Mitte ist Schitte, Prenzlberg ist Petting. Real Sex is only Wedding. Wahre Worte, die das PrimeTime-Theater als Text zu seiner Erkennungsmelodie verwendet. Doch manchmal kann einem die raue Wirklichkeit unseres gnadenlos ehrlichen Wedding zu viel sein. Wie erholsam und gesittet geht es hingegen in unserem Nachbarstadtteil Prenzlauer Berg zu! Und geben wir es offen zu: Manchmal lassen sich dort einfach Dinge entdecken, die es im Wedding so nicht gibt. Wir haben unsere Leserinnen und Leser gefragt, aus welchen Gründen sie in den Nachbarstadtteil fahren – müssen oder wollen. Die Online-Zeitung Prenzlauer Berg Nachrichten hat übrigens die gleiche Frage an ihre Leser gestellt.
Nur unfreiwillig …
Manch einer betritt den Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg nur gezwungenermaßen. Sei es, wie einige unserer Leser, nur montags bis freitags für die Arbeit oder weil sich dort der Kita- oder Schulplatz der Kinder befindet. Oder ganz einfach, um von dort woanders hinzufahren, beispielsweise vom S‑Bahnhof Bornholmer Straße.
Einige Weddinger stellen bekanntlich ihren Sperrmüll auf die Straße. Alle anderen kennen natürlich den Recyclinghof der BSR. Denn er ist die erste Anlaufstelle für die Weddinger, die einfach mal was loswerden wollen, und liegt gleich hinter der Behmstraßenbrücke – bevor es mit dem Prenzlauer Berg so richtig losgeht. Doch da muss es doch noch mehr zu entdecken geben in diesem so andersartigen Stadtteil?
Höchst freiwillig …
Konzerte im FRANNZ-Club, die Kulturbrauerei oder die Max-Schmeling-Halle: Im Prenzlauer Berg gibt es einige Orte, wo auch wir Weddinger gerne gute Musik hören. Und für ein ALBA-Spiel muss man auch auf die andere Seite des Mauerparks.
Andere Kundschaft, andere Nachfrage: Bestimmte Produkte gibt es im Wedding einfach kaum. Auf der Schönhauser findet man beispielsweise einen Hutladen, verdammt gute Eisdielen oder mehr spezialisierte Geschäfte. Auch die Restaurant-Auswahl ist definitiv größer, ja fast schon ausufernd, im Vergleich zu unserer Seite des Gleimtunnels. Im Park chillen – das geht im Wedding. aber im Park grillen, das geht bei uns nirgendwo. Nur im Mauerpark ist das möglich, weshalb auch viele Weddinger dorthin ausweichen. Backwerk kaufen im Wedding ist ein hartes Brot: Leidvoll hat es wohl so mancher Weddinger schon erfahren, dass Handwerksbäcker echte Mangelware im Wedding sind. Für gutes Brot gibt es einige Ausnahmebäckereien im Prenzlauer Berg, und für die lohnt sich ein kurzer Grenzgang.
Prenzlauer Berg erfüllt jedes Klischee
Manch ein Schüler oder eine Schülerin wird von den Eltern in den Prenzlauer Berg, Pankow oder Alt-Mitte geschickt. Denn noch immer misstrauen viele Eltern den Weddinger Schulen mit ihrem hohen Anteil an Kindern nichtdeutscher Herkunft. Viele unserer Leserinnen und Leser haben auch Verwandtschaft oder Freunde, die (noch) im Prenzlauer Berg leben. Doch die müssen von den Vorzügen des Wedding oft noch “überzeugt” werden: “In den Prenzlauer Berg fahre ich höchstens, um Freunde zu besuchen, die den Absprung noch nicht geschafft haben!” schreibt uns ein Leser.
Eins steht jedoch fest: Die Fülle an Angeboten für Eltern und ihre kleinen und etwas größeren Kinder ist im Prenzlauer Berg enorm groß. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Und in dem Punkt erfüllt der Prenzlauer Berg, so reizvoll er ist, auch immer noch jedes Klischee! Aber am Ende des Tages, so schreibt uns eine Leserin, rückt ein Besuch beim Nachbarn auch die ein oder andere Unzulänglichkeit des Wedding wieder gerade: “Ich fahre manchmal in den Prenzlauer Berg, um mich danach im Wedding wieder sauwohl zu fühlen!”
Fotos: Kristina Auer, Prenzlauer Berg Nachrichten
Die Idee zu diesem Artikel entstand, als sich die Macher von Weddingweiser und Prenzlauer Berg Nachrichten endlich einmal persönlich kennenlernten. Hier könnt ihr nachlesen, warum Prenzlauer Berger in den Wedding fahren.
Klugscheisser-Nachtrag: Anders als beim Wedding wird für den Stadtteil Prenzlauer Berg kein Artikel verwendet – es müsste also heißen: “Warum wir (manchmal) NACH Prenzlauer Berg fahren”.
Danke für die Erinnerung! Ich liebe ja diese hyperlokalen Feinheiten, die den echten Kenner ausweisen. Dominique, Weddingweiserin
“Manch einer betritt den Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg nur gezwungenermaßen.”
–> Kann mich weiterhin nicht an die Bezirksreform gewöhnen. Prenzlauer Berg ist ein eigenständiger Bezirk.
Das geht uns auch so. Wedding ist für uns auch noch immer Wedding. Eigentlich müssten wir ja Mitteweiser oder “Wedding- und Gesundbrunnenweiser” heißen. Uuuaahhh! Dominique, Weddingweiserin