Das ist passiert
Mit der neuen, engen Hose schlenderte ich fröhlich durch den Kiez und musste am Leopoldplatz an einer Gruppe junger Männer vorbei. Man sah mich, man bemerkte mich und fing offensichtlich an über mich zu tuscheln. Als ich an den Fünfen vorbei ging, rief einer mit deutlich türkischem Akzent „Hey, schönes Weib!“. Ich grinste freundlich vor mich hin und setzte meinen Weg unbeirrt fort. Ein Kumpel kicherte und verbesserte leise „Das heißt ‚Beine’.“ Typ Nummer Eins korrigierte lauthals „Hey – schönes Beine!“. Spontanes Gelächter in der Gruppe. Ich drehte mich im Weitergehen um, lachte dabei, aber ich konnte leider nicht mehr hören, was die Jungs untereinander besprochen haben.
Das steckt sprachlich dahinter
Fazit der fröhlichen Kiezbegegnung: Weib und Bein zu verwechseln kann zu Kommunikationshürden führen. Im Türkischen sind es zwei grundverschiedene Worte, nämlich karı und bacak. Letzteres könnte mit bardak (Glas) verwechselt werden, aber das soll hier nicht Thema sein.
Wir lernen: Man sagt z.B. „Hey, schönes Weib!“. Oder „Hey, schöne Frau!“ wenn einem das Gesamterscheinungsbild gefällt. Wenn es nur um die unteren Extremitäten geht, wäre „Hey, schöne Beine!“ ein Anfang. Auch wenn das für Muttersprachler wegen des komplett unterschiedlichen Aufbaus der türkischen Grammatik eine echte Hürde ist, drücken wir uns besser in einem vollständigen Satz aus, da im deutschen Satzbau „Beine“ grammatikalisch Subjekt sind und insofern eigentlich nicht direkt angesprochen werden können. Außer genau das ist der Sinn des Ausrufs.
Wir sagen also: „Hey, Du hast schöne Beine!“ mit Betonung auf „schöne“ oder „Beine“, je nach dem was man genau meint. Man kann variieren, denn möglicherweise möchte man die Dame ja öfter ansprechen oder gleich die nächste dahinter auch, dann ist es blöd, wenn immer nur der gleiche Satz zu hören ist. Eine einfache Variante ergibt sich durch Wortdrehungen: „Hey, schöne Beine hast Du“. Hier bietet sich die Betonung auf „schöne“ an. Vokabel-Varianten sind z.B.: schöne Augen (güzel gözler), schöne Haare (güzel saçlar) oder, allgemeiner, schönes Haar (güzel saç) (Der deutschsprachige Leser wird an dieser Stelle bemerken, dass Adjektive im Türkischen nicht gebeugt werden müssen. Praktisch, oder?)
Das sollte man aber beachten
Und wir bedenken bei Begeisterungsausbrüchen dieser Art: Immer freundlich lächeln, eine offene, lässige Körperhaltung einnehmen, auch ein kleines, anerkennendes Nicken mit dem Kopf ist angemessen. Keineswegs auf die Dame-des-Gefallens zugehen, bis diese nicht eindeutig signalisiert hat, dass sie das möchte. Falls sie nicht oder womöglich verärgert reagiert, bitte nicht enttäuscht oder gar gekränkt sein. Es passiert den charmantesten Kavalieren, dass sie einen „Korb“ bekommen, vulgo “voll krass abblitzen“. Hierzu sagt ein deutsches Sprichwort: Ein neuer Tag, ein neues Glück. Apropos: Bei Nacht oder an schlecht beleuchteten Orten unterlassen wir solch ein Ansprechen tunlichst, da es Frauen im Allgemeinen eher verunsichert als erfreut. Dass sich obszöne Gesten, auch in zartester Andeutung, bei dieser Art von Kommunikation von selbst verbieten, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Autorin: Anke Rommel
Ob der Beitrag sinnvoll ist oder nicht, sei dahingestellt – wo findet ihr in dem Beitrag aber eine herablassende Einstellung? Ist es nicht gut und richtig, sich wirklich aufeinander einzulassen und nicht nur aneinander vorbeizuleben? Sich damit zu befassen, was hinter einem vermeintlich ärgerlichen Verhalten steckt, und das Ganze auch noch humorvoll zu nehmen, ist doch wahrer Respekt vor Menschen, die aus anderen Kulturen stammen.
Kommt drauf an, mit wem man es konkret zu tun hat … 😀
Einfach mal “die Türken” (alternativ auch “die Araber”, “die Polen”, “die Roma” usw. …) nicht immer so über einen Kamm scheren – das fände ich gut!
Ganz abgesehen davon, dass im Wedding bei Weitem nicht nur Türk_innen leben, ganz im Gegenteil! Schlimm genug, dass trotzdem alle “ausländisch aussehenden” Menschen hier pauschal als solche bezeichnet werden.
Peinlicher und herablassender Bericht, dessen Veröffentlichung ich für einen “Griff ins Klo” halte.
Stimme dir absolut zu, Korinthe!
????????
Um mal kurz richtig zu stellen:
KEIN Mensch würde eine Frau in der Türkei mit “Hey, schöne Beine” (= “Ej, güzel bacaklar”) ansprechen, weil dich sich nämlich – mal rein grammatikalisch – gar nicht angesprochen fühlen würde … (Wenn überhaupt bedürfte es immer noch eines “Ej, güzel bacaların var” …)
Aber so oder so – was möchtest Du eigentlich mit dem Beitrag zum Ausdruck bringen?!?!?!?!
Unabhängig von sprachlichen Feinheiten soll es aber auch so sein, dass Verhaltensweisen und Aussprachen von Türken in Berlin erheblich davon abweichen, was in der Türkei so üblich ist. Wie sind da deine Erfahrungen?
Absolut unnötiger Bericht. Ist schon spannend durch Berlin zu laufen,wa… man man man!
Voll Deiner Meinung, Nina