Während wir über Entschleunigung und Home-Office sprechen, gibt es weltweit viele Menschen, deren zu Hause nicht von vier Wänden umschlossen und erst recht nicht isoliert ist. Ein lyrischer Versuch, die eigenen Gedanken zu sortieren.
Zu, was immer offen war
Mein Blick schweift durch die menschenleere Pankstraße,
auf dem Weg zur Arbeit, wo ich an parkenden Autos vorbeirase.
Und wo sich gefühlt gestern noch – im Trance der Großstadt -
alles im geordneten Chaos befand,
ist jetzt zu, was immer offen war.
Es fängt an mit den sonst wärmespendenden Räumen der niemals schließenden Kneipen,
in welchen sonst viele Menschen nächtliche Obdach zu finden scheinen.
Doch in allgemeiner Panik, kombiniert mit Existenzangst,
nehmen wir diese Menschen nun erst recht nicht mehr an die Hand.
Den verlorenen Seelen in unmittelbaren Nähen, wirds nun noch schlechter gehen.
Und uns fällt’s leichter wegzusehen, weil wir pflichtbewusst für ein Stück Hefe anstehen und die letzte Packung Mehl auswählen.
Während wir seit Wochen nur noch über fehlendes Klopapier sprechen,
passieren weltweit weiter die schlimmsten Verbrechen.
Die Welt steht still? Ich glaube wohl kaum,
solange Menschen noch immer aus Krieg und Armut abhauen.
Ihre Liebsten und ihr Leben verlassen,
doch wo sie auch ankommen, scheint man sie noch mehr zu hassen.
Doch jetzt ist zu, was immer offen war.
In Zeiten von Hygieneregeln und Desinfektion,
gibt es Menschen, für dich sich nicht mal betteln mehr lohnt.
In Zeiten von Krisenmanagement unserer Regierung,
sprechen wir nicht mal mehr über Evakuierung.
Gebrochene Versprechen aufgrund der Notlage,
brauchen Menschen unsere Hilfe, doch ignoriert wird die Plage.
Trotz Angst und Ungewissheit, Grenzschließung und Uneinigkeit,
#staythefuckhome und der ganz individuellen Situation,
dürfen wir nicht vergessen, dass solch ein Ereignis
mal wieder vor allem die Ärmsten betrifft.