Klaus Lüttmer ist mit seinem Erzeugnis etwas gelungen, was nur wenige schaffen: ein Eintrag im Gault-Millau WeinGuide. Das ist umso erstaunlicher, als der Winzer mitten im Wedding wohnt und nicht etwa in einem Weinbaugebiet.
Klaus Lüttmer ist Schnittmeister bei der im Wedding ansässigen Deutschen Welle. „Das ist mein Brotjob“, sagt der 49-Jährige, „aber Feuer und Flamme bin ich für das Thema Wein.“ Erst vor ein paar Jahren ist der gebürtige Berliner auf den Geschmack gekommen, dafür dann aber richtig: „Ich bekam Lust, selbst Wein herzustellen. Zuerst dachte ich an Italien, aber man kann guten Wein nur vor Ort herstellen.“ Den Wohnsitz im Wedding wollten er und seine Frau Christiane nämlich keineswegs aufgeben. „Das echte Landleben reizte uns nicht“, erklärt Klaus Lüttmer. Sich hingebungsvoll einem Weinberg zu widmen hingegen schon. Die richtige Mischung aus Land- und Stadtleben finden ist die eigentliche Herausforderung. Allerdings gibt der Quereinsteiger zu: “Es fällt mir oft leichter aufs Land zu fahren als zurück in die Stadt!”
Neu bepflanzter Weinberg
Erst 2008 begann die Umsetzung des Traums im Weinbaugebiet Saale-Unstrut – mit nur einem Drittelhektar Pachtland. „Diese Region in Sachsen-Anhalt verfügt als einzige in der Nähe von Berlin über den Muschelkalkboden, den ich für einen guten Rotwein suchte“, erklärt der Self-Made-Winzer. Doch nicht nur der Boden ist entscheidend, sondern auch die richtige Rebsorte: der Blaue Frühburgunder ist für eine so weit im Norden gelegene Region eine gute Wahl. „Außerdem ist es mir wichtig, dass im Weinberg ein natürliches Gleichgewicht herrscht.” Kräuter und Gras müssen dadurch der Rebe nicht weichen, und auch eine intakte Insektenwelt rückt vielen Schädlingen ganz ohne Chemie zu Leibe.
Für Christiane und Klaus Lüttmer ist Zeit ein wertvolles Kapital, müssen sie doch einen Einklang zwischen ihrem Lebensmittelpunkt in Berlin und dem Weinberg finden. Inzwischen haben sie eine kleine Wohnung an der Saale gemietet, und die Weinbereitung in einer Scheune in Weischütz macht Klaus Lüttmer besondere Freude. „Einfach Wein aus Lust am Produkt machen zu können, ohne Zwänge und Vorgaben, das macht mich freier als die anderen Vollerwerbswinzer in der Region“, erzählt er. „Die nennen mich scherzhaft den verrückten Berliner.“ Ee klingt fast schon stolz, denn dieser Stadt fühlt er sich mindestens genauso verbunden wie seine Leidenschaft dem eigenen Wein gilt. Eine Sorte des 2015 Frühburgunders heißt inzwischen “Herr Lüttmer”, eine andere der gleichen Sorte “Frau Lüttmer”.
Das Marketing, der Verkauf der 0,75-Liter-Flaschen und auch die ein oder andere Weinprobe wird „von der Dachterrasse“ in der Willdenowstraße aus organisiert, wo die Lüttmers leben. Und bei einem Glas Wein mit dem Blick über die Berliner Dächer darüber nachdenken, wie sie in ihren Weinbergen an der Saale weiterhin gute Weine erzeugen können. Nach dem bereits prämierten und von Gault-Millau ausgezeichneten Frühburgunder haben sie noch Riesling- und Spätburgunderreben auf insgesamt einem Hektar Fläche angepflanzt. Diese werden erst in einigen Jahren Früchte tragen. Ein Winzer braucht eben einen langen Atem, doch das stört Klaus Lüttmer nicht: „Die innere Einstellung ist das, was meine Arbeit ausmacht.“ Der von dem Berliner Winzer eingeschlagene naturnahe Weg bleibt spannend.
Willdenowstr. 15, 13353 Berlin
Tel. 0175 4168727 (Lieferung innerhalb Berlins ab einer Kiste)
Übrigens gibt es im Humboldthain einen Weinberg, dessen Trauben zu Sekt verarbeitet werden. Mehr steht in diesem Artikel.
[…] Wein gibt es auch im “Kamine und Wein“, im “Spiritus Mundi” und in der Winzerei Lüttmer […]
[…] wie Schwarze Johannisbeere oder Mabellevie ‚aber auch mit Neuentdeckungen wie die Weddinger Winzer Herr und Frau Lüttmer. Den 3. Advent werde ich ab 14 Uhr am Nordufer verbringen. Nicht nur, um […]
Für den Erwerb auf dem Weihnachtsmarkt ist der Artikel leider etwas spät dran.
Entschuldigung – habe den 1. und den 2. Advent verwechselt.