Meinung In der Böttgerstraße, in der Ruheplatzstraße, am Centre Francais, im Mauerpark, in verschiedenen Höfen, auf Baumscheiben – überall gestalten Menschen im Wedding Orte im öffentlichen Raum mit Einsatz und mit Blumensamen. Es wird gegärtnert und das oft mit dem Einverständnis des Bezirksamtes. Sind das zu viele Gärten, reicht es dem Amt jetzt? Aktuell verhindert das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) die Einrichtung eines neuen Gemeinschaftsgartens in der Stralsunder Straße.
Im Brunnenviertel sollte ein neuer Stadtgarten entstehen. So haben es sich die Nachbarn aus dem Kiez gewünscht. Etwa 20 Menschen wollten auf einer Brache in der für den Verkehr gesperrten Stralsunder Straße gärtnern. Anfang 2017 begannen die Landschaftsarchitekten der gruppe F, die stadtweit Gartenprojekte mit Bürgerbeteiligung durchführen, mit den Vorbereitungen. „Das Interesse war und ist groß“, sagt Bettina Walther von der gruppe F. Eine Kindertagesstätte wollte aktiv werden, viele Nachbarn, auch Geflüchtete aus einer nahen Gemeinschaftsunterkunft.
Das Quartiersmanagement Brunnenstraße wollte die Entstehung des neuen Gartens mit Fördermitteln unterstützen. „Wir hatten mit dem Grünflächenamt zusammen überlegt, ob und wie das gehen könnte. Das Amt befürwortete das Projekt und unterstützte uns. Zwei Mitarbeiter waren auch vor Ort und gaben Hinweise für den künftigen Garten“, erklärt Bettina Walther. Ein Bodengutachten wurde in Auftrag gegeben. So weit, so gut.
Als es dann jedoch konkreter wurde, eine Nutzungsvereinbarung für die bezirkseigene Fläche erarbeitet und ans Amt geschickt war, kam die Überraschung. Das Amt lehnte die Einrichtung eines Gartens an dieser Stelle ab. Der Ablehnungsbescheid kam im August 2017. „Wir haben dann ein halbes Jahr lang versucht, mit dem SGA darüber ins Gespräch zu kommen – vergeblich“, sagt Bettina Walther. Die Zuständigkeiten wechselten immer wieder, ein Gesprächspartner fand sich nicht. Bis heute gab es kein Gespräch und keine Reaktion auf den eingelegten Widerspruch. Woher der Stimmungswechsel im SGA kommt, haben weder Quartiersmanagement noch die erfahrenen Landschaftsarchitekten der gruppe F herausgefunden.
Nun hat sich das Quartiersmanagement Brunnenstraße mit der Bitte um Hilfe an den für Stadtentwicklung zuständigen Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) und die für das SGA zuständige Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Grüne) gewandt. Hilft hier am Ende nur ein politisches Machtwort, um einen Gemeinschaftsgarten entstehen zu lassen?
Jahrelang hat der Bezirk kein Geld für die Grünpflege gehabt, hat die Bürger ermutigt, selbst aktiv zu werden. So wurden zum Beispiel die bezirklichen Pflanzschalen am Vinetaplatz, die sich ganz in der Nähe des geplanten Gartens befinden, in die Obhut der Nachbarn übergeben. Seit Jahren werden sie liebevoll gepflegt und sehen tipptopp aus – und wurden sogar vom Bezirk mit dem Umweltpreis Mitte ausgezeichnet. Nun begründet das SGA seine Ablehnung damit, dass in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit solchen Projekten gemacht worden seien. Ist dem Amt das zunehmende Engagement der Bürger suspekt? Oder ist jetzt, da wieder Geld im Bezirkshaushalt ist und Flächen wieder selbst gepflegt werden könnten, Bürgerbeteiligung einfach nicht mehr gefragt?
Darüber hinaus, so das SGA in seiner Ablehnung, handele es sich um öffentlichen Straßenraum, auf dem Gärtnern ohnehin verboten sei. Tatsächlich? Wie erklärt es sich dann, dass der Bezirk eigens einen Baumscheibenflyer mit Hinweisen für interessierte Nachbarn, die den Straßenbaum mit Begleitgrün schmücken möchten, herausgegeben hat? Warum ist das Amt nicht bereit, eine Sondernutzung für eine Straße zu geben, in der ohnehin kein Auto fahren darf?
Noch eine Frage: Wie kann man ungeregelte Zustände erwarten, wenn ein durch das Quartiersmanagement unterstütztes Projekt hinter dem Gartenplan steht? Immerhin ist das Quartiersmanagement vom Bezirk Mitte beauftragt, arbeitet mit ihm in enger Abstimmung und wird allein schon deshalb nach Projektende für einen geregelten Rückzug von der Fläche sorgen.
Schaut man sich die betreffende Fläche an, kann man nur hoffen, dass das Amt noch einlenkt oder ein politisches Machtwort gesprochen wird. Die Fläche ist seit weit über zehn Jahren verwahrlost und sich selbst überlassen. Sie ist ein Schandfleck im Brunnenviertel. Ein neuer Gemeinschaftsgarten an dieser Stelle, auch wenn er nur temporär sein würde, ist in jedem Fall eine Verbesserung.
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Nee keine wichtige Ergänzung und keine konstruktive Kommentare – nur einfach WUT! ICH FASSE ES NICHT! Alles verkommt und jetzt sind die Anwohner bereit einzugreifen und dann NEIN! Wie lange schon versuche ich das Grünflächenamt dazu zu bewegen, sich um Bäume und Büsche in der Swinemünder/Vinetaplatz zu kümmern? Jetzt soll angeblich im Juni ein LEICHTER Rückschnitt erfolgen… Wer das glaubt wird selig und warum nicht endlich eine anständige Pflege?! Es ist zum verzweifeln und wahrscheinlich verzweifeln auch die zuständigen Personen weil O‑Ton Grünflächenamt “Kein Geld, kein Personal..”
Exact die gleiche Situation und Argumentation im Centre Francais – wir sind da leider auch nicht weitergekommen und warten seit Jahren auf eine Antwort. Für uns auch unverständlich.…
Vielleicht sollte man mal eine Bürgerinitiative “Weddinger Gärten” gründen. Petition, Demo, Unterschriftenliste … vielleicht hilft das was.