Die „Freunde alter Menschen“ (FAM e.V.) kümmern sich um die, die man nicht mehr sieht: Ältere, die allein leben und kaum noch oder gar nicht mehr vor die Tür gehen. Wir stellen euch die Arbeit des Vereins und die Ansprechpartnerin im Weddinger Treffpunkt vor.
Selbstbestimmt im hohen Alter
Ayten Kaufmann ist selbst im Afrikanischen Viertel aufgewachsen. Die 43-Jährige hat türkische Wurzeln. Sie kennt daher die kulturellen Unterschiede in den familiären Strukturen – und auch die Tatsache, dass ältere Menschen in Deutschland oft allein leben. Zwar gibt es ein ganzes Netzwerk von Dienstleistungen von Essen auf Rädern über Hausnotruf, Mobilitätshilfedienste, Gutachten für Sozialversicherungen bis hin zu Pflegediensten, die nach Hause kommen, aber: „Das System ist ausgeklügelt“, findet Ayten Kaufmann, „es fehlt das Menschliche.“ Die gelernte Arzthelferin und Kauffrau im Gesundheitswesen versucht als Koordinatorin für den Weddinger Ableger des Vereins „Freunde alter Menschen“ genau die fehlende menschliche Wärme einzubringen, denn für ein selbstbestimmtes Leben ist diese im hohen Alter lebensnotwendig. „Wir wollen, dass die Hochbetagten so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung leben können“, sagt sie, „und dafür braucht es eine funktionierende Nachbarschaft und Freiwillige, die miteinander sprechen.“
Die Genossenschaft 1892 hat dem Verein in ihrem Concierge-Büro in der Oxforder Straße 4 einen Treffpunkt zur Verfügung gestellt, wo Ayten Kaufmann die Aktivitäten des Vereins organisiert. Dort geht es nicht vorrangig um soziale oder medizinische Fragen, sondern um das, was unbeachtet von der öffentlichen Wahrnehmung massenhaft vorkommt: Einsamkeit im Alter, vor allem wenn Menschen über 75 allein wohnen. Das Ziel ist es, einen Heimeinzug zu vermeiden.
Was FAM e.V. tut
„Ich lebe jetzt schon seit 1959 in meiner Wohnung“; schreibt die 87-jährige Hildegard, „und hier möchte ich auch bis zu meinem Lebensende bleiben.“ Dabei hilft ihr der Verein: Senioren wie Hildegard werden von FAM e.V. mit jungen und alten Nachbarn in Kontakt gebracht. Vor der Corona-Pandemie lud Ayten Kaufmann zu Kaffeeklatsch, Rückenschule oder gemeinsamem Kochen im Treffpunkt ein. Bei FAM e.V. werden Betroffene auch zu allen Themen rund ums Alter, Pflege oder Bewältigung von Alltagsproblemen beraten – damit sollen den Senioren aber keine Entscheidung abgenommen werden.
Außerdem organisiert FAM e.V. auch Besuchspartnerschaften. Dabei geht es darum, dass sich Freiwillige beständig um eine „alte Freundin“ oder einen „alten Freund“ besuchen. Das geht wegen Corona derzeit auch telefonisch oder per Brieffreundschaft. „Wichtig ist nur, dass die persönlichen oder telefonischen Besuche kontinuierlich erfolgen“, berichtet Ayten Kaufmann aus langer Erfahrung. Darüber hinaus gibt es auch Oberschulkinder, die Briefkontakte mit Hochbetagten pflegen.
Was ihr tun könnt
Für die Älteren ist die jährliche Weihnachtsfeier von FAM e.V. das größte Highlight im Jahr. Dass sie in diesem Jahr wie geplant in einem Restaurant stattfinden kann, ist aufgrund der Corona-Bestimmungen unmöglich geworden. Aber was sich Ayten Kaufmann für zukünftige Veranstaltungen vorstellen kann, ist ein Fahrservice: Jüngere holen die Älteren zu Hause ab und bringen sie zum Ort der Feier, wo es eine Einladung zum Essen für alle gibt. Momentan finden auch unter den üblichen Corona-Maßnahmen 1:1‑Besuche statt. Oft sind diese Besuche der einzige soziale Kontakt, den die älteren Menschen haben. Wer eine Besuchspartnerschaft übernehmen möchte, sollte sich bewusst sein, dass es sich nicht im eine Dienstleistung, sondern um eine durchaus langfristiges, ehrenamtliches Engagement handelt. Auch für die alten Freunde soll der Besuch kein Pflicht-Event, sondern eine freundschaftliche Geste darstellen. Einbringen kann sich aber auch jede Person explizit bei Veranstaltungen oder mit eigenen Ideen. Momentan ist selbst bei den 75+-Menschen das Bedürfnis da, Whats-App, Zoom und Co. zu verstehen, um mit entfernter Verwandtschaft und Freundin digital im Kontakt zu bleiben. Eine Einführungsveranstaltung für alle Interessierten ist für das nächste Jahr geplant. Auch dafür ist Hilfe gern gesehen.
Da ein gemeinsames Singen im Advent derzeit schwer vorstellbar ist, wäre ein von den Weddingern organisiertes Live-Konzert im Hof ein unvergesslicher 4. Advent für die Senioren. Aus den Fenstern für diejenigen, die ihre Wohnungen nur noch schwer verlassen können, sowie im Innenhof für Menschen aus anderen Wohnhäusern kann so auch unter Abstand in kleiner Form weihnachtliche Stimmung aufkommen.
Mehr Informationen dazu, wie ihr mitmachen könnt, finden sich auf der Homepage des Vereins!
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