Corona lockt die Menschen scharenweise ins Grüne. Gerade das Wandern erlebt durch die Pandemie einen Boom. Immer mehr Berliner schnüren ihr festes Schuhwerk und machen sich auf nach Brandenburg.
Die Pandemie setzt Erholungssuchenden und Reiselustigen Grenzen. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute, sprich die Schorfheide, so nah liegt? Wie wäre es, an einem verlängerten Wochenende oder in den Sommerferien einmal 135 Kilometer rund um die Schorfheide zu wandern? Wem die Strecke zu happig erscheint – keine Bange, etappenweise gelangt man ans Ziel.
Wandern hat Konjunktur und gemeinsam haben die Stadt Eberswalde, das Amt Biesenthal-Barnim, die Gemeinde Schorfheide, das Amt Britz-Chorin-Oderberg und das Amt Joachimsthal seit einigen Jahren daran gearbeitet, einen Rundwanderweg für (Mehrtages)touristen im Barnim einzurichten. Die Wanderwegkonzeption ist von der Aube Tourismusberatung GmbH erarbeitet worden.
Aube-Geschäftsführer ist Rolf Spittler. Der deutschlandweit renommierte Umwelt‑, Wald- und Wanderexperte hatte zwei Punkte im Blick: Die geplante Route könne laut Spittler vom Deutschen Wanderverband nicht als sogenannter „Qualitätswanderweg“ zertifiziert werden. Einige Wegstrecken führten über Asphalt und historisches Kopfsteinpflaster. Es sei ein höherer Anteil auf Naturwegen zwingend vorgeschrieben. Gleichzeitig überzeugten ihn jedoch die Potenziale des Weges. Schließlich wurde ein Konzept entwickelt, welches im Rahmen des Leader-Programms der Europäischen Union gefördert wurde.
Neuentdeckung der Langsamkeit
Die Projektpartner haben sich als Kennzeichen für den blauen Baum entschieden: Der Baum – für den Wald, der die Landschaft prägt und das Blau – die Farbe für überregionale Wanderwege.
Der Rundweg zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass er durch unterschiedliche, aber dennoch zusammenhängende Naturräume führt. Los geht’s in der Waldstadt Eberswalde. Angereist werden kann mit der Bahn.
Vom Bahnhof aus führt die erste Etappe über den Ort Biesenthal durch den Naturpark Barnim. Hier können Großstädter entschleunigen, wenn die Wanderer den Naturpark Barnim betreten und sich auf die Neuentdeckung der Langsamkeit des genüsslich vor sich hinplätschernden Nonnenfließ‘ einlassen.
Rund um die Naturparkstadt Biesenthal möchte man dann am liebsten barfuß durch den Eiszeitsand mit „Karibikflair“ schlendern. Dann geht es weiter in Richtung Eichhorst durch die kilometerlangen lauschigen Naturpfade entlang des Werbellinkanals im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.
Abstecher in die Eiszeit
Apropos Genuss: Die Etappen sind mit Streckenlängen zwischen 15 und 27 Kilometern so geschnitten, dass für Hofläden, regionale Küche und jede Menge Kultur entlang der Strecke genügend Zeit bleibt. Und wer mag, kann die Etappen auch einzeln erlaufen. Am Anfang und Ende jeder Etappe gibt es Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel.
Zurück zu Wegstrecke: Auf der Biorama-Aussichtsplattform in Joachimsthal können Interessierte in einem 360-Grad-Panorama die von der letzten Eiszeit geprägte Landschaft überblicken.
Im Geoparkzentrum in Groß Ziethen gibt es einen Abstecher in die Eiszeit. Mit Modellen und interaktiver Technik bietet die Ausstellung „erfahrung eiszeit“ die Möglichkeit, vieles über die Eiszeit und den Kampf ums Überleben zu erfahren. Ein riesiges Mammut samt Mammutbaby, ein Säbelzahntiger sowie ein nachgebildeter Gletschertunnel sorgen nicht nur bei kleinen Besuchern für Begeisterung.
Kurz hinter Joachimsthal streift der Wanderer dann das UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin, bevor er Highlights wie das Ökodorf Brodowin, das Kloster Chorin sowie die beiden Schiffshebewerke Niederfinow bei Oderberg entdeckt, bevor der Weg, teils am Finowkanal, zurück nach Eberswalde führt.
Text: Anja Jönsson
Dieser Text erschien zuerst im neuen RAZ Magazin. Denn ab sofort gibt es für Nordberlin und Umgebung – auch für den Wedding – ein neues Medium: Der RAZ Verlag bringt das RAZ MAGAZIN an den Start.