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Dzień dobry! Die polnische Community im Wedding

28. Januar 2021

Artykul o polskiej społeczność na Weddingu

Deutsch- polnisch

Der Anteil aus­län­di­scher Bürger*innen liegt im Bezirk Mit­te bei über 50%. Dabei bil­den Pol*innen die zweit­größ­te Migran­ten­grup­pe. Ich selbst bin auch in Polen gebo­ren, aber in einer pol­ni­schen Com­mu­ni­ty im Rhein­land auf­ge­wach­sen. Erst vor drei Jah­ren zog ich in den Wed­ding, wodurch sich mein Blick auf Pol*innen in Deutsch­land maß­geb­lich ver­än­der­te: Bis zu mei­nem Umzug hat­te ich nur sehr katho­li­sche und dem­entspre­chend kon­ser­va­ti­ve Polin­nen und Polen ken­nen­ge­lernt, die ihren Kreis nur ungern für Außen­ste­hen­de öff­ne­ten. Ich dach­te, alle Polin­nen und Polen in Deutsch­land tei­len die­se Ein­stel­lung, aber im Wed­ding lern­te ich Men­schen ken­nen, die mir genau das Gegen­teil bewie­sen. In die­sem Bei­trag möch­te euch die pol­ni­sche Com­mu­ni­ty im Wed­ding vor­stel­len und viel­leicht sogar das ein oder ande­re Kli­schee aus der Welt schaffen.

Wedding – unsere Heimat

Orts­schild Wedding

Dafür habe ich mit der Vor­sit­zen­den der Städ­te­part­ner­schaft Ber­lin-Stet­tin Doro­ta Kot gespro­chen, die auch im Quar­tiers­ma­nage­ment Bad­stra­ße enga­giert ist. Klei­ner Exkurs zu pol­ni­schen Spra­che am Ran­de: Der Nach­na­me wird ‘Kott’ aus­ge­spro­chen und bedeu­tet über­setzt ‘Kat­ze’.

Mit Hil­fe sehr net­ter und zuvor­kom­men­der Polen und Polin­nen ist Doro­ta vor fünf Jah­ren von Kreuz­berg in den Wed­ding gezo­gen. „Man fühlt sich hier wie zu Hau­se, ohne in Polen zu sein“, sagt sie. Das kann ich sehr gut nach­emp­fin­den, denn im Wed­ding fin­det man nicht nur pol­ni­sche Mediziner*innen, Steuerberater*innen oder Anwält*innen, die Men­schen auf­su­chen kön­nen, wenn sie der deut­schen Spra­che viel­leicht (noch) nicht mäch­tig sind, son­dern auch enga­gier­te, offe­ne und coo­le pol­ni­sche Bürger*innen, die immer Lust auf einen Aus­tausch haben.  „Was ich bezau­bernd fin­de, ist, dass du nicht zu einem pol­ni­schen Super­markt gehen musst, um die Pro­duk­te aus der Hei­mat zu bekom­men“, erzählt Doro­ta begeis­tert. „Auf dem Markt am Leo­pold­platz gibt es bei­spiels­wei­se auch Stän­de mit Gemü­se oder Obst aus Polen und die Verkäufer*innen sind immer bereit zu plau­dern, man muss nur auf sie zuge­hen.“ Sie hat Recht, wenn ich die pol­ni­sche Com­mu­ni­ty im Wed­ding mit der im Rhein­land ver­glei­che, ist die hie­si­ge defi­ni­tiv auf­ge­schlos­se­ner, moder­ner und den Men­schen in Polen viel ähn­li­cher. Denn trotz jedem Kli­schee zeigt mei­ne per­sön­li­che Erfah­rung, dass die Men­schen in Polen mit jeder Gene­ra­ti­on libe­ra­ler und welt­of­fe­ner werden. 

Auf den ersten Blick unsichtbar

Durch unser Gespräch hat mir Doro­ta etwas vor Augen geführt, was mir bis­her so nicht bewusst war: Die pol­ni­sche Com­mu­ni­ty ist groß, inter­kul­tu­rell und her­kunfts­be­wusst, aber auf den ers­ten Blick nicht sicht­bar. So klärt mich Doro­ta auf, dass bei­spiels­wei­se das Café Scha­dé in der Tege­ler Stra­ße von einer Polin betrie­ben wird oder dass die Kuchen und Sup­pen in ihrem Lieb­lings­ca­fé Kater und Gold­fisch von Mał­gorza­ta zube­rei­tet wer­den.  Auch das Frey­sinn hat eine pol­ni­sche Mit­in­ha­be­rin, wie ich spä­ter erfah­ren habe. Schon durch das Tele­fon kommt Doro­tas Lei­den­schaft für das The­ma durch.
Das Wich­tigs­te bei den Gas­tro­no­mie­be­su­chen ist für sie jedoch nicht das Essen, son­dern viel mehr das Zusam­men­sein mit der Com­mu­ni­ty. Wenn ihr trotz­dem in den Genuss der wun­der­ba­ren pol­ni­schen Küche und Pro­duk­te kom­men möch­tet, fin­det ihr unter ande­rem in der Hoch­stra­ße 38 ein Geschäft mit allen pol­ni­schen Spe­zia­li­tä­ten, die zur der Zube­rei­tung von Pie­ro­gi oder Bigos benö­tigt werden.

