Klassikdonnerstag, Theaterdonnerstag, Tango, Zirkus, Swingabend und natürlich Sommerball – das Programm wird bunt. Unter dem Namen Ballhaus Wedding bringen Djamila Rempel und Robert Bittner einen neuen Kulturort an den Start. Die beiden wollen einen bislang eher unter Lost-Place-Freunden bekannten Festsaal aus dem 19. Jahrhundert für das geneigte Publikum öffnen. Seit dem 1. Januar 2022 zahlen sie Miete. Einer der ersten Besucher war der Weddingweiser, der vor der ersten Veranstaltung vorbeischaute.
Den historischen Tanzsaal kannten bislang Fotografen und Leute, die auf der Suche nach ungewöhnlichen Hochzeits-Orten waren. Jetzt wollen die neuen Betreiber der ersten Etage in der Wriezener Straße 6 viel Kulturleben in das Haus holen. In der Rechtsform Ballhaus Wedding GmbH wollen Djamila Rempel und Robert Bittner nicht nur Bälle organisieren. “Wir wollen einen offenen Ort für Berlin und seine Gäste mit kulturellen und künstlerischen Veranstaltungen schaffen”, sagt Robert Bittner in einem Videostatement. Anfang Februar starten die ersten Events.
Crowdfunding auf Startnext
Djamila Rempel und Robert Bittner haben bereits investiert, doch sie benötigen weiteres Startkapital. “Lärmeinpegelung, neue Musik-und Lichtanlage, Böden abschleifen, Malerarbeiten, Umbauarbeiten, Fassadenarbeiten, neue Veranstaltungstische, neuer Bartresen, Genehmigungsverfahren, Mietausfälle durch Corona”, zählen die beiden als Ziel ihrer Crowdfunding-Kampagne auf Startnext auf.
20.000 Euro ist das Ziel ihrer Sammlung. Die Dankeschöns reichen von Sonntagsbrunch bis zu einem exklusiven Dinner im Ballsaal. Bis 31. Januar können Unterstützer spenden beziehungsweise vorfinanzieren.
Zwei vorab eingerichtete Räume im Ensemble zeigen, wie die 365 Quadratmeter im Erdgeschoss und im Keller künftig einmal aussehen werden. Djamila Rempel gestaltete das Pfauenzimmer und Robert Bittner das Kaminzimmer. “Liebe zum Detail”, beschreibt Robert Bittner die Art der Gestaltung. Sie sei auf jeden Fall anders als beim Vornutzer, der “eher so an Bauhaus dachte”.
Über die neuen Betreiber
Robert Bittner ist Schauspieler und Regisseur von Kurzfilmen (hier zum IMDB-Eintrag). Im Wedding ist er manch einem bekannt als früherer Vorsitzender des Wiesenburg e. V. “Mit dem Projekt Ballhaus kann ich bildlich gesprochen mein eigener Intendant sein”, sagt er. Einen Kulturort zu managen, sei seit langem sein Traum gewesen.
Djamila Rempel ist ausgebildete Lehrerin, doch ihr Herz schlägt für Tanz- und Tangomode. Sie betreibt die Label Plumita und das Tanzmodegeschäft Fashion Lounge.
Als Unternehmer müssen sie neben der Kultur auch die Zahlen im Blick behalten, sich als Eventmanager beweisen. Auf diesem Gebiet sammelten sie Erfahrungen als freiberufliche Mitarbeiter für das Tangoloft und das Ballsaal-Studio. Letzteres ist eine Vermietungsfirma, die bisher in der Wriezener Straße 6 – allerdings ohne kulturelle Ambitionen – tätig war.
Privat ein Paar sind die beiden Kulturschaffenden Djamila Rempel und Robert Bittner seit April 2016.
Der Ort
Alte Stadtpläne auf histomap zeigen, dass in der Wriezener Straße 6 seit der Bebauung in der Zeit des Kaiserreiches ein Hinterhaus stand. Das ist der Festsaal, ein frei stehendes Gebäude mit Freitreppe zum Hof. 135 Quadratmeter ist allein der Saal groß und über fünf Meter hoch. An der Wand ist die – womöglich ursprüngliche – dunkle Farbe erhalten. Der ursprüngliche Name des Ballhauses aus dem 19. Jahrhundert muss noch ermittelt werden. Adressbücher aus den 1890er Jahren lassen sich nur bedingt mit STRG F durchsuchen und eine erste oberflächliche Suche ergab keinen Treffer.
Zum nun eröffneten Ballhaus gehören ein Eingang, Foyerräume, Kellerräume, ein Wintergarten und natürlich der imposante Saal.
Die Eigentümerin, Sabine Atzberger-Göbel, vermietet die Flächen zu marktüblichen Preisen ohne Kulturrabatt. Auch eine staatliche Kulturförderung fließt – noch – nicht. Deshalb streben Djamila Rempel und Robert Bittner eine Mischnutzung an. Auf der einen Seite stehen Kulturveranstaltungen, für die die beiden genügend Ideen haben und ausreichend Künstler kennen. Auf der anderen Seite soll der Ort als Location vermietet werden. Firmenfeiern, Hochzeiten, Fotoshootings sollen finanzieren, was den beiden Kulturschaffenden am Herzen liegt.
Ballhaus Wedding, Wriezener Str. 6, 13359 Berlin