Unsere Leserin lebt seit Sommer 2017 im Brüsseler Kiez. Als noch berufstätige Seniorin fiel ihr auf, dass es mitten im Viertel für die älteren Kiezbewohner keinen geeigneten Ort gibt, an dem man sich treffen und austauschen könnte. Die nächsten Seniorentreffs sind alle zu weit, um sie bequem zu Fuß zu erreichen. Gibt es überall im Wedding genügend Treffpunkte für Senioren?
Gastbeitrag unserer Leserin
“Da wir hier auch kein Seniorenheim wie im nördlichen Parkviertel (in diesem Gebiet leben drei Mal so viele Bewohner über 65 Jahren wie im Brüsseler Kiez) haben, gibt es nicht einmal einen Raum, den man gelegentlich mitnutzen kann, um ein Event für Ältere oder unverbindliche Treffpunkte zum Kennenlernen zu belegen. Einzig die Kapernaumkirche an der Seestraße. also der nordwestlichen Peripherie des Kiezes mit ca. 8.500 Anwohnern, bietet einige Veranstaltungen und Gesprächskreise. Abgesehen davon sind wir auf allen vier Seiten des fast schachbrettartigen Kiezes umgeben von gefährlichen großen Straßen (Seestraße und Schwerlastverkehr) und Tramtrassen bzw. einer Mauer des Virchow-Klinikums an der Amrumer Straße.
Das Paul-Gerhardt-Stift ist über 500 m entfernt und anschüssig über die großen Ampelanlagen Müller-/Ecke Seestraße erreichbar. Das Sprengelhaus ist 1,4 km entfernt, sofern man den langen Weg über Leopoldplatz oder die abgelegene und desolate Luxemburger Straße auf sich nehmen möchte.
Der Otawitreff ist auch ein guter Ort, direkt am Volkspark Rehberge, aber für die fast 1.000 um die 60-Jährigen und Ü65-Jährigen des Brüsseler Kiezes vermutlich vor allem im heißen Sommer und kalten Winter, auf ungestreuten Wegen, kein Traumziel, um Andere zu treffen. Cafes und Bistros, die viele Plätze bieten, gibt es so gut wie nicht; die Bäckerei Stern ist sehr nett, hat jedoch nur eine Zeile Gartenstühle, die man aber nur sommers benutzen kann.
Kulturprogramme jenseits der Kirche gibt es nicht. Für keinen. Man könnte höchstens in den wenigen vorhandenen Räumen wie dem BATIK oder dem “Spinner & Weber” etwas organisieren. Es gibt wirklich sehr nette Kneipen, in denen aber so viel E‑Zigaretten geraucht werden, dass man tagelang die Bekleidung lüften muss. Ist das etwas für Alte und Ältere?
Die sozialpolitische Frage ist, ob man Alten und Gehbehinderten und Sozialrentnern zumuten kann, zwei Kilometer weit zu laufen. Dies brachte die neue Altenhilfekoordinatorin Frau Wiedemann ins Gespräch, und ich frage mich, ob es zulässig ist, dieses Kriterium für die nach dem 7. Altenbericht der Bundesregierung intensiv geforderte lokale kommunale Altenhilfe vor Ort anzuführen. Die wirklich relevante und wichtige Zusatzfrage ist, unter welchen Nebenbedingungen der Weg zumutbar ist? Die Wege, die ich beschrieben habe, sind teils gefährlich und unwegsam oder im Winter unzumutbar.
Alles in allem: Ich habe an den Bezirksbürgermeister geschrieben, an etliche lokalpolitisch Involvierte (Stadtteilkoordination im PGS, SeniorInnenvertretung Mitte, Runder Tisch SeniorInnenarbeit im Parkviertel u.a.) und noch nicht von allen eine Antwort erhalten.”
Autorin: Renate Straetling
Dies sind die Treffpunkte für Seniorinnen und Senioren in Berlin-Mitte
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Ich kann mich den Äusserungen von Frau Strätling nur anschließen. Auch mir, inzwischen 70 Jahre alt, fehlt eine Anlaufstelle fußläufig in der Nähe, wo man sich zum Spielen, Klönen, Gymnastik oder gar Tanzen mit Gleichaltrigen treffen kann. Es gibt hier im Brüsseler Kiez einige leerstehende Gewerberäume, liesse sich da nichts einrichten? Ich würde mich auch gern ehrenamltich einbringen.
Zusätzlich möchte ich anmerken, dass ich an unserer Haupteinkaufsstrasse, der Müllerstraße, Bänke vermisse, wo man sich mit seinen Einkäufen mal zwischendurch ausruhen kann.
Es gab vor einiger Zeit eine Umfrag des Bezirks an SeniorInnen, an der ich nicht teilgenommen habe, nachdem ich mir die mageren Ergebnisse der letzten deratigen Umfrage angesehen hatte: für den Wedding nichts von der Stadt unterstütztes!
Freundliche Grüße
Heidi Richter