Ein Besuch auf dem Friedhof an der Kreuzung Müller- und Seestraße lässt einen Teil der Weddinger Geschichte lebendig werden. Denn hier ruht u.a. die Bezirksbürgermeisterin Erika Hess (1934−1986), auch die „Mutter vom Wedding“ genannt, weil sie immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen hatte. Auch der bekannte Heimatdichter Jonny Liesegang (1897−1961) ist hier beigesetzt, in dessen Büchern die Hausmeisterin „Frau Nuschnpickeln“ eine bedeutende Rolle spielt.
1884 beschrieb der Schriftsteller und Journalist Julius Rodenberg diesen Teil der Müllerstraße so: „Von hier ab hören die Häuser fast ganz auf, und man hat zu beiden Seiten die Landschaft: zur Linken das Grün und den dunklen Waldstreifen der Jungfernheide, zur Rechten die Sandhügel der Reinickendorfer Gemarkung. Hier sind nur noch Kirchhöfe; der nächste der Begräbnisplatz der Charité.“ So wurde damals der Friedhof Seestraße genannt, denn hier wurden jene Verstorbenen beerdigt, die keine Angehörigen mehr hatten, und deren Überreste zu Unterrichtszwecken zur Anatomie geliefert worden waren. Die Leichen “notorisch ganz verkommener Personen, um die sich niemand kümmert,“ zitierte Rodenberg die entsprechende preußische Verordnung aus dem Jahr 1718 und fügte hinzu: „Doppelt Unglückliche! Fremd, arm, verkommen und ohne Familie!“
Feuerbestattung setzte sich durch
Es war aber auch die Zeit, in der Rudolf Virchow die öffentliche Gesundheit durch die „zunehmende Anhäufung von Verwesungsstätten“ um die großen Städte herum gefährdet sah. Doch Einäscherungen, die sich Rudolf Virchow vom Standpunkt der öffentlichen Gesundheitspflege wünschte, ließen zunächst noch auf sich warten. Erst 1912 wurde die Feuerbestattung in Preußen erlaubt und das Krematorium Wedding an der Gerichtstraße als größte Verbrennungsanlage Europas in Betrieb genommen. Der Friedhof Seestraße wurde zum Urnenfriedhof.
An dem schlichten Eingangsbau aus dem Jahr 1937 weist heute ein Schriftzug auf den „Städtischen Urnenfriedhof Seestraße“ hin. Hier ruhen in Ehrengräbern zahlreiche Weddinger die auf Grund ihres Widerstandes gegen das NS-Regime verfolgte und ermordet worden sind so u.a. Otto Schmirgal, Albert Kayser, Max Urich und Otto Lemm.
Gedenkstätte zum 17. Juni 1953
Wer die verschiedenen Gedenkstätten auf dem Friedhof besucht, nimmt aber meist einen anderen Eingang, nämlich den von der Seestraße auf Höhe der Malplaquetstraße. Hier führt der Weg leicht ansteigend zu einer großen Denkmalanlage für elf Todesopfer des 17. Juni 1953, die während des Ost-Berliner Aufstandes in West-Berliner Krankenhäusern behandelt wurden und dort starben. Auf dem Weg dorthin, gleich hinter dem Eingang, übersieht man schnell ein weiteres Sammelgrab: nur die schlichte Inschrift „Hier ruhen 295 Opfer der Nationalsozialistischen Diktatur“ auf einem Findling sowie drei Bronzeplatte mit Namen verweisen auf eine andere Gedenkstätte. Um mehr zu erfahren, lohnt die Recherche beim Volksbund der Kriegsgräberfürsorge. Denn auf dessen Website erfährt man, dass unter der Rasenfläche Urnen mit der Asche von Opfern des Massenmordes an Behinderten – auch Euthanasie genannt – und KZ-Opfern begraben sind, die meist in den Jahren 1940 und 1941 in den “Anstalten” und Konzentrationslagern Hartheim, Bernburg, Grafeneck, Sonnenstein, Hadamar-Mönchberg, Dachau und Buchenwald zu Tode kamen. Darüber hinaus sind hier Opfer aus den Zuchthäusern Plötzensee und Brandenburg beigesetzt – darunter 18 Regimegegner, die am 12. und 13. Juli 1943 in Plötzensee hingerichtet wurden, und 39 unbekannte Frauen, die man nach der Zerstörung des berüchtigten Frauengefängnisses in der Bessemerstraße am 24. August 1943 tot auffand.
Das Denkmal für die „Opfer des 17. Juni“ wurde vor einiger Zeit durch eine zusätzliche große, gut sichtbare Tafel mit historischen Informationen ergänzt. Dass demgegenüber jeglicher Hinweis auf 295 Toten aus der Zeit des Nationalsozialismus, auf Ort und Hintergrund ihrer Ermordung fehlt, das ist eben auch ein Teil der Weddinger Geschichte.
Autor: Eberhard Elfert
Der Urnenfriedhof Seestraße wird nun zur Hälfte ein muslischer Friedhof,aber niemand fragt,was mit den Urnengräbern wird,die sich noch auf dieser Hälfte befinden.Sie werden entweder entsorgt oder wenn man es rechtzeitig erfahren hat,dann kann man seine Angehörigen noch zur anderen Hälfte,zur Müllerstraßen Seite
Umtopfen lassen.Das hört sich schrecklich an und ist es auch,aber genauso läuft es dort zur Zeit.
Auf diesem Friedhof herrschen unhaltbare Zustände ! Es wird auf Gräber geschissen und dauernd lungern dort Penner und Dealer herum!!!! Wenn es nicht so unverschämt teuer wäre, würden wir unsere Angehörige umsetzen lassen. Die Anlage ist ungepflegt, der Wasserbrunnen funktioniert seit ca. einem Jahr nicht mehr . Traurig, das einem das viele Geld aus der Tasche gezogen wird und dafür absolut Null Leistung erbracht wird !!!!!
“Dass demgegenüber jeglicher Hinweis auf 295 Toten aus der Zeit des Nationalsozialismus, auf Ort und Hintergrund ihrer Ermordung fehlt, das ist eben auch ein Teil der Weddinger Geschichte.”
das ist kein teil der weddinger geschichte sondern schlicht und ergreifend ein skandal!!!