen roth, den alten Badebrunnen aber blasgelb.” Nachdem Kassel 1866 zu Preußen kam, endete die Zeit der Kuranlage. Hofgeismar liegt an einer als S‑Bahn-Kassel bezeichneten Regionalbahnstrecke.
Bad Düben
Im Norden Sachsens liegt der Kurort Bad Düben. Der dortige Gesundbrunnen ist eine natrium- und nitritarme eisenhaltige Quelle. Die Steineinfassung ist vom Rost gefärbt. Bad Düben ist von Eilenburg aus mit dem Bus 232 zu erreichen.
Buckautal
Kurz vor der Grenze zu Sachsen-Anhalt im Amt Ziesar sprudelt noch heute in der brandenburgischen Gemeinde Buckautal ein Gesundbrunnen. Aus einem Quelltopf kommen 70 Liter Wasser pro Sekunde. Genutzt wird das frische Wasser für eine Forellenzucht. Nach Buckautal fährt ab Bad Belzig der Bus 588.
Diesdorf
Um diesen verschwundenen Gesundbrunnen ranken sich die schönsten Legenden von Wunderheilungen. Leider war der Heilquelle des Diesdorfer Gesundbrunnens bei Magdeburg nur eine kurze Lebensdauer vergönnt. 1726 von einem Schäfer entdeckt, endete die wirtschaftliche Nutzung bereits 1736. Die Genesung von 79 Patienten soll belegt sein. Tatsächlich erwiesen sich die “Beweise” jedoch als nicht stichhaltig. Dafür trägt das Dorf bis heute den Beinamen Quellendorf. Diesdorf ist lediglich per Rufbus zu erreichen.
Augsburg
Herrlich alt und verschroben ist auch die Geschichte des Gesundbrunnens bei Augsburg. 1402 wurde sie bereits entdeckt. Kaiser Maximilian I soll 1512 von ihr getrunken und vom Fieber geheilt worden sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß es dann: Weg mit der Geschichte. Nach Augsburg fährt man von Berlin mit dem ICE in einem Rutsch durch oder man steigt mehrmals um. Nach Augsburg fahren mehrere Regionalexpress und Regionalbahnlinien.
Northeim
Aus einem Gesundbrunnen wurde eine Waldbühne in Northeim in der Nähe des Harzes in Niedersachsen. Die 1803 angelegten Teiche, die sich als schwefelhaltig erwiesen, ziehen somit keine Kurgäste mehr an, aber dafür andere Unterhaltung suchende Gäste. Ein 1810 errichtetes Hotel steht noch heute. Northeim liegt an einer Regionalexpress-Strecke.
Bautzen
Für eine Plattenbausiedlung legte die DDR in Bautzen einen Gesundbrunnen still, indem die Bauherren seine Senke auffüllten. Der neue Stadtteil erhielt den Namen Gesundbrunnen. Der Brunnen geht auf das Jahr 1551 zurück. Mehrmals in der Geschichte sanierten die Bautzener ihren Gesundbrunnen, zuletzt 1920. Bei einer Nachforschung im Mai 2006 wurde der Brunnen verschlossen und unversehrt gefunden. Bautzen liegt an einer Regionalbahnstrecke und verfügt über mehrere Buslinien.
Buckenhof
Der Vollständigkeit halber sei noch Gesundbrunnen Buckenhof notiert. Das ist eine gefasste Quelle bei Buckenhof im Landkreis Erlangen-Höchstadt in Bayern. Der Bus 285 fährt zu diesem Ort.
Duttweiler
Ebenfalls lediglich der Vollständigkeit halber notiert sei der Gesundbrunnen in Duttweiler. Es handelt sich um eine Naturquelle in Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz. Der Ort liegt im Netz der S‑Bahn Rhein-Neckar.
Heilbronn
Vielleicht eine gute Wandlung hat der Gesundbrunnen Heilbronn hinter sich. Statt kaltem Wasser aus der Erde gibt es in Heilbronn am Ort der Quelle heute ein Freibad zum Planschen. Und statt mineralischer Wässerchen gegen Fieber und Tod gibt es das Klinikum Gesundbrunnen mit 850 Betten. In Heilbronn hält der Baden-Württembergs RE 8.
Und weitere
Wir sind uns sicher, es gibt noch mehr Gesundbrunnen. Kennt ihr welche? Kommt ihr aus einem? Schreibt uns!
Bildnachweis
1. Brunnenhaus in Halle. Foto: Spazierschreiberin/Wikimedia, CC BY-SA 3.0
2. Brunnenaue Sargard auf Rügen. Foto: Unukorno/Wikimedia, GNU frei
3. Brunnentempel am Gesundbrunnnen Hofgeismar. Foto: Frajo Wog/Wikimedia, gemeinfrei
4. Gesundbrunnenquelle Bad Düben. Foto: Heidebilder/Wikimedia, CC BY-SA 4.0
5. Quellsumpf bei Buckau. Foto: Assenmacher/Wikimedia, CC BY-SA 4.0
6. Ortsteil Gesundbrunnen in Bautzen. Foto: Julian Nyča/Wikimedia, GNU nicht-kommerziell