Im Wedding ist man ja Kontraste gewohnt. Doch so hart wie sie hier auf engstem Raum zusammenkommen, ist schon auch für Weddinger Verhältnisse bemerkenswert. Zwischen der Eckkneipe Beim Dicken, dem Laden der Berliner Engel und der Eisdiele My Daddys Gelateria hat im Frühsommer in einem schmalen, langgezogenen Raum ein Kunstcafé eröffnet. Doch nur auf den ersten Blick ist das 3zehn ein Fremdkörper im Kiez.
Videospieleladen wurde Galerie
Was wie ein hippes Café im Vintagelook daherzukommen scheint, geht in Wirklichkeit auf eine Galerie zurück. Eine Künstlerin hatte das frühere Kartoffelgeschäft, den späteren Videogame-Laden und zuletzt Kräutergeschäft um die Jahrtausendwende als Atelier gemietet. Mit ihrer Familie zog sie später dann auch in den Wedding. Als die Miete erhöht wurde, musste etwas passieren. Die drei Söhne Rebbek, Almar und Harlem taten sich zusammen und verwirklichten ihre Café-Idee. „Wir haben uns unsere Kindheitswünsche erfüllt“, sagt der 19-jährige Harlem, der an diesem sonnigen Donnerstag im Laden bedient. Das fängt bei den nicht ganz alltäglichen Getränken an (Orangina, Afri-Cola, Ostmost), geht über das Backwerk („Pastel de Nata, wie früher nach der Schule“) und führt zu verschiedenen leckeren Toasts als Snacks. Außerdem ist das 3zehn auch ein Weinladen, versorgt von einem befreundeten Weinhändler vom Holzmarkt an der Spree.
Außergewöhnliche Details
Das Besondere neben der langgezogenen Form des Cafés ist aber die Ausstattung. „Alles selbstgemacht“, erklärt Harlem. Der Vater der Betreiber ist geübter Schweißer und ebenfalls Künstler. Im Café wimmelt es von originellen Details wie einer Heizungsverkleidung aus Wellblech. Die Trinkgläser sind aus alten Club Mate-Flaschen gemacht, und allein das zeigt, wie ideenreich das Betreiberteam ist. Die Möbel vom Cafétisch über die Bänke bis zu den Regalen sind allesamt selbst hergestellt, meist aus Eichenholz. Vor dem Café auf dem unfassbar breiten Bürgersteig der Grüntaler Straße kann man es sich auf halbierten Baumstämmen gemütlich machen.
„Wir versuchen immer etwas Besonderes anzubieten“, erklärt Harlem. Das gilt auch für die hohen Wände im langgezogenen Gastraum, den man durchschreiten muss, wenn man zum Tresen im Hinterzimmer kommen will: Hier soll es im monatlichen Wechsel neue Kunst zu bestaunen geben, auch Vernissagen sind geplant.
Das stylische Café bereichert den Wedding um eine künstlerische Note, ohne das rustikale Gesundbrunnen-Umfeld in Frage zu stellen. Das liegt auch an den entspannten Weddingern, die es ohne großes Tam-Tam betreiben und immer auf dem Teppich bleiben.
Es ist wie bei so vielen schönen Orten im Wedding: Das 3zehn macht einfach nur sein Ding. Punkt.
Fotos: Samuel Orsenne
Grüntaler Str. 13
Di-Do 9–16 Uhr, Fr 9–18, Sa/So 10–18 Uhr (2024)
[osm_map_v3 map_center=“52.5524,13.3874” zoom=“17.0” width=“95%” height=“450” post_markers=“1” ]
Sieht gut aus! Werde sehr bald mal vorbeigucken 🙂 Danke für den Beitrag