Die Nazarethkirchstraße nur für Fußgänger:innen, Menschen mit dem Rad oder dem Skateboard, frei vom Autoverkehr? Die Initiative Malplakiezblock will genau das erreichen. Am Samstag (7.5.) hat sie ihre Ideen für eine Verkehrsberuhigung des Malplaquetkiezes auf dem Utrechter Platz vorgestellt. Neben der Sperrung eines Teilstücks der Nazarethkirchstraße für den Autoverkehr, sind mehrere Diagonalsperren vorgesehen.
Die Menschen, die zu der Informationsveranstaltung der Initiative gekommen waren, probierten die geplante Autofreiheit auf der Nazarethkirchstraße beim einem Rundgang gleich einmal aus. Weil die Polizei die Straße kurzzeitig gesperrt hatte, konnten die Teilnehmer:innen auf der Straße laufen. So stellen es sich die Aktiven vor: von der Malplaquetstraße bis zur Maxstraße sowie ein Stück um die Ecke die Maxstraße entlang bis zur Utrechter Straße sollen Autos zukünftig nicht mehr fahren können. Darüber hinaus enthält der Plan der Verkehrsberuhigungs-Initiative fünf Diagonalsperren. Autos sollen so geleitet werden, dass eine Abkürzen durch den Kiez beziehungsweise eine Umgehung der Müllerstraße, Seestraße, Reinickendorfer Straße oder Schulstraße nicht mehr möglich wird. Auf einer Karten wurden die Maßnahmen eingezeichnet und bei der Informationsveranstaltung gezeigt.
“Jedes dritte Auto fährt durch den Kiez durch”
Die Grundlage des erarbeiteten Konzepts zur Verkehrsberuhigung sind Beobachtungen von Bewohner:innen und eine stichprobenartige Datenerfassung. Bei einer Verkehrszählung im Januar hatte die Initiative den Durchfahrtsverkehr gezählt und die bevorzugten Abkürzungsrouten durch den Kiez ermittelt (Auf Schleichwegen durch den Malplaquetkiez). Insbesondere die Oudenarder Straße, die Turiner Straße und die Groninger Straße sind nach den Daten vom Durchfahrtsverkehr belastet. „Jedes dritte Auto fährt durch den Kiez durch. Das wollen wir ändern, damit ein lebenswerterer Kiez entsteht“, sagte Jakob Baum.
„Alle Orte im Kiez werden weiterhin auch mit dem Auto erreichbar sein. Unser Ziel ist es aber, dass man durch die Hauptstraße rein fährt und durch die Hauptstraße auch wieder raus“, erklärte Simon Gückel den Anwesenden. Schleichwege durch den Kiez sollen verschwinden und mit ihnen der reine Durchfahrtsverkehr. Die Mittelpoller an jeder Sperre solle zudem herausnehmbar sein, damit Polizei, Krankenwagen oder Feuerwehr weiterhin durchfahren können.
Auch kritische Stimmen für die Pläne
Die meisten Anwesenden zeigten sich interessiert und froh über die geplanten Änderungen. Eine Diskussion mit einem vorbeigehenden Taxifahrer zeigte aber, dass nicht alle einverstanden sind mit einer weiteren Verkehrsberuhigung: Er äußerte Bedenken zur Erreichbarkeit, zur Mobilitätseinschränkungen und zu weiteren befürchteten Auswirkungen von Diagonalsperren.
1000 Unterschriften werden benötigt
Ob die nun vorgestellten Pläne umgesetzt werden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Denn nun sammelt die Initiative Unterschriften für ihren Plan. Jeder, der über 16 Jahre alt ist und im Bezirk Mitte Wahlrecht hat, kann den Plan mit seiner Unterschrift unterstützen. „1000 Unterschriften werden benötigt, dann wird das als Einwohner:innenantrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht. Das ist dann so, als würde das ein Antrag von einer Partei sein“, erklärte Simon Gückel. Gückel zeigte sich zuversichtlich, dass die 1000 Unterschriften zusammen kommen und auch der Einwohner:innenantrag aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in der Bezirksverordnetenversammlung erfolgreich sein wird. Wenn das so käme, könnten die Pläne umgesetzt werden.
Für Simon Gückel wird es höchste Zeit für die Verkehrsberuhigung im Malplaquetkiez: „Wir sind fast der letzte Kiez, der Kiezblocks plant.“ Er verweist dabei auf Initiativen im Bellermannkiez, im Brüsseler Kiez und im Sprengelkiez. Nun sei es Zeit, dass die Kiezblocks auch in den Malplaquetkiez kommen. Für die Bewohnerschaft bedeute das ruhigere und sichere Straßen. Ohnehin werde sich die Verkehrssituation im Kiez demnächst verändern, wenn ab 1. Juli die Parkraumbewirtschaftung komme und das Parken kostenpflichtig wird. Auf die Frage, wo die Autos denn in Zukunft fahren sollen, wenn es durch den Kiez nicht mehr geht, hat Simon Gückel auch eine Antwort: „Es wird dann mehr Verkehr auf den Hauptstraßen geben. Aber da gehört er ja auch hin.“
Service
Die Unterschriftenlisten liegen an vielen Orten im Kiez aus, unter anderem im Café Motte in der Nazarethkirchstraße, im Buchgeschäft Belle-et-triste in der Amsterdamer Straße sowie im Eisladen Spoonful in der Maxstraße. Wer möchte, kann die Liste auch ausdrucken, selbst Unterschriften sammeln und sie dann an die Initiative schicken (Unterschriftenliste als PDF).