Stettiner Küche und ihr Paprykarz

deutsch- polnisch
Pro­jekt Stet­tin; Foto: Doro­ta Kot

 

Wie zu Beginn erwähnt, ist Doro­ta auch im Quar­tiers­ma­nage­ment Bad­stra­ße enga­giert. Hier hat sie zuletzt bei einem Pro­jekt mit­ge­wirkt, wel­ches sich mit der Stet­ti­ner Stra­ße im Wed­ding beschäf­tigt. Sie erzählt, der Nord­bahn­hof hieß frü­her Stet­ti­ner Bahn­hof, da hier Züge aus Stet­tin anka­men, auch für mich eine neue Info. Scha­de, dass man heu­te nur vom Ost­bahn­hof – ohne Umstieg – nach Stet­tin kommt, den­ke ich. Auch die Stet­ti­ner Stra­ße hat ihren Namen nicht bekom­men, weil dort etwa so vie­le Stettiner*innen woh­nen. Sie wur­de nach der Ziel­sta­ti­on der Bahn­stre­cke Ber­lin-Stet­tin benannt. Durch die Stra­ße führ­ten die Glei­se und ver­ban­den die pol­ni­sche Stadt in West­pom­mern mit Ber­lin. „Im Zuge des Pro­jekts wur­den auch Stadt­füh­run­gen durch die Stet­ti­ner Stra­ße ver­an­stal­tet, die sehr gut besucht waren. Nach der Pan­de­mie wol­len wir die Idee auf jeden Fall fort­set­zen“, erzählt Doro­ta begeis­tert. Allein die­ses Pro­jekt ver­deut­licht, dass der öst­li­che Nach­bar nicht nur ein wich­ti­ges Migra­ti­ons­land  ist, son­dern auch mit dem Wed­ding näher ver­wandt, als man viel­leicht den­ken wür­de. Denn den Wed­ding und Stet­tin tren­nen ledig­lich 116 km, also weni­ger als andert­halb Stun­den Auto­fahrt. Zug­ti­ckets gibt es bereits ab 12 Euro.  Zurück zum Pro­jekt: Es soll­te fer­ner ein Koch­abend mit Spe­zia­li­tä­ten der stet­ti­ni­schen und pom­mer­schen Küche ver­an­stal­tet wer­den. Auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie fand die­ser jedoch via Zoom statt. Eine pol­ni­sche Ehren­amt­li­che mode­rier­te den Abend und die Teilnehmer*innen berei­te­ten „Papry­karz“ – ein Stet­ti­ner Papri­ka­ge­richt – zu. Zur Stet­ti­ner Küche wur­de außer­dem ein You-Tube-Video pro­du­ziert. Interessent*innen kön­nen sich die­ses hier anschauen.

Die lebendige Wedding-Community

Foto: Doro­ta Kot

Wei­ter ver­an­stal­tet Doro­ta Aus­stel­lun­gen für und mit Frau­en oder Geflüch­te­ten im Wed­ding und lernt dadurch inter­es­san­te Men­schen ken­nen, wie bei­spiels­wei­se die pol­ni­sche Künst­le­rin Lucy­na Via­le vom Ate­lier art.endart. Sie habe viel für die pol­ni­sche Com­mu­ni­ty im Wed­ding getan und ist in der Gegend sehr bekannt, meint Doro­ta.  Trotz all den groß­ar­ti­gen Men­schen haben Polin­nen und Polen aber immer noch mit vie­len Ste­reo­ty­pen zu kämp­fen. Die Kli­schees der betrun­ke­nen Bau­ar­bei­ter, schwarz­ar­bei­ten­den Putz­kräf­te oder ernst-kon­ser­va­ti­ven Katholik*innen ist weit ver­brei­tet. Doro­ta ist jedoch der Mei­nung, dass die pol­ni­sche Com­mun­tiy einer von den beson­de­res leben­di­gen im Wed­ding sei. Unter dem Slo­gan „Ost­eu­ro­pa ist nicht nur Wod­ka? Ach, was!“ möch­te sie mit wei­te­ren enga­gier­ten Polen und Polin­nen mit die­sen Kli­schees auf­räu­men. Die vie­len Initia­ti­ven und Pro­jek­te der Com­mu­ni­ty, wie ‚pink rab­bit‘ oder die ‚Bloo­dyb­lack­redrab­bits‘ sind tol­le Bei­spie­le dafür.  Im Übri­gen nimmt die Zahl der Kirch­gän­ger in Polen immer wei­ter ab und auch der Alko­hol­kon­sum sinkt ste­tig. Polen und Polin­nen im Wed­ding fin­det man nahe­zu über­all. Egal, ob in Restau­rants, auf dem Markt, in Arzt­pra­xen oder ein­fach auf der Stra­ße, man muss ledig­lich die Augen für die ver­meint­lich unsicht­ba­re Com­mu­ni­ty öff­nen und die Men­schen ein­fach ansprechen. 

Denn wie Doro­ta auch sagt: wir sind eigent­lich alle nett, inter­kul­tu­rell und offen. 

Habt ihr Tipps aus der pol­ni­schen Com­mu­ni­ty – mit guten Läden oder tol­len Rezep­ten? Dann schreibt ein­fach eine Mail an [email protected]

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